This Week in Future #131 // 30.10.2022

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Twitter könnte für Elon Musk zum Problem werden

  • Nun hat Elon Musk Twitter doch noch gekauft. Nilay Patel von The Verge glaubt, dass sich der Multimilliardär damit unlösbare Probleme aufgehalst hat. Denn so ambitioniert seine Vision für Twitter auch sein mag, die Krux sei, dass sich Twitter nicht mit Technologie und Ingenieurskunst „reparieren“ lasse. So legal viele rassistische, verschwörungstheoretische, sexistische und xenophobe Aussagen im Sinne der „free speech“ und der Meinungsfreiheit gerade in den USA auch sein mögen: Sie machen aus Sicht von Patel Debatten kaputt, erzeugen Angst, vergiften den politischen Diskurs und seien kein Umfeld, in dem große Unternehmen werben wollen. Eine Plattform wie Twitter zu betreiben, gehe daher nicht ohne aktive Moderation.

Bekommt Twitter bald (mehr) Web3-Funktionalitäten?

  • Es ist zwar Elon Musk, der Twitter gekauft hat, aber das Geld, das in den Kauf geflossen ist, ist nicht nur seines. Investoren wie Banken, Hedgefonds und auch Freunde haben ihm Geld für den Megadeal von 44 Milliarden US-Dollar geliehen. Einige zogen offenbar sogar noch nach, wie Bloomberg berichtet. Darunter Changpeng Zhao – kurz CZ. Der Gründer der Krypto-Börse Binance plante laut Bloomberg mit 500 Millionen US-Dollar in das Geschäft einsteigen. Und tatsächlich bestätigte Binance kurz nach dem Bericht, dass es Elon Musk dabei unterstützen wolle, Web3-Funktionalitäten bei Twitter zu implementieren, worüber zum Beispiel CNBC schrieb. Blockchain und Krypto könnten demnach unter anderem dabei helfen, das oft diskutierte Problem mit Bots, hinter denen keine echten User stecken sollen, zu lösen.

Das von Ford und Volkswagen finanzierte Roboterauto-Start-up Argo.AI macht dicht

  • Die Milliardeninvestitionen von zwei der größten Autobauer der Welt haben nicht gereicht: Die Firma Argo.AI, die an Technologie für selbstfahrende Autos gearbeitet hat und von Ex-Google-Entwicklern gegründet wurde, stellt den Betrieb ein. Wie TechCrunch zuerst berichtete, sollen einem Teil der 2.000-köpfigen Belegschaft Jobs bei VW und Ford angeboten werden. Ford teilte mit, dass man sich intern zunächst weniger auf völlig autonome Autos konzentrieren will, sondern zunächst immer bessere Assistenzsysteme entwickeln will.

Offenbar strafrechtliche Ermittlungen der US-Justiz wegen Teslas Autopilot

  • Auch bei Tesla läuft die Entwicklung selbstfahrender Autos längst nicht mehr nach dem ursprünglich von Elon Musk verkündeten Zeitplan. Wie Reuters nun vermeldet, kriegt das E-Auto-Unternehmen außerdem Ärger mit der US-Justiz, nachdem es während des Einsatzes des „Full Self Driving“-Systems von Tesla-Fahrzeugen zu Unfällen kam. Dem Bericht zufolge prüfen Staatsanwaltschaften in Washington und San Francisco, ob Tesla Kunden, Investoren und Behörden mit unbewiesenen Behauptungen über die Leistungsfähigkeit der Assistenzsysteme getäuscht hat. Laut Reuters soll es sich dabei um strafrechtliche Ermittlungen handeln, die schwerwiegendere Konsequenzen haben können als beispielsweise die Untersuchungen von Zulassungsbehörden.

Der Künstler Greg Rutkowski wurde zehntausende Male von einer KI kopiert

  • Gerade erst haben wir in zwei Künstler-Interviews – eines mit Mario Klingemann, eines mit Susi Gelb gesprochen – und zwar über den Einfluss von Text-zu-Bild- bzw. Text-zu-Video-Programmen mit Künstlicher Intelligenz auf die Kunst. Denn es gibt viele Fragen zu DALL-E 2, Midjourney oder Stable Diffusion: Ist das Kunst? Wird dadurch jeder zum Künstler? Und ist es okay, dass KI-Modelle mit den Werken von Kreativen trainiert wurden, die niemand vorher gefragt hat? Nein, findet der polnische Digitalkünstler Greg Rutkowski – denn er ist besonders betroffen. Sein Name wurde bei Stable Diffusion schon 93.000 als Prompt eingegeben, damit das KI-Modell Bilder in seinem markanten Fantasy-Stil erschafft. Das beunruhige ihn zunehmend, wie MIT Technology Review schreibt, denn schon jetzt sei das Netz voll mit Bildern, die nur so aussehen, als seien sie von ihm.

