In München sollen autonome Busse und Bus-Platoons erprobt werden. Diese sollen die bereits etablierten ÖPNV-Angebote erweitern. Das Projekt wird mit mehreren Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium gefördert.
Von Michael Förtsch
Mit seinen historischen Stadttoren, dem neugotischen Rathaus – das nicht so alt ist, wie gerne vermutet wird – und den zahlreichen monumentalen Kirchenbauten wirkt München auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade wie eine hochmoderne Metropole. Doch, was den Verkehr in der Stadt angeht, soll die bayerische Landeshauptstadt eine werden. Das soll in den kommenden Jahren ein Forschungsprojekt ermöglichen, das den Namen Minga trägt – eine dialektische Verballhornung des Namens der Stadt, der, wie die Süddeutsche Zeitung feststellt, vor allem außerhalb von München gebraucht wird. Aber Minga steht auch für Münchens automatisierter Nahverkehr mit Ridepooling, Solobus und Bus-Platoons . Im Rahmen des Projektes der Münchner Verkehrsgesellschaft und der Stadtwerke München sollen in den kommenden zwei Jahren neue Verkehrs- und Transportkonzepte für einen öffentlichen Nahverkehr erprobt werden.
Unter anderem sollen drei bis fünf automatisierte Ridepooling-Fahrzeuge auf die Münchner Straßen gebracht werden. Dabei soll es sich um mehr oder minder futuristische Mini-Busse mit sechs bis acht Sitzplätzen handeln, die auf Zuruf geordert und mit anderen Passagieren gemeinsam genutzt werden können. Sie sollen jedoch zunächst ohne Passagiere und mit Sicherheitsfahrern unterwegs sein. Erst zum Ende der Testphase sollen Gäste sie nutzen können – mit einer Person als technische Aufsicht an Bord, falls die Fahrzeuge in schwierige Situationen gelangen. „Die Fahrzeuge müssen sich letztlich in verkehrlich herausfordernden Situationen, etwa im Berufsverkehr oder in belebten Stadtquartieren, bewähren“, so die Münchner Verkehrsgesellschaft. Fahren sollen die autonomen Busse wohl im Neubauquartier Freiham. Für dieses Projekt wird mit dem Deutsche-Bahn-Unternehmen ioki zusammengearbeitet.
Außerdem soll ein autonomer Elektrobus auf Probe in den ÖPNV-Betrieb übernommen werden, der entlang einer festgelegten Route verkehrt. Der autonome Bus wird vom Hersteller MAN mit einem entsprechenden Automatisierungssystem ausgerüstet. Daneben sind die Universität Stuttgart, das Karlsruher Institut für Technologie und das Forschungszentrum Informatik an der Implementierung beteiligt. Wie die Ridepooling-Fahrzeuge soll auch der autonome Bus zunächst ohne Passagiere unterwegs sein. In Testphasen mit Passagieren soll stets ein Fahrer am Lenkrad sitzen, der in Notfällen eingreifen kann. Welche Linie oder welche Linien für den Pilotversuch genutzt werden, ist noch nicht entschieden. Laut der Süddeutschen Zeitung sei jedoch der Stadtbus 144 ein möglicher Kandidat.
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Jetzt Mitglied werden!Neben den Ridepooling-Fahrzeugen und dem autonomen Bus sollen auch zwei sogenannte Bus-Platoons in München erprobt werden. Hierbei wird jeweils ein Bus von einem menschlichen Fahrer gesteuert, dem ein fahrerloser Bus über eine „virtuelle Deichsel“ unmittelbar folgt. Hierbei wird vor allem mit dem niederländischen Elektrobus-Pionier Ebusco und dem Karlsruher Institut für Technologie zusammengearbeitet. Die Bus-Platoons, das ist die Hoffnung, könnten irgendwann die bekannten Buszüge ersetzen und eine flexiblere Reaktion auf schwankende Fahrgastzahlen auf verschiedenen Linien ermöglichen – beispielsweise beim Ausfall einer S-Bahn-Linie.
Der Testbetrieb der Vehikel soll bis 2024 vorbereitet werden. Denn bei den Ridepooling-Fahrzeugen steht noch die Wahl der konkreten Modelle aus. Hinzu kommen technische Vorbereitungen und regulatorische Hürden, die genommen werden müssen. Daher soll der eigentliche Probebetrieb erst 2025 starten. Die Technische Universität München soll das gesamte Projekte mit Simulationen begleiten und bei der Bewertung der Testläufe unterstützen.
Das Projekt wird vom Bundesverkehrsministerium mit fast 13 Millionen Euro gefördert. Denn die Erkenntnisse aus Minga sollen auch anderen Städten zugutekommen. Geht es nach den Initiatoren des Projekts sollen die Fahrzeuge aus den Probefahrten nach dem Ende des Projektes gleich für einen Dauereinsatz zugelassen werden.
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