Wissenschaftler einer US-Universität entwickeln Drohnen, die in der freien Wildbahn unbemerkt bleiben sollen. Dafür setzten sie auf tote Vögel, die sie mit mechanischen Bauteilen wieder zum Fliegen bringen.
Von Michael Förtsch
Sie sind eine Lüge. Vögel sind nicht echt. Bei den gefiederten Kreaturen am Himmel handelt es sich in Wahrheit um mechanische Drohnen, die uns bespitzeln und Informationen für die Regierung sammeln. Vögel sind also eine riesige Verschwörung.
Das ist zumindest die Behauptung von Birds Aren’t Real, einer Verschwörungstheorie die Peter McIndoe im Jahr 2017 spontan in die Welt setzte – und zwar als eine Satire auf die zahlreichen Fake News und Weltverschwörungsbehauptungen, die er im Internet, aber auch in bestimmten Medien sah. Aus Birds Aren’t Real hat sich mittlerweile eine Bewegung mit Demonstrationen, Fernsehauftritten und Dokumentationen entwickelt, die mit ihren absurden Behauptungen sensibilisieren, aber auch unterhalten soll. Doch jetzt wird diese Bewegung von der Forschung eingeholt. Denn Vogeldrohnen sind mittlerweile Realität.
In einer Studie im Fachmagazin Aerospace Research Central beschreiben Ingenieure des New Mexico Institute of Mining and Technology, wie solche natürlich erscheinenden Fluggeräte gebaut werden könnten. Die Idee? „Präparierte Vögel [können] als Plattform für Schlagflügeldrohnen“ genutzt werden. Sprich: Tote, aber durch Taxidermie haltbar gemachte Vogelkadaver sollen in kleine Flugmaschinen umgerüstet werden. Dafür werden die toten Vögel mit Elektromotoren, Batterien, einem kleinen Steuer- und Funksystem, Sensoren und Seilzügen ausgestattet, die die Flügel wieder zum Schlagen bringen. Das System existiert nicht nur in der Theorie, die US-Entwickler haben bereits zwei Prototypen solcher fliegenden Zombievögel erprobt.
So agil wie lebende Vögel sind die Drohnen bislang nicht. Lediglich gleiten und sich statisch mit ihren Flügelschlägen in der Luft halten können sie. Schließlich sind die präparierten Vogelteile bei weitem nicht mehr so flexibel wie sie bei einem lebenden Exemplar sind. Insbesondere die Flügel seien zu steif, um elegante und dynamische Flugbewegungen zu ermöglichen. Außerdem sind die künstlichen Vögel durch die mechanischen Bauteile vergleichsweise laut.
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Die Forscher der US-Universität sind sich trotz der Makel ihrer Entwicklung sicher, dass Drohnen mit Teilen von toten Vögeln eine Zukunft haben. Denn dadurch entfalle einer der schwierigsten Teile der Entwicklung von Schlagflügeldrohnen: das Konzipieren und Bauen der Flügel. Diese in ihrem Aufbau und ihrer Dimensionierung korrekt zu modellieren, sei immer noch eine große Herausforderung, wie New Scientist berichtet. Mit einer gezielten Weiterentwicklung, schreiben die Forscher, könnte letztlich eine äußerst flexible Flugmaschine entstehen.
„Wenn man der Drohne verschiedene Flugoptionen hinzufügt, könnte dies zu einer einfacheren Benutzererfahrung und einem natürlicheren Flug beitragen“, so die Wissenschaftler. „Eine weitere Verbesserung wäre das Hinzufügen von Beinen, damit die Drohne sitzen und überwachen kann, ohne viel Akku zu verbrauchen.“ Als Einsatzzweck sehen die US-Forscher unter anderem das Studium von Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum. Aber auch von Militär und Geheimdiensten könnten diese Drohnen genutzt werden, um Ziele möglichst unbemerkt zu überwachen.
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