Donald Trump hat es auf Social-Media-Plattformen abgesehen – allen voran auf Twitter. Der Kurznachrichtendienst hat angefangen, fragwürdige Tweets des US-Präsidenten mit Verweisen auf Analysen zu versehen oder sogar auszublenden. Unterschlupf könnte Twitter in Frankreich finden.
Von Michael Förtsch
Laufend nutzt Donald Trump die Social-Media-Plattform Twitter, um sowohl persönliche Meinungen als auch politische Ankündigungen loszuwerden. Dabei sind in vielen seiner Tweets die Fakten verdreht oder auch einfach Lügen enthalten. Ende Mai begann Twitter daher die „möglicherweise irreführenden“ Tweets zu kennzeichnen.** Mit einem „Holen Sie sich hier die Fakten über…“-Hinweis in blauer Schrift verweist Twitter beispielsweise unter den Tweets von Trump über die vermeintliche Gefahr von Wahlbetrug durch Briefwahlen auf eine Übersichtsseite, in der Medien wie CNN und Washington Post die Behauptungen des US-Präsidenten überprüften.
Weitere Tweets von Trump in Folge der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt wurden von Twitter wegen „Verstößen gegen die Twitter-Richtlinien zur Verherrlichung von Gewalt“ ausgeblendet, aber zugänglich gelassen, da sie von „öffentlichem Interesse“ sein könnten. Trump wirft Social-Media-Unternehmen und insbesondere Twitter daher nun vor, „politischen Aktivismus“ zu betreiben. Die Plattformen wären eine „unkontrollierte Macht“, sagte er Ende Mai. „Es war ungerecht“, so Trump. „Wir haben es satt.“ Mit einem Erlass will er daher die sogenannte Section 230 auflösen, ein Gesetz, das Internetunternehmen einen Sonderstatus zuweist. Diese Regelung besagt, dass sie nicht für Beiträge, Kommentare oder Videos ihrer Nutzer haftbar gemacht werden können. Sollte dieser Grundsatz wegfallen, könnten manche Dienste nicht wie bisher weiterbetrieben werden.
Wie Bloomberg exklusiv berichtet, könnte jedoch zumindest Twitter eine neue Heimat finden. In einem Telefongespräch soll der französische Präsident Emmanuel Macron dem Twitter-Chef Jack Dorsey angeboten haben, das US-Unternehmen nach Frankreich umzuziehen. Es soll ein Scherz gewesen sein, der jedoch nicht ganz ohne Brisanz oder Ernst ist. Ein Sprecher von Macron soll unterstrichen haben, dass Firmen, die in ihrer Heimat bedroht oder nicht mehr willkommen sind, durchaus in Frankreich eine Zukunft haben könnten.
Ein Scherz, aber ein erster?
Dass Twitter tatsächlich auf das Angebot von Macron eingehen könnte, nach Frankreich umzusiedeln, ist derzeit eher unrealistisch. Jedoch heißt Frankreich unter der Leitung von Macron tatsächlich eingesessene und junge Digital- und Entwicklungsunternehmen willkommen. Unter anderem startete Frankreich eine große Initiative, um sowohl Unternehmen als auch Forschungsinitiativen zu fördern, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen. Mit Erfolg. Beispielsweise wollen Facebook, Google, Microsoft und Samsung KI-Forschungszentren in Frankreich aufbauen.
Ebenso wirbt Frankreich mit einer Kampagne namens „Join The Game“ sehr aktiv bei Videospielentwicklern. Sowohl etablierte als auch junge Studios sollen damit nach Frankreich geholt werden, das mit Ubisoft bereits eines der größten und wichtigsten Videospielunternehmen beheimatet. Besonders hofft Frankreich darauf, Studios und Technologieentwickler aus der umsatzstarken Videospielbranche aus Großbritannien zu einem Umzug zu bewegen, die sich durch den Brexit bedroht fühlen.
Teaser-Bild: Twitter / 1E9