Weil das Jahr aufreibend genug war, empfehlen wir euch zur Weihnachtszeit ein paar PC-Spiele mit Wohlfühlfaktor. Von Klassikern, die immer wieder einen Blick lohnen, über Mehrspieler-Spaß bis zum beruhigenden Städtebau-Simulator ist alles dabei. Viel Spaß!
Von Dominik Schott
Weihnachten. Die Zeit, in der wir allmählich etwas Tempo aus dem Alltag nehmen, die Familie besuchen und einige gemütliche Tage fernab von Arbeitsstress und Alltagsärger verbringen. Aber dieses Jahr wird diese Tradition zu einer Herausforderung: Die Corona-Pandemie bestimmt auch nach fast einem Jahr noch immer unser Leben, macht soziale Kontakte zu wertvollen Ausnahmen im Home-Office-Trott und stellt selbst die Heimfahrt zu Weihnachten zumindest moralisch in Frage. Was tun?
Die Devise muss wohl lauten: Das Beste draus machen. Gerade Videospiele können ein wenig Wohlfühlstimmung in eine Weihnachtszeit bringen, die dieses Jahr so ganz anders als sonst ist. Zum Glück gibt’s da draußen eine ganze Menge an kleinen und großen Abenteuern, die uns unterhalten, fordern oder zu neuen Horizonten führen können – und so zumindest ein wenig von den Sorgen befreien, mit denen uns 2020 konfrontiert hat. Deswegen eint die Videospiele, die wir hier empfehlen, trotz all ihrer Unterschiede eine Gemeinsamkeit: Sie sind leichtherzig und bieten faszinierende, farbenfrohe Spielwelten, in denen man sich hervorragend für ein paar Wohlfühlstunden verlieren kann. Und es ist wirklich für jeden was dabei.
Der Wohlfühlklassiker: The Secret of Monkey Island
The Secret of Monkey Island aus dem Jahr 1990 ist ein echter Point’n’Click-Klassiker und darf auf keiner Wohlfühlspiel-Liste fehlen. Das Abenteuerspiel erzählt die Geschichte des etwas tollpatschigen, aber gutmütigen Guybrush Threepwood, der sich nichts sehnlicher wünscht, als ein mächtiger Pirat zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er drei Prüfungen bestehen und begegnet dabei neuen Freunden, aber auch Feinden.
Bis heute hat The Secret of Monkey Island nichts von seinem Charme verloren: Guybrush stolpert über die Pirateninsel, konfrontiert Freibeuter im Beleidigungsfechten, gräbt T-Shirts im Wald aus lässt sich mit einer Kanone von zwei Clowns quer durch ein Zirkuszelt schießen. Neben viel Witz erwarten euch außerdem knifflige, aber nicht unfaire Rätsel und viele, viele humorvolle und augenzwinkernde Gespräche mit den Bewohnern der Pirateninsel.
Und wer beim Blick auf erste Screenshots der Originalversion erschaudert, darf sich über eine weitere gute Nachricht freuen: Vor einigen Jahren ist eine Neuauflage des Klassikers erschienen, der die Grafik mit einem neuen Artstyle überarbeitet hat – und auf Knopfdruck jederzeit wieder in die Originalpixelwelt wechselt. Praktisch!
Ablenkung zum Mitdenken: Crusader Kings 3
Crusader Kings 3 will die Träume eines jeden Hobby-Herrschers wahr machen: Als König, Graf, Herzog oder Vasall des Mittelalters habt ihr die komplette Kontrolle über alles, wirklich alles in eurem Reich: Von der Brautschau über Steuersätze bis zu euren Beziehungen mit Familienmitgliedern, Politikern und Generälen entscheidet ihr über alle herrschaftlichen Belange.
