Es war schon etwas enttäuschend. Im Oktober vergangenen Jahres hat das Projekt The Ocean Cleanup den Prototypen seines Plastikmüllfängers auf den Ozean hinausgezogen. Damit, das versprach der junge Umweltschützer und Gründer Boyan Slat, würde er die Weltmeere bald reinigen können. Wirklich gut funktioniert hat das 600-Meter-System aus Schwimmelementen und Gardinen-artigen Fangvorhängen aber nicht. Der Müll trieb, da sich das Plastik und das U-förmigen Fanggerät mit der gleichen Geschwindigkeit bewegten, einfach wieder hinaus. Und bald darauf wurde der Prototyp auch noch durch starkem Seegang beschädigt.
Binnen mehrerer Monate hatte das Team das System anschließend überarbeitet und im Juni dieses Jahres erneut auf das Meer geschleppt – mit neuen Fangnetzen und erhöhten Schwimmelementen. Dazu verlangsamen nun Fallschirm-artige Seeanker die Konstruktion. Und, wie Ocean Cleanup berichtet, hat das tatsächlich deutlich besser funktioniert. Großer Plastikmüll wie Stühle, Aufbewahrungskisten, Netze aber auch Mikroplastikelemente konnten im Great Pacific Garbage Patch eingefangen und mit einem Schiff geborgen werden.
Laut Boyan Slat zeigt sich dadurch, dass das System funktioniert. Aber nun müsse es noch weiter angepasst und verbessert werden. Denn letztlich sollen die Fangsysteme irgendwann mehr oder minder selbsttätig umhertreiben und über Monate hinweg Plastik einsammeln, das dann in einer konzentrierten Aktion von einem Schiff nur noch abgeschöpft werden muss.
Zweifellos wichtig, wenn Menschen aktiv werden und diese gravierenden Probleme - wie eben die Verschmutzung unserer Meere mit Müll (vor allem Plastik) - zu lösen versuchen.
Hier offenbart sich aber ein typisches Problem von uns Menschen: wir bekämpfen nicht die Ursachen (siehe dazu auch einen kürzlich erschienen Artikel in welt.de) , sondern die Wirkung (und dazu noch mit extrem viel Aufwand und Kosten).
Du hast natürlich Recht: Hier werden die Symptome bekämpft. Aber leider bleibt privaten Initiativen oder Aktivisten gerade beim Thema Umweltzerstörung kaum eine Alternative dazu, fürchte ich. Der Plastikverbrauch und die fehlende Entsorgungs- bzw. Recyclinginfrastruktur in vielen Ländern sind strukturelle Probleme, die von Regierungen, Gesellschaften, Staaten adressiert werden müssten… Das passiert leider oft nicht oder langsam.
Daher ist es etwas frustrierend, dass auch dieses Projekt nichts an den Ursachen ändern wird. Aber dennoch hilft es, das Problem abzumildern… Und irgendwie muss das Plastik ja raus aus den Ozeanen. Und: Es sorgt für Aufmerksamkeit auf das Problem, was hoffentlich zu politischem Handeln führt. In einigen Ländern – nicht nur Industrieländer – wird der Plastikverbrauch bereits zurückgedrängt…
Ja, wobei man hier anführen muss, dass eben beides wichtig und richtig ist: Dass schon im Ozean schwimmende Plastik entfernen UND gleichzeitig die Ursachen bekämpfen, was allmählich (aber noch viel zu langsam passiert. Das eine bringt ohne das andere recht wenig.
Ja, allein der Umgang mit Müll im vergleichbar kleinen Süden Europas zeigt, es gibt viel zu tun, um die Leute sensibler zu machen für Ihre Umwelt. Letztendlich sind das (noch) die Hauptdestinationen für den Tourismus für Mittel- und Nordeuropäer. Sobald die Strände vermüllt sind und die Flüsse stinken, haben sie dort allerdings ein Problem mit ihrer Haupteinnahmequelle. Und der Tourismus unterliegt nicht nur von Flughafen zu Flughafen einem enormen Preisdruck, so dass am Ende wieder jeder Einzelne gefordert ist sich Gedanken zu machen, wie, wo und für was er sein Geld ‚anlegt‘. Also hilft es auch nichts diesen Szenarien tatenlos zuzusehen. Die Symptome müssen bekämpft werden.
Und gerade das Ocean Cleanup Projekt hat das Potential für eine große Aufmerksamkeit.
Im Idealfall fühlen sich die Menschen dadurch nicht überfordert mit dem bestehenden Müll-/Plastikproblem, weil sie sehen es kann auch im Großen angegangen werden und denken selbst im Kleinen eher um.
Es braucht die große Geste (wie sinnvoll sie auch ist, in den Dimensionen eines Ozeans), um ein Umdenken/eine Aufmerksamkeit im Kleinen zu erreichen.