El Salvador will eine Bitcoin City bauen

In El Salvador kann seit wenigen Monaten mit Bitcoin bezahlt werden. Jetzt soll eine komplette Bitcoin-Stadt entstehen – ein Steuerparadies für die Tech- und Krypto-Branche. Finanziert werden soll das Megaprojekt mit Krypto-Anleihen.

Von Michael Förtsch

Es gab viel Begeisterung ebenso wie heftige Proteste und vernichtende Kritik. Im September hat El Salvador den Warnungen von Experten zum trotz als erstes Land der Welt die Kryptowährung Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. Das digitale Geld muss von Händlern akzeptiert werden. Ebenso können Bürger mit Bitcoin ihre Steuern und Gebühren entrichten. Die ersten Monate sind, wie Medien berichten, vor allem von Unsicherheit und Zweifeln geprägt, da viele Einwohner zuvor kaum mit Kryptowährungen in Kontakt gekommen sind. Zumindest der für seine populistischen Reden und seinen autoritären Regierungsstil berüchtigte Präsident Nayib Bukele sieht die Einführung aber als vollen Erfolg – und hat nun den nächsten Schritt verkündet. In El Salvador soll Bitcoin eine ganze Stadt gewidmet werden.

Die sogenannte Bitcoin City soll an der Bucht des Golf von Fonseca in der Region La Unión entstehen, die für den Conchagua-Vulkan bekannt ist. Der Aufbau der Stadt soll kreisrund erfolgen und damit der Form einer Bitcoin-Münze nachempfunden sein. Im Zentrum soll sogar ein großer Platz eingerichtet werden, in dem das Bitcoin-Symbol eingelassen werden soll. In konzentrischen Flächen angeordnet sollen sich Gewerbegebiete, Wohnanlagen, Freizeit-, Kultureinrichtungen und mehr befinden. Auch einen eigenen Flughafen soll die Kryptowährungsstadt bekommen. Die Bitcoin City soll „einfach alles bieten“, sagte Bukele auf einer Veranstaltung im Rahmen einer Werbewoche für Bitcoin. Ebenso würde gerade geprüft, ob sich die geothermische Energie des Conchagua nutzen lasse, um genug Strom zur Versorgung der Stadt als auch für das Schürfen von Kryptowährungen zu erzeugen.

Was die Bitcoin City besonders mache, solle ihr Status sein. Sie soll als eine Art von Sonderwirtschaftszone deklariert werden, in der außer der Mehrwertsteuer keine Steuern erhoben werden. Eine Hälfte davon würde genutzt, um die städtischen Betriebe zu finanzieren und die „Straßen sauber und gepflegt zu halten.“ Die andere Hälfte würde verwendet, um einen staatlichen Bitcoin Bond – eine Anleihe – zu finanzieren, die den Bau der Stadt ermöglichen soll. „Investieren sie hier und verdienen sie dann so viel Geld, wie sie wollen“, warb Bukele um Investoren für die Anleihen und die Stadt.

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„Wenn ihr wollt, dass sich Bitcoin auf der ganzen Welt verbreitet, sollten wir ein paar Alexandrias bauen“, sagte Bukele, der hofft, dass die Offenheit des Landes für Kryptowährungen zahlreiche Investoren aus der milliardenschweren Tech-Branche ins Land lockt. Die Bitcoin-Stadt solle ein „Leuchtfeuer für die Hoffnung“ und „Singapur des Westens“ werden. Für die Planung des Projektes und der Bitcoin-Anleihen arbeitet die Regierung von El Salvador mit der Firma Blockstream zusammen, die bereits gemeinsam mit dem Zahlungsdienstleister Square eine Solar-getriebene Bitcoin-Mine plant und ein kleines Satelliten-Netzwerk betreibt, das die Bitcoin-Blockchain quer über den Erdball funkt. Wann der Bau der Stadt beginnen könnte und beendet sein wird, das ist bisher noch nicht entschieden. Die Kosten sollen sich jedoch auf rund 300.000 Bitcoin belaufen – rund 16 Milliarden Euro.

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Das ist sehr mutig von El Salvador, diesen Schritt zu wagen. Mir gefällt die Idee der Bitcoin City. Auch interessant ist die Insel Roatán in Honduras, ein Nachbarland von El Salvador. Dort wird derzeit die erste freie Privatstadt der Welt als eine Sonderverwaltungszone aufgebaut. Bitcoins sollen auch dort eine große Rolle spielen

Ja! Aber leider muss man sagen, dass diese Projekte alles andere als problemfrei sind. Próspera soll als ein unabhängiger Stadtstaat funktionieren, der vor allem mit den typischen Vorzügen eines Steuerparadies lockt - und komplett von einem Unternehmen verwaltet und einem Einwohnerrat regiert werden soll. Das hat schon sehr dystopische Züge. Dazu werden Einheimische für das Projekt verdrängt, die auch erst sehr spät überhaupt über das ganze Unternehmen informiert wurden. Ursprünglich war ja die TU München an dem Projekt beteiligt, hat sich aber aufgrund von Bedenken bezüglich Menschenrechten und Eingriffen in die Natur davon verabschiedet.