Ein konkretes Ziel gibt euch Crusader Kings 3 dabei nicht vor: Ihr könnt also frei entscheiden, ob ihr als süditalienischer Vasall treu eurem Lehnsherren ergeben seid oder als irischer Kriegsfürst die britannischen Provinzen unter einer Flagge vereinen wollt – jeder Weg steht euch frei, jedes noch so ambitionierte Ziel ist zumindest theoretisch auch erreichbar. Ganz widerstandslos geht das aber natürlich nicht über die Bühne. Jedes Familien- und Hofmitglied hat eine Meinung von euch, die sich ständig und beeinflusst von euren Taten verändert. Streut ihr zu viel Missgunst, kann das bis zum Komplott gegen euch führen. Game of Thrones zum Selberspielen.
Die Verwirklichung eurer Machtphantasien kostet Zeit und Einarbeitung, denn Crusader Kings 3 ist kein einfaches Spiel. Dutzende Charakterwerte wollen kennengelernt und Spielfunktionen verinnerlicht werden. Aber genau deswegen hat es Crusader Kings 3 auch in unsere Empfehlungen geschafft: Einen Zugang zu dieser Spielwelt zu finden ist die perfekte Ablenkung vom Alltagstrubel und belohnt euch schließlich mit einer der unvorhersehbarsten und forderndsten Spielerfahrungen des Jahres.
Pixelige Geselligkeit: Travellers Rest
Wenn die reale Geselligkeit dieses Weihnachten schon erschwert wird, dann darf es zumindest auf dem Bildschirm gemütlich zugehen: Travellers Rest verwandelt euren Monitor in den Mittelpunkt einer kuscheligen Taverne mit Kaminfeuer und Holztresen. Ihr seid als Kneipenchef für das Wohl eurer Gäste verantwortlich, braut im Hinterzimmer neue Biere zusammen, schmiert Brötchen für hungrige Mägen und räumt Müll von leeren Tischen ab.
Klingt nach Arbeit, ist es streng genommen auch, aber fühlt sich nicht so an: Travellers Rest strahlt eine derart gemütliche Grundstimmung aus, dass selbst die nicht enden wollende To-Do-Liste eines Kneipenchefs nicht nach Stress, sondern nach Spaß schreit.
Gemeinsam am Bildschirm: Among Us
Among Us gehört zu den großen Überraschungshits des Jahres: Entwickelt von einem kleinen Team, wurde dieser Mehrspieler-Spaß schnell zu einem der meistgespielten Titel auf der Streaming-Plattform Twitch. Und der Grund dafür ist der selbe, warum Among Us auch hier nicht in den Empfehlungen fehlen darf: Es bringt Menschen zusammen wie kaum ein anderes Spiel es dieses Jahr geschafft hat – und zwar in Form hitziger Diskussionen und gewieftem Ränkeschmieden.
Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Bis zu zehn Spieler müssen auf einer Raumstation eine Reihe von Minispielen absolvieren, um zu gewinnen. Unter ihnen sind allerdings mehrere Betrüger, die zu Rundenbeginn zufällig ausgewählt werden. Diese Betrüger müssen versuchen, die anderen Spieler entweder nach und nach auszuschalten oder die Raumstation zu sabotieren. Der Twist: Die Spieler können jederzeit ein kleines Meeting einberufen, zu dem alle zusammengetrommelt werden, um dann darüber zu spekulieren, wer der Betrüger ist.
Aus dieser Situation heraus entzünden sich immer wieder hitzige Diskussionen unter den Teilnehmern, die Schuld auf andere lenken oder fieberhaft von sich weisen. Ein großer Spaß für alle, denen der Austausch mit anderen Menschen dieses Jahr ganz besonders gefehlt hat.
Monster-Manager als Quereinsteiger: Legend of Keepers
Spiele, in denen strahlende Helden in unterirdische Kavernen hinabsteigen, um fiese Monster zu besiegen und Schatzkisten zu plündern, gibt es viele. Legend of Keepers aber dreht den Spieß um – und macht den Spieler kurzerhand zum Dungeon-Manager, der seine monströsen Angestellten umsorgen und regelmäßig gegen anrückende Abenteurer in den Kampf schicken muss.
