This Week in Future #163 // 18.06.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Die EU-Kommission will Googles Werbegeschäft aufspalten

  • Hat Google zu viel Macht? Die EU-Kommission findet ja und will dagegen vorgehen. Insbesondere geht es darum, Googles Vorherrschaft im Internetwerbemarkt zu brechen. Der Suchmaschinenriese bevorteile sich selbst bei Anzeigediensten, sei in allen Feldern des Online-Werbemarktes vertreten und verzerre dadurch aktiv den Wettbewerb. „Die Kommission ist zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen, dass Google mindestens seit 2014 seine beherrschende Stellung missbraucht“, zitiert Golem. Die EU-Kommission fährt daher in einem Wettbewerbsverfahren fort, dessen Ziel es sein soll, Google dazu zu zwingen, Teile seiner Werbedienste abzustoßen.

Warum pumpt Google eigentlich so viel Geld in KI-Forschung?

  • In den vergangenen Jahren verblüffte Google Brain, die KI- bzw. Deep-Learning Einheit von Google, immer wieder mit erstaunlichen Forschungsergebnissen. Inzwischen wurde Brain mit der Google-Tochterfirma DeepMind fusioniert – wohl auch, weil die Zeit der recht freien und nicht völlig auf kommerzielle Erfolge ausgelegten Entwicklungsarbeit vorbei ist. Doch wieso hat sich Google solche Aktivitäten überhaupt so lange geleistet? Und warum hört es jetzt damit auf? (Eine Antwort auf letztere Frage: Mit dem Bündnis aus OpenAI und Microsoft existiert plötzlich sehr mächtige Konkurrenz.) Damit beschäftigt sich der im Dezember von Google Brain entlassene Entwickler Brian Kihoon Lee in einem – sicher subjektiven, aber dennoch interessanten – Essay, den Golem auf Deutsch veröffentlicht hat. Er selbst arbeitete übrigens an maschinellem Lernen zur Erkennung von Gerüchen.

Mit diesen Büchern wurde GPT-4 (höchstwahrscheinlich) trainiert

  • Das KI-Sprachmodell GPT-4 wurde mit unzähligen Texten trainiert. Doch bislang war weitestgehend unklar, womit genau. Denn OpenAI hält die Datensätze geheim, mit denen die KI angelernt wurde. Es wurde also lediglich gemutmaßt, dass unter anderem die gesamte Wikipedia und zahlreiche Beiträge von Reddit genutzt wurden. Nun konnten Forscher der University of California in Berkeley weitere Werke ermitteln, die in das KI-Modell einflossen. Dafür nutzten sie geschickt geschriebene Prompts, mit denen deduziert werden konnte, ob das Modell einen Originaltext wirklich „kennt“ oder nur dessen Inhaltszusammenfassung. Wie das Team herausfand, wurde GPT-4 offenkundig mit allen Harry-Potter-Romanen, 1984 , Fahrenheit 451 , dem Erotikroman Fifty Shades of Grey, dem Jugendroman Die Tribute von Panem, dem ersten Der-Herr-der-Ringe-Teil und Dracula trainiert.

Wie die Produktion von Chips nachhaltiger werden soll

  • Ohne Halbleiter gibt’s keine Computer, Smartphones, Haushaltsgeräte, aber auch keine Wind- und Solarkraftwerke oder Elektroautos, die für das Erreichen der Klimaziele gebraucht werden. Das Problem: Die Produktion von Chips verbraucht riesige Mengen Energie – und gerade in Taiwan und Südkorea, wo die meisten Hersteller angesiedelt sind, kommt diese vor allem aus fossilen Energieträgern. Wie die Financial Times berichtet, will die Branche das Problem nun angehen und setzt dabei vor allem auf zwei Dinge: auf grünen Wasserstoff, der freilich hart umkämpft und noch nicht in ausreichenden Mengen vorhanden ist, und auf große Energiespeicher, die inzwischen weltweit gebaut werden.

ESS baut Deutschlands bisher größten Energiespeicher in der Oberlausitz

Kommen durch EU-Regulierung bald austauschbare Akkus in Elektrogeräten?

  • Das Reparieren von Geräten könnte bald einfacher werden. Denn das EU-Parlament hat eine neue Richtlinie verabschiedet, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen soll. Diese ist vor allem auf Batterien fokussiert. Sie sollen in Zukunft besser recyclebar und vor allem leichter austauschbar sein und außerdem verstärkt gesammelt werden. Festverklebte Akku-Pakete in Laptops und anderen Geräten sollen „so gestaltet sein, dass die Verbraucher sie selbst leicht entfernen und ersetzen können“. Tablets und Smartphones sind bei dieser Regelung zunächst außen vor. Dennoch könnte die Richtlinie massive Wirkung erzielen und vor allem Hersteller wie Apple zwingen, das Design von Geräten zu überdenken.

