Nicht immer schaffen es alle interessanten Fakten und Recherchen in einen Artikel. Das ist auch bei uns so. Einiges was wir für unser großes Themenspecial zusammengesucht haben, wollen wir euch dennoch nicht vorenthalten – vor allem die Absonderlichkeiten und netten Anekdoten.
Von der 1E9-Redaktion
Das war also unser erstes 1E9-Themenspecial: Fahren 2035. Wir und die Roboterautos. Wir haben viel über selbstfahrende Autos, die Chancen und Risiken einer automatisierten Mobilität und die damit verbundenen ethischen Herausforderungen erfahren. Wir haben über die mögliche Veränderung der Städte, über die Sicherheit von Roboterautos und über die Zukunft der Autoindustrie diskutiert.
Aber, da sind wir ganz offen, wir haben natürlich nicht alles gesagt, was zu diesem riesigen Thema zu sagen wäre. Und wir haben manche Fragen offen gelassen. Noch wichtiger allerdings: Während unserer Recherchen sind wir über zahlreiche Informationen, Videos, Anekdoten und andere interessante Fundstücke gestolpert, die es letztlich nicht in unsere Artikel geschafft haben – die aber zu faszinierend, witzig oder einfach zu wissens- und sehenswert sind, um sie nicht mit euch zu teilen.
Daher haben wir diese kleine Liste von Dingen zusammengestellt, von denen wir meinen, dass sie für euch interessant sein könnten. Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn ihr die Liste noch weiter ergänzt! Legen wir los.
Wenn selbstfahrende Autos in Rente gehen: die Kurzgeschichte „Sally“
Der Autor Isaac Asimov hat mit der Foundation-Saga, mit Die Stahlhöhlen und Einbruch der Nacht ein paar der wichtigsten Science-Fiction-Geschichten überhaupt verfasst. Einige seiner weniger bekannten Kurzgeschichten ist Sally. Und die dreht sich um die Welt des Jahres 2057, in der auf den Straßen nur noch Autos erlaubt sind, die dank eines positronischen Gehirns ganz von selbst fahren und sicherer als jeder Mensch unterwegs sein können. Wie Menschen werden die intelligenten Fahrzeuge irgendwann in Rente geschickt. Einige davon leben auf einer Farm, wo sich der Bauer Jake um sie kümmert.
Eines Abends dringt ein Dieb in die Farm ein. Er will einige der Wagen stehlen, um ihre Gehirne zu löschen und zu verkaufen. Als der Plan nicht aufgeht, wird Jake entführt. Ein Auto namens Sally macht sich auf, den Bauern zu retten – gemeinsam mit einigen anderen Autos im Schlepptau. Die Kurzgeschichte Sally zählt zwar nicht gerade zu den besten Geschichten von Isaac Asimov, bringt aber dennoch einige interessante Ideen und Konzepte mit – vor allem da in ihr die legendären Roboter-Gesetze nicht vorkommen. Außerdem wurde das erste selbstfahrende Auto, wie Asimov in der Geschichte andeutet, im Jahre 2015 gebaut. Ziemlich nah dran an der Realität!
Vielleicht die berühmtesten Roboterautos? Das Batmobil und KITT.
Über die vergangenen Jahrzehnte gab es zahlreiche legendäre Leinwand- und TV-Autos. Eine beeindruckende Anzahl davon konnte selbst fahren. Darunter war auch das Batmobil des Dark Knight Batman, der in der Kult-TV-Serie mit Adam West aber nicht so wirklich dark ist. Oder wie würdet ihr das anhand des Videos beschreiben? Nichtsdestotrotz konnte der Mann mit den Fledermausohren den Wagen schon im Jahre 1966 auf Autopilot stellen und mit Sprachkommandos programmieren, was seinerzeit ziemlich beeindruckend anzuschauen war.
Nicht vergessen werden darf natürlich das Superauto schlechthin: KITT, der Knight Industries Two Thousand, aus der Serie Knight Rider. Der kann, wenn es nötig ist, dank seines Alpha-Circuit-Kontrollsystems vollkommen alleine fahren – und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu über 400 Kilometern pro Stunde. Ebenso wie übrigens seine Nachfolger der Knight 4000 im Film Knight Rider 2000 oder der neue KITT, der Knight Industries Three Thousand, in der kurzlebigen neuen TV-Serie von 2008.
Die „Ironie der Automation“ und die Pionierin Lisanne Bainbridge
Wenig ist bekannt über die Kognitionswissenschaftlerin Lisanne Bainbridge, die zwischen den späten 1960ern und 1998 publizierte. Laut ihrem Wikipedia-Eintrag ist noch nicht einmal ganz sicher, dass sie an der britischen University of Reading gearbeitet hat. Das wird nur auf Basis ihrer Veröffentlichungen vermutet.