Kritik an Kunst-KIs aus der Manga- und Animewelt

  • Auch in Japan und Südkorea ist ein regelrechter Streit über die Kunst-KIs entfacht, wie Rest of World berichtet. Am 3. Oktober 2022 war der bekannte südkoreanische Illustrator Kim Jung Gi verstorben. Nur wenige Tage später fütterte ein französischer Entwickler eine KI mit seinen Bildern – und stellte das so trainierte Modell ins Netz. Das erachteten viele Fans von Kim Jung GI als pietät- und respektlos. Auch zahlreiche Fans anderer Manga-Künstlern kritisieren den Einsatz der Technik. Diese würde Kunst zu „einem Stil“ degradiere, der einfach genutzt werden kann, ohne die Menschen dahinter zu würdigen.

Ein neuer Speicheltest soll die Gynäkologie revolutionieren

  • Endotest Diagnostic, ein in Deutschland, der Schweiz und Frankreich entwickelter Speicheltest, soll die Diagnose von Endometriose erheblich beschleunigen. Die Krankheit betrifft schätzungswiese jede 10. Frau im gebärfähigen Alter. Endometriose beschreibt die Ausbreitung der Gebärmutterschleimhaut auf unterschiedliche Organe wie Becken, Darm oder Eierstöcke. Dies kann zu Blutungen, starken Schmerzen und ungewollter Kinderlosigkeit führen. Das Problem: Durchschnittlich braucht es bisher sieben bis zehn Jahre, bis die Krankheit diagnostiziert wird, da dies nur durch eine Bauchspiegelung möglich ist. Das heißt: OP auf gut Glück. Jetzt soll der Speicheltest die Zeit, den Aufwand und die Risiken der Diagnostizierung drastisch verkürzen. Das Privatlabor Eluthia hat den Test entwickelt und bereits auf den Markt gebracht. Noch braucht es mehr Daten, um das Funktionieren des Tests vollends zu bestätigen. Dass Endometriose ein gesellschaftliches Problem ist, hat inzwischen auch der Bundestag erkannt – und gerade fünf Millionen Euro an Forschungsgeldern bereitgestellt.

Prototypen für Solarkraftwerke im All sollen bald getestet werden

  • Forscher am California Institute of Technology, einer US-Universität, arbeiten seit mehreren Jahren an Solarzellen, die irgendwann genutzt werden sollen, um Sonnenenergie im Weltall zu generieren – und dann auf die Erde zu senden. Die einzelnen Zellen sind lediglich zehn mal zehn Zentimeter groß. Sie sind besonders dünn, leicht, hocheffizient und können zu mehrere Quadratkilometer großen Solarfeldern kombiniert werden. Wie die Caltech nun angekündigte, sollen im Dezember erste kleine Prototypen im All erprobt werden. Auf Deutsch schreibt Heise etwas darüber.

Kann ein „flacher“ Coin vor Inflation schützen?

  • Nahezu weltweit herrscht Inflation. Grund sind unter anderem steigende Energie- und Produktpreise. Sich gegen die Inflation absichern? Das ist schwer. Diejenigen, die es sich leisten können, investieren in Gold, Silber und seltene Erden. Manche sehen auch in Kryptowährungen einen möglichen Inflationsschutz – allerdings nicht in Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether und Co., die sich bislang eher bedingt als inflationsresistent gezeigt haben haben. Sie setzen auf speziell für diesen Zweck geschaffene Token: sogenannte Flatcoins. Darunter ist der Nuon, der gerade vom Start-up Laguna Labs in einem Testlauf gestartet wurde, wie CoinTelegraph berichtet. Sein Wert soll nicht an andere Währungen gekoppelt oder durch Nachfrage bestimmt werden, sondern durch einen Algorithmus bestimmt werden, der Millionen von Preisen als Berechnungsgrundlage nutzt.

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