IBM lässt einen Quantencomputer gegen einen Supercomputer antreten – der Quantencomputer gewinnt

  • In experimentellen Setups haben Quantencomputer schon bewiesen, dass sie klassischen Supercomputern überlegen sein können. In der Praxis hatte das bisher kaum Auswirkungen, denn die Quantencomputer produzieren viele Fehler, sie sind „noisy“. Mit einem neuen Versuch wollte IBM nun beweisen, dass man mit heutigen Systemen dennoch relevante Berechnungen durchführen kann. Konkret sollten ein Quantencomputer und ein klassischer Supercomputer das Verhalten von Partikeln, zum Beispiel von Atomen, die in einem Raster angeordnet waren und interagierten, simulieren. Ab einer gewissen Anzahl von Partikeln konnte der Supercomputer keine Resultate mehr liefern, der Quantencomputer schon. (Auch wenn nicht völlig sicher ist, ob diese Ergebnisse korrekt waren.) IBM fühlt sich bestätigt, manche Experten sehen die Praxistauglichkeit der „noisy“ Quantenrechner trotzdem noch nicht als bewiesen an. Mehr könnt ihr im New Scientist lesen.

Hongkong umgarnt die Krypto-Industrie, die in den USA zu kämpfen hat

  • Während Blockchain-Ökosysteme und Kryptowährungen in den USA immer stärker unter Druck geraten, hat die Bank of China damit begonnen, das Ethereum-Ökosystem zu nutzen. Die in Hongkong beheimatete Bank hat auf der Blockchain tokenisierte Wertpapiere ausgegeben, die einem Gegenwert von 200 Millionen Yuan – oder 25 Millionen Euro – entsprechen, berichtet Forbes. Hongkong wird von der Krypto-Industrie als potenziell sicherer Hafen gesehen. Erst im Juni wurde dort der Handel mit Kryptowährungen für Privatanleger legalisiert. Außerdem wurde die Kryptobörse Coinbase von Finanzregulatoren in Hongkong eingeladen, sich dort niederzulassen.

Ein futuristischer E-Sportwagen von Mercedes, der wohl nie auf den Markt kommen wird

  • Mercedes-Benz hat die futuristische Studie für einen elektrischen Sportwagen vorgestellt. Der Vision One-Eleven ist dem legendären Mercedes-Benz C 111 nachempfunden, der einst für Experimente mit Wankel- und Dieselmotoren sowie Turboladern eingesetzt wurde. Die moderne Neuinterpretation soll durch zwei Axialfluss-Elektromotoren angetrieben werden, die vom E-Motorenspezialisten Yasa entwickelt wurden. Als Akku sollen Zylinderzellen-Batterien „mit Formel-1-inspirierter Zellchemie“ eingesetzt werden, die mit einem Flüssigkühlsystem vor dem Überhitzen geschützt werden. Ziel ist es, Teile dieser Technologien für den Einsatz in Serienfahrzeugen weiterzuentwickeln und erschwinglich zu machen.

Südafrika: Wie eine App, die vor Stromausfällen warnt, zu lokaler Gelegenheitsarbeit verhilft

  • Südafrika steckt mitten in einer Energiekrise. Ständig gibt es Stromausfälle – in derartigem Umfang, dass die gesamte Volkswirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Arbeitslosigkeit steigt. Doch gerade die kostenfreie App, die die Menschen über Stromausfälle informieren soll, verhilft jetzt zumindest manchen zu neuer Arbeit. Denn die App EskomSePush verfügt auch über ein Feature namens AskMyStreet, das genau das kann, was der Name verheißt: Es können Mitteilungen an die User in der unmittelbaren Umgebung versendet werden. Und darüber hat sich inzwischen ein gut funktionierender Marktplatz für Gelegenheitsarbeit entwickelt, wie Rest of World schreibt.

Ein letzter Beatles-Song – produziert mit Künstlicher Intelligenz

  • Paul McCartney hat mithilfe von Künstlicher Intelligenz einen neuen und zugleich letzten offiziellen Song der Beatles produziert. Laut BBC soll es sich um einen zuvor unvollständigen Song namens Now And Then handeln, den John Lennon 1978 komponierte. Um ihn einzusingen, soll die Stimme von Lennon mithilfe eines Demotapes als Trainingsmaterial von KI geklont worden sein. Für McCartney ist KI eine „beängstigende, aber auch aufregende“ Technologie. Der Song soll im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.

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