This Week in Future #229 // 29.09.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Orion: Meta beeindruckt mit dem Prototyp einer Augmented-Reality-Brille

  • Wer gedacht hat, der Social-Media-Konzern Meta hätte seine Pläne fürs Metaverse, also für das Verschmelzen von physischer und virtueller Realität aufgegeben, wurde in dieser Woche eines Besseren belehrt: „Wir können bereits erkennen, wie die Zukunft des Computing und die Zukunft der menschlichen Interaktion aussehen werden“, sagte CEO Mark Zuckerberg bei der firmeneigenen Connect-Konferenz. Konkret stellte das Unternehmen eine günstige VR-Brille vor – die Quest 3S –, ein verbessertes Llama-KI-Modell, prominente Stimmen für die Sprachausgabe seines KI-Chatbots sowie ein Update für seine Ray-Ban-Meta-Smart-Glasses. Eine Einordnung von Metas XR- und KI-Plänen findet ihr bei der New York Times. Lesenswert ist in diesem Zusammenhang auch dieser Gastbeitrag über Metas Ambitionen, die nächste Computing-Plattform anzuführen, den wir kürzlich bei 1E9 veröffentlichen durften.

  • Für Staunen sorgte jedoch vor allem Orion, der Prototyp einer Augmented-Reality-Brille, der ebenfalls erstmals gezeigt wurde. Sie sieht aus wie eine etwas klobige, normale Brille – ist aber mit allerlei Sensoren und Prozessoren ausgestattet. Sie nutzt Micro-LED-Projektoren und Siliziumkarbid-Linsen, um digitale Inhalte in hoher Qualität über die reale Welt zu projizieren. Steuern lässt sie sich intuitiv über Eye- und Handtracking, Spracheingabe sowie Gesten, die von einem „neuralen Armband“ wahrgenommen werden. Natürlich ist sie mit einem KI-Assistenten ausgestattet. Ein Tester von The Verge war durchaus beeindruckt von den Möglichkeiten, wie gemeinsam Pong in AR zu spielen oder von der Brille Lebensmittel erkennen zu lassen, um ein passendes Rezept vorzuschlagen.

OpenAI nicht mehr gemeinnützig – weitere Top-Mitarbeiter gehen

  • OpenAI wurde 2015 als gemeinnütziges Unternehmen gegründet. Erst 2019 kam eine gewinnorientierte Tochtergesellschaft hinzu, die es ermöglichte, Milliarden an Investorengeldern einzusammeln, Technologie zu lizenzieren und Dienstleistungen zu verkaufen. Nun wird das Unternehmen komplett in ein „normales“ Unternehmen umgewandelt – und die Gemeinnützigkeit aufgegeben. Und das führt offenbar zu Spannungen. Erst vor wenigen Tagen kündigten CTO Mira Murati und die beiden KI-Forscher Barret Zoph und Bob McGrew an, OpenAI zu verlassen. Bereits im August hatte OpenAI-Präsident Greg Brockman angekündigt, eine Auszeit von OpenAI zu nehmen. Davor war im Mai Ilya Sutskever gegangen, der maßgeblich für die Entwicklung der GPT-Modelle verantwortlich war, um das KI-Start-up SSI zu gründen. Insgesamt haben in diesem Jahr bereits mehr als 20 führende Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.

Googles Investition in Character AI: Nur ein teurer Personaldeal?

  • Hat Google 2,7 Milliarden Dollar bezahlt, um einen KI-Experten zurückzuholen? Das legt zumindest ein Bericht des Wall Street Journal nahe. Denn laut WSJ hat Google genau diese Summe in das Unternehmen Character AI investiert, das Userinnen und User mit KI-Chatbots sprechen lässt, die zum Beispiel Personalchefs, Psychologinnen, Berufsberater, aber auch Figuren wie Sonic emulieren. Das Unternehmen wurde vom KI-Forscher Noam Shazeer gegründet, der Google 2021 verlassen hatte – und Co-Autor einer Studie ist, die moderne KI-Sprachmodelle ermöglicht hat. Der Grund für die Trennung soll die Weigerung von Google gewesen sein, einen Chatbot namens Meena öffentlich zu machen, der ChatGPT um fast ein Jahr zuvorgekommen wäre. Offiziell soll Google die Summe für die Lizenz der Technologie von Shazeers Start-up gezahlt haben. Insidern zufolge soll das Geld aber vor allem geflossen sein, um den KI-Forscher einzukaufen. Tatsächlich soll Shazeer im Rahmen des Deals wieder direkt für Google arbeiten.