Im Kern folgt Legend of Keepers dabei einem Schere-Stein-Papier-Prinzip und verteilt unter den verfügbaren Monstern klare Stärken und Schwächen. Die herauszufinden und im rundenbasierten Abwehrkampf gegen die Heldengruppen nach Synergien zu suchen, macht den Reiz von Legend of Keepers aus. Dazu kommt ein detailverliebter Pixel-Look, ein knackiger Schwierigkeitsgrad und bissiger Humor, der immer wieder die moderne Gig-Economy ins Visier nimmt.
Städtebau ohne Druck und Sorgen: Foundation
Foundation macht, wovor sich andere vergleichbare Spiele geradezu fürchten: Dieser Städtebau-Simulator will nicht stressen, fordern und beschäftigen, sondern ganz bewusst zum gemütlichen „Häuslebauen“ einladen. In dieser Welt drohen keine Hungersnöte, keine Katastrophen, keine Angriffskriege. Stattdessen dürfen Spieler entschleunigt Stein um Stein eine mittelalterliche Stadt hochziehen, die bald darauf von knuffigen, pausbäckigen Bewohnern besiedelt und belebt wird.
Nicht Effektivität oder Produktivität, sondern Ästhetik stehen bei Foundation im Vordergrund: Wer schöne Siedlungen baut, lockt neue, zufriedene Bewohner an. Für besondere, repräsentative Gebäude wie Rathäuser und Kirchen erlauben die Entwickler sogar, einzelne Räume und Fassaden nach dem Baukastenprinzip zu entwerfen. So kann man sich stundenlang im langsamen, gemütlichen Ausbau der eigenen Stadt versuchen – noch nie war Städtebau entspannter.
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Jetzt Mitglied werden!Tüfteln wie früher: Aeon of Sands
Aeon of Sands mag auf den ersten Blick ein wenig altbacken aussehen, ist aber unter der Retro-Haube ein hochintelligenter Mix aus modernen und klassischen Spielelementen. Im Zentrum des Spiels steht eine kleine Heldentruppe, die eine gefährliche Fantasiewelt bereist. Auf ihrem Weg muss sie zahllose Monster besiegen, geheime Wandschalter finden, Höhlen erkunden und Gespräche führen.
Denn anders als in seinen angegrauten Genre-Vorbilder könnt ihr in Aeon of Sands einige außerordentlich charismatische Persönlichkeiten treffen, die euch regelmäßig zu schwierigen Entscheidungen herausfordern. Dazwischen ist das Abenteuer durch und durch ein klassisches Rollenspiel, in dem ihr nach wertvollen Gegenständen Ausschau halten, im Level aufsteigen und die Gesundheit eurer Gruppenmitglieder im Blick behalten müsst. Wer sich mit dem ungewöhnlichen Look anfreunden kann, wird mit einem fordernden, aber unterhaltsamen Abenteuer belohnt.
Heldenreise durch’s Mittelalter: Medieval Dynasty
Die Idee von Medieval Dynasty lässt sich etwa so zusammenfassen: American Dream im Frühmittelalter. Als zunächst mittelloser Bauernsohn liegt es an euch, das Beste aus eurem Leben zu machen und in der Gesellschaft aufzusteigen. In der riesigen, offenen Spielwelt sammelt ihr zunächst die wichtigsten Ressourcen zum Überleben, baut bald darauf eure eigene Hütte und überzeugt schließlich mehr und mehr Menschen, sich bei euch niederzulassen.
Nach und nach werdet ihr so zum Vorsteher einer wachsenden Siedlung, in der es ständig etwas zu tun gibt: Neue Gebäude, vollere Nahrungsspeicher, frische Waffen, diplomatische Beziehungen – die To-Do-Liste kennt kein Ende. Aber genau das ist auch der große Reiz von Medieval Dynasty: In dieser Welt bekommt ihr alle nötigen Werkzeuge in die Hände gedrückt, um es bis ganz nach oben zu schaffen. Ob das aber wirklich gelingt, liegt schlussendlich ganz bei euch.