Das Start-up Aevum will bereits 2021 für das US-Militär kleine Satelliten in den Erdorbit bringen. Dafür will es aber nicht Raketen vom Boden aus starten, sondern sie mit einer Drohne aus der Luft abfeuern.
Von Michael Förtsch
Derzeit arbeiten zahlreiche Start-ups daran, Raketen zu entwickeln, mit denen sich kleine Satelliten zuverlässig, sicher und vor allem günstig in den Erdorbit transportieren lassen. Einige, wie beispielsweise Rocket Lab sind dabei schon gut im Geschäft und führen regelmäßig Starts durch. Andere wie etwa das Münchner Start-up Isar Aerospace, Orbex aus Großbritannien, PLD Space aus Spanien oder Relativity Space und Astra in den USA sind noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase. Allerdings glauben wieder andere Unternehmen, dass Raketen, die aus eigener Kraft vom Boden aus abheben, nicht der ideale Weg sind, Satelliten oder andere Objekte ins All zu befördern.
Dazu gehört das bis Ende letzten Jahres vollkommen unbekannte Start-up Aevum aus Alabama, das dem gescheiterten Raketen-Start-up Vector einen Vertrag mit dem US-Militär weggeschnappt hat. Das Team des rund vier Jahre alten Unternehmens will auf eine vollautonome Drohne setzen, die eine Rakete mit Nutzlast in 100 Kilometer Höhe bringt und dann ausklinkt. Dadurch werden weit weniger teurer Treibstoff verbraucht und Fehler bei der Startprozedur ausgeschlossen. Denn die Rakete muss nicht erst in die Höhe gelangen und die dichten Luftschichten in Erdnähe durchkreuzen.
Mitte dieser Woche hat Aevum nun erstmals die Ravn X getaufte Drohne präsentiert. Und die gleicht mit 25 Metern Länge, einer Flügelspannweite von 18 Metern, spitzer Nase und großen Raketentriebwerken eher einem Kampfjet. Tatsächlich soll die Drohne laut Gründer Jay Skylus gleich einem Düsenflugzeug fliegen und von einer Start- und Landebahn abheben und landen. Allerdings ganz ohne Pilot.
Eine alte Idee
Bis zu 100 Kilogramm an Nutzlast sollen sich mit der Drohne-Rakete-Kombination in den Erdorbit transportieren lassen. An einer größeren Version, die bis zu 300 Kilogramm transportieren könnte, werde bereits geforscht. Ein großer Vorteil beim Vorgehen von Aevum sei, dass sich die Drohne immer wieder verwenden lässt. Das Team arbeitet außerdem daran, auch die Raketen erneut verwendbar zu machen. Vor allem aber könne, da keine Abschussrampe oder großartige Vorbereitung benötigt werden, ein Start binnen 180 Minuten organisiert und durchgeführt werden – und das von nahezu jedem Flughafen aus. Auch wären keine besonderen Treibstoffe nötig.
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Jetzt Mitglied werden!Laut Aevum-Gründer Jay Skylus soll das alles keine Zukunftsmusik sein. Die Technik sei im Prinzip bereits fertig. Die Drohne funktioniere und die Software sei bereit. Daher soll die Ravn X bereits Ende 2021 einen Satelliten für die US Space Force in den Orbit schaffen. „Es ist unsere erste Mission für das Verteidigungsministerium“, sagt Skylus. „Wir werden dafür sorgen, dass sie ein Erfolg ist.“ Daneben hat das Unternehmen, so berichtet TechCrunch , schon 20 weitere Militäraufträge in seinen Büchern. Aber auch für Privatunternehmen soll Aevum Klein-Satelliten und Experimente in den Erdorbit hieven.
So exotisch die Idee von Aevum klingt: Eigentlich ist das Prinzip ziemlich bewährt – und als Air-launch-to-orbit bekannt. Das Konzept geht auf die sogenannten Luftstarts zurück, mit denen seit den 1940ern experimentelle Düsenflugzeuge wie die X-15 oder auch Anti-Satelliten-Raketen wie NOTS-EV-1 getestet wurden. Das Unternehmen Virgin Orbit setzt derzeit auf ein ähnliches Prozedere mit einem umgerüsteten Passagierflugzeug. Bereits in den 2000ern hatte das Unternehmen AirLaunch versucht, hieraus ein Geschäft zu machen.
Teaser-Bild: Aevum