Vor fast 50 Jahren wollte der Kult-Regisseur Alejandro Jodorowsky das Science-Fiction-Epos Der Wüstenplanet verfilmen – und scheiterte. Seine Ideen dafür gelten als so schräg wie visionär. Eine Gruppe von Krypto-Enthusiasten hat ein seltenes Buch gekauft, in dem der Plan für den Film ausgelegt ist. Nun wollen sie ihn als Animationsserie umsetzen.
Von Michael Förtsch
Der Roman Dune: Der Wüstenplanet von Frank Herbert ist eines der einflussreichsten Science-Fiction-Werke und galt lange Zeit als kaum, oder sogar nicht verfilmbar. Jedenfalls bis sich David Lynch an die Verfilmung wagte, die 1984 in die Kinos kam, aber viele Fans enttäuschte und bis heute sehr umstritten ist. Sogar von Lynch selbst wird sie als Fehlschlag gesehen. Aber bereits davor hatte ein Regisseur vor, das epochale Romanwerk auf die Leinwand zu bringen. Nämlich der so visionäre wie auch umstrittene Alejandro Jodorowsky, der für Kultwerke wie El Topo und Montana Sacra bekannt ist.
Der mittlerweile 92 Jahre alte Regisseur hatte 1975 mit der Planung eines Dune-Films begonnen, der mit zahlreichen Konventionen des etablierten Filmgeschäftes brechen sollte. Unter anderem sollte die Laufzeit des Epos zwischen zwölf und 20 Stunden betragen. Als Schauspieler versuchte der Regisseur sowohl Orson Welles, Salvador Dalí als auch Mick Jagger zu engagieren. An der Gestaltung des Films wirkten der spätere Alien-Autor Dan O’Bannon, der Schweizer Künstler HR Giger und der Brite Chris Foss mit. Während der Vorbereitung entstand zudem ein Hunderte von Seiten starkes Buch, das die von Jodorowsky abgewandelte Geschichte von Dune in Storyboards zusammenfasst, die vom Comic-Künstler Jean ’ Mœbius’ Giraud gezeichnet wurden. Dazu kamen Skizzen zu Kostümen, Raumschiffen und Kulissen.
Das je nach Quelle in zehn bis 20 Exemplaren gedruckte Buch wurde von Alejandro Jodorowsky an Filmproduzenten und Studios versendet, um Finanziers und Vertriebspartner für das megalomanische Filmprojekt zu gewinnen. Die Versuche scheiterten und damit der Film, der heute jedoch als einer der besten nie umgesetzten Science-Fiction-Filme gilt. Das Dune-Buch von Alejandro Jodorowsky hat heute Legendenstatus, auch, weil es zahlreiche andere Filmemacher inspiriert haben soll und der Verbleib der meisten Exemplare ungewiss ist. Daher war es ein Ereignis als Ende November 2021 eins der Dune-Bücher bei einer Auktion versteigert wurde. Gekauft hat es eine Gruppe Dune-Fans – mittels einer sogenannten DAO, einer Art digitaler Genossenschaft.
Es soll eine Animationsserie gedreht werden
Der geschätzte Verkaufspreis für das Dune-Buch lag laut dem Auktionshaus Christie’s bei maximal 35.000 Euro. Der Hammer fiel dann aber bei 2,66 Millionen Euro. Eigens für diese Auktion hatte eine Gruppe von Fans die sogenannte SpiceDAO gegründet, eine Dezentralisierte Autonome Organisation, die mittels digitalen Verträgen auf einer Blockchain die nötigen Mittel einsammelte und gemeinschaftlich darüber entscheiden will, was nun mit dem erstandenen Filmrelikt geschehen soll. Wie die Gruppe nun verkündet hat, hat sie durchaus große Pläne.
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Jetzt Mitglied werden!Die SpiceDAO-Mitglieder wollen das Buch und dessen Inhalte der Welt – und vor allem Dune-Fans – zugänglich machen. Zumindest soweit das im Rahmen der Urheberrechte machbar ist. Ebenso will das Team die filmische Vision von Alejandro Jodorowsky auf die Bildschirme der Welt bringen. Dafür soll die Geschichte, die er im Buch ausgelegt hat als mehrteilige Animationsserie produziert und an einen Streamingdienst wie Netflix, Hulu oder Amazon Prime Video verkauft werden. Die Vorbereitung dafür haben bereits begonnen. Das ist eine Idee, die nicht das erste Mal aufkommt – bereits der für den Animationsfilm The Congress bekannte Regisseur Ari Folman hatte vor Jahren das Interesse an einem solchen Projekt geäußert.
Weiter will die SpiceDAO aber auch, dass sich eine Community rund um das Dune-Buch und dessen Ideen bilden kann. Kreative sind aktiv aufgerufen, eigene Projekte zu entwickeln und zu veröffentlichen. Die DAO soll dann gemeinsam entscheiden, ob und welche Ideen dann gefördert und weiterentwickelt werden. Damit das gelingt, muss das Team jedoch zahlreiche rechtliche Hürden nehmen. Denn die Verwertungs- und Lizenzrechte des Romans Der Wüstenplanet, der abgeänderten Dune-Geschichte von Alejandro Jodorowsky und den dazu beigesteuerten Kunstwerken besitzt das Team der DAO natürlich nicht.
Letzteres sorgt derzeit für viel Spott und den Vorwurf, dass die Macher der DAO offenbar nicht wüssten, dass sie nur ein Buch aber nicht auch die Rechte an der Geschichte, den Kunstwerken und die Lizenz zu deren Verwertung gekauft hätten. Bisher hat das SpiceDAO-Team darauf nicht reagiert. Aber wie einer der DAO-Gründer in einem kurzen Statement gegenüber 1E9 erklärte, wolle das Team bald seine ausführlichen Pläne publik machen und seine Strategie für die Umsetzung der angekündigten Projekte ausführen.
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