Der Mond Europa spuckt offenbar Wasserfontänen ins All. Das berichten jetzt die Raumfahrtbehörde ESA und die Max-Planck-Gesellschaft. Die Wassersäulen könnten helfen, die unterirdische Ozeanwelt des Jupiter-Trabanten zu erforschen und festzustellen, ob es dort Leben gibt.
Von Michael Förtsch
Bereits vor über 30 Jahren schickte die NASA die Raumsonde Galileo ins All. Ihr Ziel waren der Jupiter und seine 79 Monde. Die Sonde beobachtete unter anderem den Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter und setzte 1995 eine Tochtersonde in die Atmosphäre des Planeten ab, die dort Windgeschwindigkeiten von bis zu 500 Kilometern pro Stunde registrierte. Die Hauptsonde sammelte noch bis 2003 Daten und wurde dann, nachdem die Hauptantenne ausgefallen war, gezielt in die Jupiteratmosphäre gelenkt. Ihre Daten werden von Wissenschaftlern noch heute untersucht – und könnten nun spannende Entdeckungen um den Jupitermond Europa zeigen.
Wie Informationen des Teilchendetektors EPD vermuten lassen, hat der Jupitermond Europa während eines Vorbeiflugs der Raumsonde im Jahr 2000 eine Wasserfontäne ins All gespuckt. Dafür könnten zumindest Erkenntnisse von Forschern der ESA und des Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen sprechen. Sie versuchten, die Messdaten der Sonde zu rekonstruieren – was erst gelang, als sie die Annahme voraussetzten, dass ein Ereignis stattfand, bei dem flüssiges Wasser ins All geschleudert wurde. Laut den Analysen, die nun im Fachblatt Geophysical Research Letters veröffentlicht wurden, könnten diese „kryovulkanischen Ausbrüche“, wie das Max-Planck-Institut schreibt, wohl „gelegentlich“ stattfinden.
Eine solche Fontäne wäre an sich kein besonders ungewöhnliches Ereignis. Auch andere Himmelskörper wie die Monde des Saturns und des Neptuns speien Gas, Eis, Lava und eben auch Wasser ins All. Aber beim Mond Europa ist mittlerweile gesichert, dass sich unter seiner bis zu 18 Kilometer dicken Eiskruste ein riesenhafter Ozean aus flüssigem Wasser erstreckt. Und der bietet wohl Umweltbedingungen, die zumindest einfaches Leben wie Mikroorganismen zulassen könnten. Die britische Forscherin Monica Grady mutmaßt sogar, dass auf Europa komplexere Meereslebewesen existieren könnten.
Mit weiteren Missionen in Richtung des Mondes gäbe es durch Proben aus den Fontänen die Möglichkeit, das Wasser auf Europa zu untersuchen, ohne bis in den Ozean vorstoßen zu müssen – und damit eventuell Hinweise auf Leben auf dem Mond zu entdecken.
Mehrere Missionen könnten das Wasser einsammeln
Eine ohnehin geplante Mission, die Daten zum Wasser unter der Kruste Europas sammeln könnte, wäre die für 2022 geplante ESA-Mission JUICE, was für Jupiter Icy Moon Explorer steht. Sie soll die sogenannten Galileischen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto erforschen. Für 2023 ist dann die NASA-Mission Europa-Clipper geplant. Die dabei in den Weltraum geschickte Sonde soll Daten sammeln, die Aufschluss darüber geben könnten, ob die eisigen Bedingungen auf dem Mond tatsächlich Leben ermöglichen könnten und welche Landeorte für eine ebenfalls bereits geplante Mission mit einer Landeeinheit ideal wären.
Für viele Astronomen stellt der Jupitermond Europa ein Forschungsziel dar, dass mindestens so spannend wie der Mars ist. Wenn nicht sogar noch faszinierender. Unter anderem plant eine Gruppe von Raumfahrtexperten, Wissenschaftlern, Architekten und Designern unter dem Namen Objective Europa seit mehreren Jahren eine mögliche bemannte Mission zum eiskalten Trabanten. Denn mit seinem „tiefen Ozean und seiner aktiven Geologie bietet er eine solide Grundlage für extraterrestrisches Leben“, heißt es auf der Projekt-Website. Das mache Europa zum verlockendsten Forschungsziel in unserem Sonnensystem. Laut den Raumfahrtaktivisten von Objective Europa ist eine bemannte Mission nach Europa mit der heutigen Technologie machbar.
Die Faszination für Europa schaffte es in den vergangenen Jahren auch auf die Leinwand und Bildschirme. Im Film Europa Report von Regisseur Sebastián Cordero bricht ein Raumschiff mit einer Crew der Europa-Ventures-Initiative auf, um auf dem Jupitermond zu landen und ihn zu erforschen. Doch durch einen Sonnensturm bricht der Kontakt zur Erde ab und die Landung geht schief. Dadurch findet die Crew tatsächlich das, worauf sie gehofft hat: eindeutige Hinweise auf extraterrestrisches Leben unter dem Eismantel.
Teaser-Bild: NASA / Cal-Tech