Von Hightech zum Müll: Razer will mit einem KI-Roboter die Meere reinigen

Der Hardware-Hersteller Razer entwickelt zusammen mit einem Unternehmen aus Hong Kong einen Roboter, der mithilfe von Künstlicher Intelligenz die Meere vor Plastikmüll bewahren soll.

Von Adriano D’Adamo

Razer ist eigentlich für sehr teure und sehr bunte Rechner, stylisches Gaming-Zubehör und dieses eine Mal bekannt, als sie einen Wrestler gesponsert haben. Nun will sich Razer auch als Retter der Meere einen Namen machen. Dafür arbeitet das Unternehmen mit dem Öko-Start-up Clearbot aus Hong Kong zusammen, das an einem Roboter forscht, der Plastikmüll aus Küstengebieten und Flüssen fischen soll – und damit dafür sorgen will, dass der nicht auf die hohe See treibt. Der sogenannte Clearbot ist im Grunde ein kleines Boot. Es soll Plastikabfall gezielt anfahren, über eine Luke in der Front einfangen und mittels Transportband in einen Behälter am Heck transportieren. Bis zu 250 Kilogramm an Unrat sollen sich so pro Ausfahrt einsammeln lassen.

Der aktuelle Prototyp wird vollumfänglich mit Solarenergie betrieben. Hinzukommt, dass er während des Einsatzes dazulernen könne. Über Kameras soll eine Künstliche Intelligenz beispielsweise Plastikflasche von organischem Unrat unterscheiden – und aus aufgezeichnetem Videomaterial neue Mülltypen oder auch Müllzersetzungsstadien ableiten, um auf diese Weise effizienter zu werden. Nach der Sammelaktion soll der Roboter selbstständig mittels eingebautem GPS in eine Entladestation zurückfinden. Dass das Prinzip funktioniert, das haben die Entwickler bereits demonstriert. Aber ob und wann der mit Material für rund 1.000 US-Dollar gebaute Clearbot in Serie gehen könnte, das steht noch in Frage. Genau hier will das Gaming-Unternehmen helfen.

Razer will das Team von Clearbot über seinen Green-Investments-Fonds finanziell unterstützen. Aber vor allem will es die Expertise der eigenen Ingenieure beisteuern. Unter anderem wurde gemeinsam schon ein neues Rumpfdesign für den Clearbot entwickelt, der den Roboter auf unruhigem Wasser stabiler und besser navigierbar macht. Auch bei der Wahl von Hardware, mit Kontakten in die Computer- und Elektronikindustrie und möglichen Partnern für eine Massenproduktion will das Gaming-Unternehmen behilflich sein.

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Clearbot ist nicht der einzige Roboter, der zur Reinigung der Meere eingesetzt werden soll. The Ocean Cleanup besitzt gleich mehrere Modelle, die sich in Teilen schon im Einsatz befinden, um Plastikmüll zu sammeln. Für kleinere Gewässer nutzt das niederländische Unternehmen den Interceptor. Er sammelt ganz ähnlich dem Clearbot den Plastikmüll durch eine Öffnung am vorderen Ende und transportiert den Müll in verschiedene Behälter. Das Gefährt kann bis zu 50.000 Liter Müll fassen bevor es geleert werden muss. In den Ozeanen kommt eine andere Apparatur zum Einsatz, die sich die Kräfte der Natur zu Nutze macht.

Bei dem System zur Ozeanreinigung handelt es sich um verknüpfte Schwimmelemente, die eine U-Form bilden. Von diesen hängt ein Netz in die Tiefe. Mittels Steuersystemen stellt sich der Müllfänger gegen die Windrichtung und lässt die Strömung den Plastikmüll in das Netz treiben. Leider kann es nur Müll sammeln, der an der Oberfläche und kurz darunter schwimmt. Ein Großteil des Plastiks im Ozean befindet sich jedoch im tieferen Gewässer oder auf dem Meeresgrund. Sobald das Netz voll ist, muss es manuell geleert werden, indem ein Schiff anfährt und den Müll aufnimmt.

Es befinden rund 80 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren und es kommen jährlich zwischen 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen hinzu. Mit dem Great Pacific Garbage Patch befindet sich im Nordpazifikwirbel eine Ansammlung an Plastikmüll, die insgesamt eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern bedeckt. Zum Vergleich: Mexiko ist knapp mehr als 1.9 Millionen Quadratkilometer groß und Indien 3,2 Quadratkilometer. Damit ist der Great Pacific Garbage Patch halb so groß wie Indien.

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Teaserbild: Razer

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