Dubai plant eine Öko-Siedlung, die Meeresleben schützen soll

Vor der Küste von Dubai könnte eine futuristische Siedlung auf dem Wasser entstehen. Diese soll sich selbst versorgen und der Meeresforschung dienen. Außerdem soll sie genutzt werden, um entlang der Küste ein riesiges Korallenriff zu kultivieren.

Von Michael Förtsch

Das Emirat Dubai ist für seine imposanten Bauprojekte bekannt. Die Metropole am Persischen Golf wird vom höchsten Gebäude der Welt überragt, hat riesige Inseln in Form von Palmen aus Sand vor der Küste aufgeschüttet und einen gigantischen Bilderrahmen für ihre Skyline gebaut. Und das nicht nur unter zuweilen zweifelhaften Bedingungen, sondern auch mit Folgen für die Umwelt. Die Konstruktion der Palmeninseln allein soll zahlreiche marine Lebensformen begraben und das Wasser auf Dauer getrübt haben. Nun wurde jedoch ein Projekt vorgestellt, das nicht nur dem Tourismus, sondern auch der Erhaltung und Wiederherstellung von Unterwasserleben verpflichtet sein soll – und das mit seiner futuristischen Optik durchaus die Kulisse für einen Science-Fiction-Film darstellen könnte.

Das Dubai Reefs genannte Projekt soll eine Siedlung aus mehreren künstlichen Inseln darstellen, die in der Küstenzone unweit des berühmten Burj-al-Arab-Hotels liegen soll. Die Inseln sollen mittels Pontontechnik auf dem Wasser liegen und organisch geformte Komplexe mit einzelnen Appartements, kleinen Hotels, Einkaufsgelegenheiten, Schulen, aber auch mit Forschungseinrichtungen umfassen. Diese sollen mit modernen 3D-Druck-Verfahren umgesetzt werden. Einzelne Mini-Inseln sollen mit Parkanlagen bepflanzt werden oder als Gewächshäuser dienen. Flexible Stege sollen die verschiedenen Anlagen miteinander verbinden.

Laut dem verantwortlichen Architekturbüro URB soll die artifizielle Inselwelt auch zum Zuhause eines neuen Meeresforschungsinstitut werden, das die Ökologie in den Wassern vor Dubai studieren, katalogisieren und erhalten soll. Ebenso solle Dubai Reefs der Ausgangspunkt für die Entwicklung eines künstlichen Riffs werden. Für dessen Umsetzung soll neben 3D-Druck die sogenannte Biorock-Technologie genutzt werden, die der Münchner Meeresforscher Wolf Hilbertz entwickelt hat.

Das Riff soll irgendwann 199 Quadratkilometer umfassen und einen Lebensraum für Millionen von Korallen und Mangroven bieten. Dieses Ökosystem solle auch helfen, die Schäden der Vergangenheit zu beheben und als natürlicher Speicher für die CO2-Emissionen dienen, die die Metropole Dubai verursachte und immer noch verursacht.

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Noch fehlt das Geld

Die Siedlung auf dem Wasser soll weitestgehend autark sein – zumindest, was Strom und Wasser betrifft. Schwimmende Solaranlagen sollen rund um das Jahr genug Strom für alle Einrichtungen liefern. Zusätzliche Energie, die auch vom Rest der Stadt genutzt werden kann, sollen moderne Wellenkraftwerke erzeugen. Ein Teil von Dubai Reefs soll auch eine Meeresfarm werden, die nachhaltig Fische, Austern und andere Meerestiere züchtet und neue Methoden einer nachhaltigen Nutzung der Meere und eine klimafreundliche Nahrungsmittelproduktion erforschen soll.

„Da alles auf unserem Planeten miteinander verbunden ist, ist ein gesunder Ozean auch eine gesunde Stadt. Unser Ozean wird bis zum Ende des Jahrhunderts völlig anders aussehen, wenn wir heute nicht handeln“, so der Architekt Baharash Bagherian auf der Website von URB. Ebenso solle die künstliche Inselwelt auch als Testlauf für größere Meeressiedlungen dienen. Denn auch Dubai ist als Küstenstadt vom steigenden Meeresspiegel bedroht und könnte in einigen Jahrzehnten gezwungen sein, auf dem Wasser zu bauen und sowohl künstliche als auch natürliche Wege gegen Überflutungen zu finden. Laut URB wären sämtliche Technologien für die Umsetzung von Dubai Reefs vorhanden. Mit dem Bau könne 2025 begonnen werden, wenn sich ein Finanzier dafür findet.

Titelbild: URB

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Zuckt denn da niemand beim Stichwort „3D-Druck“? Ich mag mich täuschen, aber bisher verarbeiten 3D-Drucker in thermischen Verfahren künstliche organische Materialien, auch genannt: Kunststoff. Und wenn Inseln aus Kunststoff stetig der Bewegung ausgesetzt sind (auch leichtes Wellenspiel reicht), dann gelangt man in die Reibung.
Thema: Mikroplastik.
Es gibt immer wieder irgendwelche Erfinder und auch Planer oder politisch Mächtige, die uns weißmachen wollen, im High-Tech liege der Schlüssel, die Massenkultur zu „ökologisieren“ – sprich: des Menschen Massenbesiedlungen nun endlich bio-kreisläufig und folglich folgenlos für die Umwelt zu gestalten.
Aber… nun ja: Vielleicht ist das ja auch wieder nur Panik-Mache mit dem Mikro-Plastik. Es sollen ja schon neue Lebensformen im Mikro-Plastik ausfindig gemacht worden sein: Neue biologische Lebensformen, die man so noch nie zuvor unter dem (Elektronen-?) Mikroskop gesehen hatte. (Leider hatte ich mir den Link zu jenem Artikel nicht gleich gespeichert – und finde ihn nicht mehr wieder.)
Fazit: Wo mir jemand versprechen möchte, Kreislauf-taugliche Inseln für Massensiedlungen auf dem Meer letztlich auf der Grundlage von Plastik zu entwerfen, da bleibe ich vorläufig mindestens skeptisch.

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