This Week in Future #133 // 13.11.2022

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

War es das mit Social Media?

  • Bei Twitter wurde nach der Übernahme von Elon Musk etwa die Hälfte der Belegschaft entlassen. Auch beim Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta läuft das Werbegeschäft schlecht, während die Investitionen ins Metaverse Milliarden verschlingen. 11 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen gehen. Angesichts dessen ist es kein Wunder, dass der Abgesang auf die großen Player des Web 2.0 beginnt:

  • So schreibt Motherboard von Vice: Social Media is Dead. An die Stelle von Twitter, Facebook, Instagram seien inzwischen TikTok, YouTube oder Twitch getreten. Plattformen, die zwar als Social Media gelten, tatsächlich aber deutlich klassischer unterwegs seien: Einige User erstellen Inhalte, die meisten konsumieren nur passiv. Kommunikation und Austausch stünden nicht mehr im Mittelpunkt. Doch ohnehin hätten wir, so der Autor, nie wirklich soziale Netzwerke gehabt – und es dürfte angesichts der Beschaffenheit des Internets schwierig werden, solche tatsächlich aufzubauen.

  • Der Atlantic erklärt Social Media nicht gleich für tot, sondern titelt: The Age of Social Media is Ending – und, das folgt direkt danach, dieses Zeitalter hätte eigentlich nie beginnen sollen. Auch dieser Text kommt zum Schluss, dass die angeblichen sozialen Medien nie die natürliche Art des Arbeitens, Spielens oder eben des Socializing abgebildet haben. Die Idee von Plattformen, auf denen jeder alles zu jedem sagen könnte – und irgendwann auf die Idee käme, diese Möglichkeit auch zu verdienen –, sei von Anfang an falsch gewesen. Und um das Aufbauen von Netzwerken sei es schon seit Jahren nicht mehr gegangen, weshalb der Name Social Media auch viel passender sei als „soziale Netzwerke“.

Die „blauen Haken“ stiften Chaos – und werden zur Lachnummer

  • Früher, also vor Elon Musk, bekamen Nutzerinnen und Nutzer von Twitter, deren Identität vom Social-Media-Dienst verifiziert wurde, einen blauen Haken. Dann kam der neue Firmeneigner auf die Idee, die blauen Haken für acht Dollar pro Monat als Teil des Twitter-Abos Blue zu verkaufen. Die Folge: Sofort sorgten unzählige Spam- und Fake-Accounts mit blauen Haken für ordentlich Verwirrung. Wie es aussieht, ist Blue daher vorerst gestoppt, worüber etwa engadget schreibt.

  • Das Chaos um verifizierte Konten auf Twitter und den berühmten blauen Haken (der eigentlich weiß ist) wird gleichzeitig allmählich zur Lachnummer. Der Blogging-Dienst Tumblr, zum Beispiel, hat nun ein eigenes „Blue Internet Checkmarks“-Programm gestartet und verkauft für 7,99 US-Dollar gleich zwei der blauen Marken mit Haken, die die Nutzer als „wichtige Person im Internet“ ausweisen. Die erscheinen direkt neben dem Namen der Nutzer – und haben sonst keine Funktion –, wie Tumblr in einem Post ausführt.

Die Meta Quest Pro kommt nicht allzu gut an

In Frankreich müssen alle größeren Parkplätze in Zukunft Solarstrom liefern

  • Die französische Regierung will mehr Solarstrom und schmiedet deswegen große Pläne: Eine neue Regelung sieht vor, dass alle bereits bestehenden Parkplätze mit mehr als 80 Stellplätzen mit Solarpaneelen überdacht werden müssen. Dies werde zahlreiche Supermärkte, Möbelhäuser oder auch Transitparkplätze bei Bahnhöfen betreffen, berichtet unter anderem The Guardian. Das Gesetz soll am 1. Juli 2023 in Kraft treten – danach haben die Eigner bis zu fünf Jahre, um die Auflage zu erfüllen. Nach Berechnungen der Regierungsexperten könnte auf diese Weise eine Leistung von elf Gigawatt erzeugt werden, soviel wie mit zehn Kernreaktoren.