Das ändert aber nichts daran, dass sie 1983 einen Aufsatz veröffentlichte, der bis heute relevant ist – der angesichts der Debatten um Autos, die immer höher automatisiert werden, vielleicht sogar so relevant wie nie ist. Inzwischen wurde der Text über 1800-mal in wissenschaftlichen Publikationen zitiert und es haben sich sogar schon Forscher mit dem nachhaltigen Einfluss des Bainbridge-Aufsatzes beschäftigt.
Nun aber endlich zum Text selbst. Sein Titel: Ironies of Automation. Darin stellt Bainbridge fest, dass ausgerechnet die Automatisierung von Prozessen – die ja eigentlich dafür gedacht ist, menschliche Fehler zu minimieren – zu mehr Problemen mit dem menschlichen Bediener von Maschinen führt. Kurz zusammengefasst, für die ausführliche Version bitte den Originaltext lesen, erklärt sie das so: Prozesse werden so weit automatisiert, wie es technisch eben möglich ist. Doch ganz ohne menschliche Hilfe kommen sie selten aus. Menschen übernehmen dann die Überwachung der Systeme – und müssen in Extremsituationen eingreifen, die nur selten eintreten.
Und genau damit beginnt das Problem: Einem Computer dabei zuschauen, wie er seine Arbeit macht, ist echt langweilig… daher nimmt die Aufmerksamkeit der Menschen, deren Job genau das ist, ab. Die Anfälligkeit für Fehler nimmt zu. Wenn Menschen nur noch selten die Kontrolle übernehmen müssen, fehlt ihnen außerdem die Routine – eine weitere Fehlerquelle. Und: Gerade in komplexen Ausnahmesituationen, die ein Computer nicht lösen kann, bräuchte ein Mensch wahrscheinlich sein geballtes Wissen. Schlummert das allerdings irgendwo ungenutzt im Langzeitgedächtnis, wird es wahrscheinlich nicht innerhalb von Sekundenbruchteilen da sein.
Gerade für die nächsten Jahre, in denen immer neue Assistenzsysteme auf den Markt kommen, sollten wir immer mal wieder an Lisanne Bainbridge denken.
Komm, wir drehen noch eine Runde im Autonomobil! Deichkind: „Endlich autonom“
Musik featuren wir hier bei 1E9 bisher viel zu selten. Umso besser, dass sich auf dem vor zwei Monate erschienenen Deichkind-Album Wer sagt denn das? ein ganzer Song mit selbstfahrenden Autos beschäftigt. Hier nur ein kleiner Auszug aus den Lyrics: Wat is nu? Fährt ja ganz allein. Guck mal Mama, ohne Hände, ohne Führerschein. Vollautomatisch von A nach B. Gibt noch Krieg, gibt noch Hass, doch ich sitz bequem.
Wer mitsingen will, den Rest des Texts findet ihr hier.
Der Haustier-Modus für selbstfahrende Autos
Wenn ein Auto keinen menschlichen Fahrer braucht, dann kann es nicht nur Kinder oder Leute ohne Führerschein herumfahren – sondern natürlich auch Haustiere! In diesem (erstaunlich ernsthaften) Artikel findet ihr eigentlich alles, was der Haustiermodus eines Roboterautos können muss. Dazu gehören, natürlich, gängige Befehle für Hunde… Für uns bietet diese Idee immerhin die Chance, hier ein schönes Tier-GIF unterzubringen.
Selbstfahrende Autos, die gar keine sind
Bei selbstfahrenden Autos geht es nicht nur darum, wie sie auf ihre Umwelt reagieren. Sondern auch darum, wie die Umwelt und insbesondere Passanten mit ihnen umgehen. Wenn Entwickler die Fahrzeuge programmieren und ihnen Regeln mitgeben, sollten sie das einkalkulieren können. Doch dafür brauchen sie erst einmal belastbare Daten. Ford und die Universität Virginia Tech schickten daher 2017 in Arlington, Virginia, einen Ford Transit auf die Straßen, der scheinbar alleine umherfuhr. Zumindest saß offenkundig niemand auf dem Fahrersitz. Doch der Wagen wurde von einem Menschen gefahren, der als Fahrersitz verkleidet war.
Aber natürlich lassen sich mit dieser Methode nicht nur wichtige Daten erheben, sondern auch herrlich Leute verwirren und …nun… verarschen. Super funktioniert das mit dem nicht ganz, aber zumindest ein bisschen selbstfahrenden Autopiloten von Tesla.
Sind Polizisten auf selbstfahrende Autos vorbereitet?
