Prominente Schauspieler, Künstler und Politiker werden immer und überall fotografiert. Auch, wenn sie es gar nicht wollen. Der Rapper Kanye ‚Ye‘ West will nun zumindest an diesen Fotos mitverdienen. Die dafür nötige Technik sieht er in NFTs. Wie das funktionieren soll, ist unsicher.
Von Michael Förtsch
Kanye West und seine Noch-Ehefrau Kim Kardashian gehören zu den meistfotografierten Menschen der Welt. Vor allem seit der angekündigten Scheidung werden der Musiker und die Reality-TV-Persönlichkeit von Paparazzi verfolgt und selbst bei trivialsten Tätigkeiten abgelichtet. Zuletzt wurde der Rapper Kanye West bei seiner Ankunft am Flughafen von Miami von Fotografen und Kameraleuten belagert und gefilmt, als er sein Gepäck in eine Limousine geladen hat. Er beschwerte sich, dass er und seine Familie stetig verfolgt würden. Aber vor allem merkte er an, dass „ihr [Paparazzi] uns nichts [von dem Geld] abgebt, das ihr mit uns verdient, mit unseren Kindern.“
Ein Kameramann entgegnete darauf, dass ohne Paparazzi keiner die Geschichte von Berühmtheiten verfolgen könnte. Aber wie West klarstellte, ginge es weniger darum, dass er und andere fotografiert würden oder ihre Privatsphäre verletzt würde, sondern, dass nur Paparazzi und Medien an den Foto- und Filmaufnahmen verdienen. „Ich werde das ändern“, kündigte West an. Und die Möglichkeit dazu sieht er, wie er in dem kurzen Gespräch ausführte, in der Blockchain-Technologie der non-fungible token, die bislang vor allem als Echtheits- und Besitzzertifikate für digitale Kunstwerke und virtuelle Gegenstände genutzt werden.
„Du weißt, NFT-Leute werden kontinuierlich für das Produkt bezahlt, dass sie veröffentlichen“, sagte West. Wenn er auf einem Bild zu sehen sei oder sein Gesicht auf irgendeine Weise verwendet wird, Fotos und Videos verkauft oder wiederverwertet werden, „sollte ich bezahlt werden“. Er wolle nicht, dass Paparazzi kein Geld mit ihren Foto- und Videoaufnahmen verdienen. „Wir alle sollten zusammen Geld machen“, rief er dem Kameramann zu.
Wie das funktionieren soll? Unklar.
Die Praxis auf die sich Kayne West bezieht, ist die Möglichkeit für Künstler, bei NFT-Marktplätzen wie OpenSea, Foundation oder Rarible einen festen Satz von Tantiemen bei der Erstellung eines NFT zu setzen. Die liegen meist zwischen 2,5 und 10 Prozent. Wird ein NFT weiterverkauft, erhält der Künstler jenen Prozentsatz am Weiterverkaufspreis gutgeschrieben. Zahlreiche erfolgreiche Künstler oder Urheber von NFT-Projekten loben diese Mechanik, da sie es ihnen erlaubt, dauerhaft von eigenen Werken zu profitieren und damit weitere Werke und Projekte zu finanzieren.
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Jetzt Mitglied werden!Wie und ob diese Mechanik jedoch auf Paparazzi-Fotos übertragen werden könnte, ist unsicher. Zwar ließe sich für ein Foto ein NFT generieren und ein Tantiemensatz festschreiben, aber gewöhnlich begünstigt dieser lediglich den Ersteller des NFTs – beziehungsweise denjenigen, der die Wallet kontrolliert, mit deren Adresse das NFT generiert wurde. Eine Aufteilung an eine oder mehrere Personen, die auf einem Foto zu sehen sind, ist keine etablierte Mechanik und der Anspruch rechtlich fragwürdig.
Zudem löst ein NFT nicht das Problem, dass nachvollzogen werden müsste, wer ein Foto nutzt oder verwertet. Klassische Bildagenturen wie Getty arbeiten dahingehend mit dauerhaften oder zeitlich begrenzten Lizenzen, die beispielsweise über Online-Bilddatenbanken erworben werden können. Start-ups, die Urheberrechte und Lizenzen für Fotografien mittels Blockchain-Technologie speichern, übertragbar und nachvollziehbar machen wollen, sind bislang wenig erfolgreich und zum Teil auch schon gescheitert.
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Titelbild: Getty Images News / Pool