Es könnte eines der teuersten Geschäfte der Sportgeschichte werden. Das Football-Team Denver Broncos steht zum Verkauf. Experten schätzen, der Preis könnte vier Milliarden US-Dollar und mehr betragen. Ein potentieller Käufer ist eine kurzfristig gegründete DAO, eine Gruppe von Krypto-Enthusiasten, die den Kaufpreis per Crowdfunding aufbringen will.
Von Michael Förtsch
Die Denver Broncos zählen zu den American-Football-Teams, die auch außerhalb der Vereinigten Staaten bekannt sind. Denn drei Mal hat das bereits 1960 gegründete Team den global beachteten Super Bowl gewonnen. Zuletzt im Jahr 2015. Seitdem konnten die Broncos keine großen Siege mehr vorweisen. Als „mittelmäßig“ und „uninspiriert“ haben Sportjournalisten die Spiele der letzten Jahre beschrieben. Nun soll das Team einen neuen Besitzer finden. Aber nicht – oder zumindest nicht nur – aufgrund mangelnder Erfolge, sondern da der bisherige Bronco-Mehrheitseigner Pat Bowlen, ein erfolgreicher Anwalt und Manager, im Jahr 2019 verstorben ist. Er hatte das Team 1984 gemeinsam mit seinen Geschwistern erworben. Der Nachlassverwalter von Bowlen will das Team noch in diesem Jahr veräußern.
Trotz mangelnder Erfolge wird der Wert der Mannschaft mitsamt einem Geschäft für Fan-Artikel, mehreren Partnerschaften und Lizenzen auf rund vier Milliarden US-Dollar geschätzt. Einige Sportexperten gehen davon aus, dass dieser Betrag noch überschritten werden könnte. Damit wären die Denver Broncos das bislang teuerste Team der US-Sportgeschichte. Rekordhalter ist bislang das Baseball-Team der New York Mets, das erst 2020 für 2,4 Milliarden US-Dollar den Besitzer gewechselt hat. Das bisher teuerste American-Football-Team sind die Carolina Panthers, die 2018 für 2,275 Milliarden US-Dollar veräußert wurden.
Als mögliche Käufer gelten vor allem Käufergruppen. Unter anderem haben die ehemaligen Broncos-Spieler John Elway und Peyton Manning angedeutet, mögliche Investoren aus dem Sport- und Finanzsektor zusammenzubringen. Doch im Internet wurde nun auch eine DAO angekündigt, die die immense Summe auftreiben und das Team dadurch vergemeinschaften soll. Angeleitet wird die Buy the Broncos getaufte Dezentrale Autonome Organisation vom früheren Cisco Manager Sean O’Brien. Bei einer solchen DAO können Einzelpersonen gemeinsam Gelder sammeln, die über automatisierte Verträge auf einer Blockchain – in diesem Fall Ethereum – verwaltet werden. Als Gegenleistung für ihren Einsatz erhalten DAO-Mitglieder eine DAO-spezifische Token-Währung, die ihnen Stimmrechte einräumt.
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„Wir wissen, es klingt etwas verrückt“, sagte Sean O’Brien gegenüber CNBC. „Aber es ist auch ziemlich krass.“ Laut O’Brien sei die Infrastruktur für die DAO bereits eingerichtet, aber werde derzeit noch auf Sicherheitslücken und Inkonsistenzen geprüft. Ebenso soll es der losen Organisation genügend Zeit geben, um die Fans zu mobilisieren. In der ersten Märzwoche solle die DAO dann offiziell gestartet werden. Dann soll jeder, der will, kleine und große Beträge für den Kauf investieren können. Die Initiative hat durchaus bereits prominente Unterstützung gefunden. Darunter Jared Polis, den Gouverneur von Colorado, der eine Richtlinie anstrebt, die es erlauben würde, Steuern mit Kryptowährungen zu begleichen. „Ich wäre begeistert, selbst Teil davon zu sein“, so Polis. „Ich würde mich freuen, alles zu tun, um das möglich zu machen.“
Die Initiative Buy the Broncos ist keineswegs die erste ihrer Art. Bereits im vergangenen Jahr hatte die sogenannte ConstitutionDAO mehrere Millionen US-Dollar in Kryptowährung eingesammelt, um eine seltene Kopie der US-Verfassung zu ersteigern. Sie scheiterte – ein anderer Investor überbot die DAO. Erfolgreich war hingegen die SpiceDAO, die für 2,6 Millionen US-Dollar ein Exemplar eines Buchs ersteigerte, in dem der Regisseur Alejandro Jodorowsky seine Vision für eine nie umgesetzte Verfilmung des Romans Dune: Der Wüstenplanet ausführte. Mit dem Kauf sind keinerlei Rechte an der vom El-Topo-Regisseur ausgearbeiteten Filmfassung oder dem Dune-Roman verbunden, was für Spott und Kritik sorgte. Dennoch will Gruppe nun eine von Jodorowskys Vision inspirierte Animationsserie produzieren.
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Titel-Bild: Getty Images