Noch sind selbstfahrende Autos auf den Straßen eine Seltenheit. Aber was, wenn es mehr werden? Für Polizisten werden sich dann einige neue Herausforderungen und merkwürdige Situationen ergeben. Beispielsweise wie in einem Video, das ein Tesla-Fahrer veröffentlicht hat. Er wollte das Smart-Summon-Feature testen, mit dem ein Tesla-Fahrzeug selbstständig kleine Strecken von der Garage oder einem Parkplatz zu seinem Besitzer zurücklegen kann – ohne einen Menschen am Steuer.
Bei dem Test überfuhr das Model 3 ein Stoppschild und wurde von einem Polizisten angehalten, der sichtlich überrascht in den Innenraum schaute. Einige Kommentatoren unterstellen, dass die Situation inszeniert war. Doch selbst wenn: Die Frage, ob und wie Polizisten mit derartigen Situationen umgehen, muss bald debattiert werden.
Roboterautos könnten Stundenhotels überflüssig machen
Dazu gibt es sogar eine Studie von zwei Forschern der Universitäten von Surrey und Oxford. Darin geht es, zugegeben, vor allem um die Veränderungen die autonome Autos für die Tourismusbranche mit sich bringen könnten. Zu den Prognosen gehört, dass Flüge und Motels die Konkurrenz durch Roboterautos spüren dürften, wenn sich Menschen entscheiden, während nächtlicher Autobahnfahrten zu schlafen. Auch Stadtrundfahrten dürften komplett computergesteuert werden.
Die größte mediale Aufmerksamkeit bekam aber – wenig überraschend – eine andere These aus dem Papier: Autonome Autos werden aus Sicht der Autoren nämlich auch Stundenhotels und Bordelle überflüssig machen, weil sich die Branche in Bewegung setzt. Sozusagen. Vermutlich würden dafür aber private Autos zum Einsatz kommen. Es sei schließlich davon auszugehen ist, dass die Fahrzeuge von Mobilitätsdiensten in irgendeiner Form darauf achten werden, dass Kunden darin keine illegalen Drogen zu sich nehmen, gewalttätig werden – oder Sex haben.
Wie Disney an selbstfahrenden Autos scheiterte
Walt Disney war ein echter Futurist. Er interessierte sich für Raketen, Roboter und wollte einst sogar unsere Gesellschaft revolutionieren. Mit seinem Tod ist dem Disney-Konzern der technische Ehrgeiz verloren gegangen. Aber manchmal traut sich das Mega-Medienunternehmen doch noch mal an visionäre Konzepte. So hatte Disney große Pläne dafür, selbstfahrende Autos in seine Vergnügungsparks zu holen, um Gäste schnell und flexibel umherfahren zu lassen.
Dafür hatte Disney um 2016 auf zwei recht unbekannte US-Unternehmen gesetzt. Nämlich Meridian Autonomous and Phoenix Wings. Doch statt selbstfahrender Fahrzeuge produzierte die Zusammenarbeit lediglich einen schwer zu durchschauenden Rechtsstreit. Meridian beschuldigte Phoenix Wings des Geheimnisdiebstahls und Betrugs – und verlangte Schadensersatz in Millionenhöhe. Phoenix Wings reichte eine Gegenklage ein, weil Meridian einen Aufkauf von Phoenix Wings in Aussicht gestellt hatte, aber zurückzog.
Das Projekt soll durch den Rechtsstreit im Jahr 2017 vollkommen erlahmt sein. Nur Tage bevor eine erste Demonstration der Technik stattfinden sollte, sei es zum totalen Bruch gekommen. Dabei soll Disney bereits die Bestellung von über 100 Fahrzeugen in Aussicht gestellt haben. Mittlerweile sei das Projekt hinfällig.
Dennoch will Disney die selbstfahrenden Autos nicht aufgeben. Der Micky-Maus-Konzern soll angeblich mit Lyft arbeiten, um einen Service zu etablieren, der Besucher nicht durch aber zu den Parks bringen soll.
Wie die Feuerwehr mit selbstfahrenden Autos umgehen soll
Klar, selbstfahrende Autos sollen sicher unterwegs sein. Das ist einer der Gründe, warum an ihnen geforscht wird. Aber natürlich wird es dennoch weiter zu Unfällen kommen. Sei es durch Fehler in der Software oder den Menschen, die noch auf der Straße unterwegs sind. Daher müssen Feuerwehr und Rettungskräfte sich mit den autonomen Fahrzeugen auseinandersetzen. Das hat zumindest Waymo erkannt und hat nun ein Tutorialvideo veröffentlicht, das zeigt, wie im Notfall die Stromversorgung der Wagen deaktiviert wird.
Schon im vergangenen Jahr hatte das Google-Unternehmen eine Anleitung für seine umgebauten Chrysler Pacifica online gestellt, das Tipps gibt, wie mit Waymo selbst Kontakt aufgenommen und der Selbstfahrmodus ausgestellt werden kann.