Der ChatGPT-Entwickler OpenAI will seine künftigen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz nicht mehr offen und transparent dokumentieren. Die für Firefox bekannte Firma Mozilla könnte dazu ein Gegengewicht liefern. Sie hat ein Start-up gegründet, das Künstliche Intelligenz vertrauensvoll, transparent und sicher machen will.
Von Michael Förtsch
Es gab zuletzt viel Kritik am ChatGPT-Entwickler OpenAI. Denn das Unternehmen hat entgegen seiner ursprünglichen Grundsätze und seines Namens entschieden, die Forschung und Entwicklung an Künstlicher Intelligenz nicht mehr offen und transparent zu betreiben. Vor allem viele Forscher und andere Entwickler äußerten darüber Bedauern – und zwar auch deshalb, weil der Aufbau der erfolgreichen Sprachmodelle der GPT-Reihe nicht ohne offene und für jeden nutzbare Forschung wie etwa an der sogenannten Transformer-Architektur möglich gewesen wäre. Die vor allem für die Entwicklung des Firefox-Browsers bekannte Firma Mozilla Corporation, die zu 100 Prozent zur Non-Profit-Stiftung Mozilla Foundation gehört, will nun die Rolle übernehmen, die OpenAI nicht ausfüllen mag.
„Wir befinden uns erst drei Monate im Jahr 2023 und es ist bereits klar, was eine der größten Geschichten des Jahres sein wird: KI“, so die Ankündigung. „KI hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich gezogen wie Netscape 1994 und das iPhone 2007.“ Insbesondere Werkzeuge wie Stable Diffusion und GPT-4 würden das Internet, die Kommunikation und die Gesellschaft auf bislang unerwartete und unvorstellbare Weise verändern. Und KI-basierte Plattformen wie YouTube und TikTok würden immer machtvoller. Die Herausforderung, so Mozilla, sei es daher daran zu forschen, wie eine vertrauensvolle Zukunft mit Künstlicher Intelligenz geschaffen werden kann.
„Wir sehen nicht, dass dies bei den großen Technologie- und Cloud-Unternehmen mit der größten Macht und dem größten Einfluss geschieht“, so Mozilla. Mit einem Mozilla.ai getauften Start-up soll daher nun ein „vertrauenswürdiges und unabhängiges Open-Source-KI-Ökosystem“ aufgebaut werden. Dieses solle es einfacher machen, KI-Produkte zu bauen, denen vertraut werden kann. Mozilla.ai solle selbst entwickeln, aber auch mit „Leuten kollaborieren, die unsere Vision teilen“. Daher soll mit der Entwicklung von Werkzeugen begonnen werden, die generative Künstliche Intelligenz und KI-basierte Empfehlungssysteme „sicherer und transparenter“ machen.
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Gänzlich neu ist das Thema Künstliche Intelligenz für Mozilla nicht. Mit dem Projekt Mozilla Common Voice hatte das Non-Profit bereits einen Datensatz für das Training menschlicher Stimmen kostenlos verfügbar gemacht, um Spracherkennung und Sprachsynthese für unabhängige Unternehmen und freie Projekte zu ermöglichen. Und bereits 2020 hatte die Mozilla Stiftung mit dem White Paper Creating Trustworthy AI einen vielfach zitierten Beitrag zur Debatte zur sicheren Gestaltung von KI-Systemen veröffentlicht. In diesem werden unter anderem die Gefahren unregulierter Künstlicher Intelligenz, die Möglichkeiten des Missbrauchs und das Risiko der Monopolisierung von KI-Systemen ausgeführt.
Wie Mozilla-Chefin Mitchell Baker im Februar im Podcast Decoder sagte, sieht Mozilla in der Künstlichen Intelligenz aber nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine sehr große Chance – auch für Mozilla selbst, das mit dem schrumpfenden Marktanteil von Firefox auch an Relevanz eingebüßt hat. „Es ist eine Chance. Ich denke, der Markt für Browser könnte sich verändern“, so Baker. Der Firefox-Browser könne in Zukunft mit KI-Werkzeugen aufgewertet werden, die Nutzern neue Möglichkeiten geben. „Die Frage ist nur, wie viel [KI braucht es], und was muss sie leisten?“, so Baker. „Glaube ich, dass es zu Umbrüchen kommen wird? Es ist jetzt deutlich wahrscheinlicher als vor sechs Monaten.“
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