Marktmacht und Cloud-Geschäft: Google beschwert sich bei der EU-Kommission über Microsoft

  • Sowohl Google als auch Microsoft hatten wegen ihrer Marktmacht schon öfter Ärger mit der EU-Kommission. Jetzt soll die EU einen Streit zwischen den beiden Unternehmen schlichten. Denn Google hat dort offiziell Beschwerde gegen Microsoft eingereicht. Der Windows- und Office-Konzern nutze seine Marktmacht bei Software – konkret beim Service Microsoft Server –, um Kunden auch in die eigene Cloud-Plattform Azure zu zwingen. Das schränke den Wettbewerb im Cloud-Geschäft ein – und erhöhe die Preise. Genaueres dazu erfahrt ihr bei der Süddeutschen Zeitung.

Kann ein 5D-Kristall das digitale Erbe der Menschheit für immer speichern?

  • Viele moderne Speichermethoden für digitale Datenhalten nur einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte, bevor sie unlesbar werden. Forscherinnen und Forscher der Universität Southampton haben nun jedoch ein Speichermedium entwickelt, das noch in Milliarden von Jahren lesbar sein soll. Bei der Entwicklung der Wissenschaftler vom Optoelectronics Research Centre handelt es sich um einen so genannten 5D-Kristall, der synthetisch aus Siliziumdioxid hergestellt wird. Mit Lasern lassen sich darin winzige Hohlräume erzeugen, die als Datenstrukturen dienen. Bis zu 360 Terabyte sollen so auf einer kleinen Scheibe Platz finden. Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius, kosmische Strahlung und andere Einflüsse sollen den Kristallen nichts anhaben können. Die Entwickler hoffen, den 5D-Kristall als Speichermedium für die Geschichte der Menschheit nutzen zu können. Als Teil des Projektes Memory of Mankind lagert bereits ein Kristall mit dem menschlichen Erbgut in einem ehemaligen Salzbergwerk im österreichischen Hallstatt.

„Refreezing“ der Arktis möglich?

  • Wegen des Klimawandels schmilzt das Eis der Arktis – und lässt die Meeresspiegel steigen. Lässt sich das Eis noch retten? Vielleicht. New Scientist berichtet über einen offenbar erfolgreichen Feldversuch des britischen Start-ups Real Ice in Kanada, bei dem Meerwasser auf die Schnee- und Eisschicht über dem Arktischen Meer gepumpt wurde – und tatsächlich zur Verdickung des Eises beitrugen.

Raumstations-Start-up Axiom Space offenbar in finanziellen Schwierigkeiten

  • Axiom Space ist einer der Hoffnungsträger der neuen Weltraumära. Das Unternehmen will als erstes eine private Raumstation im Erdorbit errichten – und wird dabei auch von der NASA unterstützt. Außerdem wurde es beauftragt, für die NASA neue Raumanzüge für die Artemis-Missionen zu entwickeln. Doch wie Forbes nun berichtet, scheint das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten zu stecken. Rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden entlassen, zahlreiche Rechnungen sollen unbezahlt sein. Das habe Axiom Space auch dazu gezwungen, seine futuristischen Pläne für eine private Raumstation „radikal zu ändern“. Um das Unternehmen vor dem Bankrott zu retten, soll zudem der milliardenschwere Mitgründer Kam Ghaffarian selbst Geld zuschießen.

Eine Rakete explodiert – und liefert so ein spektakuläres Video

  • Das chinesische Raumfahrt-Start-up Deep Blue Aerospace sorgt derzeit im Internet für Furore. Nicht, weil es eine Rakete ins All geschossen hat. Ganz im Gegenteil. Das Unternehmen testete kürzlich seine wiederverwendbare Rakete Nebula-1 auf dem Ejin Banner Spaceport in der Inneren Mongolei. Nach einem Aufstieg von rund fünf Kilometern glitt sie langsam zurück zur Erde und landete auf ausklappenden Stützen, um dann doch zu explodieren. Beeindruckend ist daran vor allem die spektakuläre Aufnahme des ganzen Geschehens, die mit einer Drohne gefilmt wurde, die um die Rakete herumsurrte.

Das KI-Gadget Rabbit R1 bringt es auf nur 5.000 tägliche User

  • Der Hype war groß, die Reviews klangen dann jedoch sehr enttäuscht – auch unser Erfahrungsbericht bei 1E9: Das hübsch designte Gerät Rabbit R1 trat an, als KI-Assistent für den täglichen Einsatz, Smartphones überflüssig zu machen. Essen bestellten, Spotify steuern, Termine planen, Frage beantworten – und das alles per Sprache und KI. Leider funktionierte das in der Praxis mehr schlecht als recht. Kein Wunder also, dass das Unternehmen selbst nun laut The Verge vermeldet, dass lediglich 5.000 Userinnen und User fünf Monate nach dem Launch noch täglich zum R1 greifen. Das sind nur fünf Prozent der ursprünglich 100.000 Besteller.

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