Erste Transfusion mit synthetisch hergestelltem Blut

  • Könnten Blutspenden bald überflüssig werden? Nicht unbedingt. Aber es könnte in Zukunft zumindest Alternativen geben. Das ist die Hoffnung eines Teams von britischen Forschern, wie die BBC berichtet. Die Wissenschaftler haben das erste Mal bei Menschen eine Bluttransfusion mit synthetischem Blut durchgeführt, das im Labor erzeugt wurde. Hierfür wurden mit magnetischen Kügelchen die Stammzellen aus einer Blutspende herausgelöst. Aus nur einer Million Stammzellen sollen dann in einer Nährlösung bis zu 50 Millionen rote Blutkörperchen gewonnen worden sein. Diese können vor allem genutzt werden, um Menschen mit seltenen Blutgruppen oder Krankheiten wie einer Sichelzellenanämie zu helfen. Die Forscher wollen nun beobachten, wie Menschen nach der Transfusion auf das „neutrale Laborblut“ reagieren. Die ersten Eindrücke sollen optimistisch stimmen.

Deutsches E-Minibus-Start-up Moove ist insolvent

  • Das deutsche E-Auto-Start-up eGo wollte mit einem Schwesterunternehmen namens Moove leichte Nutzfahrzeuge mit Elektroantrieb fertigen. Das erste sollte der sogenannte Mover werden, der sowohl als Minibus als auch als Van gefertigt werden sollte. Eigentlich sollte er bereits 2019 in die Fertigung gehen. Das wurde jedoch mehrfach verschoben – zuletzt auf Ende 2021. Wie Moove nun mitteilte, ist das Unternehmen jetzt insolvent. Allerdings hoffen Moove-Mitarbeiter und ein eingesetzter Insolvenzverwalter, das Start-up noch retten zu können.

Waymo macht mit seinen Roboterautos weiterhin Fortschritte

  • In den vergangenen Ausgaben haben wir immer wieder über Schwierigkeiten bei der Entwicklung selbstfahrender Autos berichtet. Doch es gibt auch noch Erfolgsmeldungen aus diesem Bereich: So vermeldet die Google-Schwesterfirma Waymo, dass sie den Kreis der Kunden, die in Phoenix die autonomen Robotaxis rufen kann, erweitern wird. Und dass bald auch in San Francisco autonome Autos ohne Sicherheitsfahrer unterwegs sein werden. The Verge hat die Details dazu.

Indiens erste Start-up-Rakete soll nächste Woche starten

Ukraine: Bau der neuen Antonow soll schon begonnen haben

  • Bei der Invasion der Ukraine durch Russland wurde die An-225 Mrija zerstört, das längste und schwerste jemals gebaute Flugzeug – dessen unglaubliche Geschichte wir hier aufgeschrieben haben. Die ukrainische Regierung und das Luftfahrtunternehmen Antonow hatten schnell angekündigt, eine neue An-225 zu bauen – auf Basis von Komponenten eines nie fertiggestellten Schwesterflugzeugs. Wie die Firma nun auf Twitter angab, habe die Arbeit bereits begonnen. Ingenieure hätten bereits einen Entwurf des neuen Flugzeugs angefertigt und nutzbare Bauteile gesichtet. Die neue An-225 soll technisch deutlich moderner werden als das Ende der 1980er fertiggestellte Original. Die Kosten werden auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt.

Drohnen mit essbaren Tragflächen sollen Leben retten

  • Ein Forscherteam hat eine Drohne aus Reiswaffel-Tragflächen entwickelt, die nach erfolgreichem Flug verspeist werden können. Die teils-essbare Drohne haben Tüftler:innen der ETH Lausanne im Rahmen des europäischen RoboFood Programms zusammengestellt, schreibt das Magazin com! . Ziel sei es, schnellstmöglich Nahrung an Personen in Not an abgelegenen Orten zu liefern, um eine Person bis zu zwei Tage zu versorgen, erklärt dazu auch Futuroprossimo. Die Reiswaffel-Drohne schaffe aktuell eine Geschwindigkeit von 10 Metern pro Sekunde. Der nächste Schritt sei es, die Drohne stabil genug zu gestalten, um neben den essbaren Tragflächen auch Gefäße mit Wasser und andere Nutzlasten anhängen zu können.

Der Stellenabbau bei großen Tech-Unternehmen könnte auch etwas Gutes haben

  • Wir haben mit den Schwierigkeiten und Entlassungen bei Meta und Twitter angefangen, enden den Newsletter aber mit einer positiven Note: Steven Levy von WIRED meint, dass durch die Kündigungswelle bei großen Technologie-Unternehmen Start-ups eine deutlich bessere Chance hätten, Talente zu finden, und ohnehin bald neue Start-ups von Ex-Meta- oder Twitter-Leuten entstehen dürften – die dann in zehn Jahren die großen Tech-Player sind. Die aktuelle Krise könnte also die Basis für Innovationen bieten.

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