Mit einer SpaceX-Rakete zur ISS: Münchner Studierende schicken Experiment zur Alzheimer-Forschung ins All

Experimente im All können die medizinische Forschung beschleunigen. Die Wirkung der Schwerelosigkeit auf unser Gewebe ermöglicht beispielsweise Einblicke in die Entstehung von Krankheiten. Nun machen auch Münchner Studierende das Universum zu ihrem Labor und schicken in wenigen Tagen ein Experiment zur ISS, um die Alterungsprozesse von Gehirnzellen und damit Alzheimer genauer zu untersuchen.

Von Joanne Arkless

In wenigen Tagen geht es los: Mit dem Projekt ADDONNISS schickt die Studierendengruppe TUM WARR space labs ihr Forschungsexperiment mit einer Falcon 9 Rakete von SpaceX auf die Internationale Raumstation (ISS). Die gesamte Arbeitsgruppe ist bereits in die USA gereist, um dabei zu sein, wenn ihr Experiment in Form einer Schuhkarton-großen Box, in der sich menschliche Gehirnzellen, also Neuronen, und etliche Sensoren befinden, in Richtung Weltraum abhebt. Die Chance für ihr Experiment bekommen die Münchner Studierenden, weil sie den Überflieger 2 Wettbewerb des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Luxembourg Space Agency gewinnen konnten.

Das interdisziplinäre Team hat sich darauf spezialisiert, Schwerelosigkeit für die Forschung einzusetzen und will vor allem neue Erkenntnisse über Alzheimer gewinnen. Darum geht es auch im ISS-Experiment mit dem Titel Aging and Degenerative Diseases of Neurons on the ISS (ADDONISS). Die Schwerelosigkeit beschleunigt die Alterung der Zellen und ist daher besonders zur Erforschung von Alzheimer und ähnlichen Krankheiten geeignet.

Im Experiment aus München werden sechs Kulturen mit Gehirnzellen bei konstant 37 Grad direkt auf einem Mikrochip herangezüchtet und mit Nährstoffen versorgt. Nach ein paar Tagen werden drei der Zellkulturen einem Protein ausgesetzt, das die Alzheimer-Erkrankung hervorruft. Mittels Sensoren und Mikroskopen wird dann beobachtet, wie sich die Zellen im Vergleich zueinander und zu einem Referenz-Experiment auf der Erde verhalten und ob die Proteinfaltung anders aussieht.

Ein Vorteil des Versuchsaufbaus ist, dass die Zellen für die Auswertung nicht erst eingefroren und wieder auf die Erde zurückgeschickt werden müssen, sondern dass elektrische Signale direkt von den Zellen abgegriffen werden und die Daten, noch während das Experiment auf der ISS ist, an die Studierenden auf der Erde geschickt werden können. “Das ist ein total neues Gebiet", meint Projektleiterin und Bioinformatikerin Fanny Rößler im Gespräch mit 1E9.

Auf der ISS muss die Box nur noch angesteckt werden

“Unser Projekt ist darauf ausgelegt, dass es komplett autonom abläuft, also keine Astronautenzeit in Anspruch genommen werden muss,” erklärt Fanny. “Die 10 mal 10 mal 20 Zentimeter große Box ist wahnsinnig klein für so ein System. Im Prinzip wird in diese Box alles eingebaut und dann in der ISS nur noch angesteckt, um das ganze System mit Strom zu versorgen und Datenübertragung sicherzustellen. Innerhalb dieser Box muss dann eben alles komplett automatisch ablaufen.”

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Die Studierenden sind bereits im Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida und bereiten die Zellen vor, die sie in wenigen Tagen an die NASA übergeben werden. Im NASA TV kann man den Raketenstart dann live mitverfolgen. Aktuell ist der Start für den 10./11. März mit einer Cargo Mission zur ISS angesetzt.

Die Studierenden von Space Labs sind Teil der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt, kurz: TUM WARR e.V., an der Technischen Universität München. Der Verein existiert seit 1962 und bildet Studierende in einer Vielzahl an Initiativen und Untergruppen in Raumfahrt-bezogenen Projekten weiter. TUM WARR hat bereits einige erfolgreiche Start-ups und Projekte wie Isar Aerospace, TUM Hyperloop oder OroraTech inspiriert und hervorgebracht.

Titelbild: Die Internationale Raumstation ISS, Shutterstock

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