Diese 16 Science-Fiction-Romane machen Hoffnung auf eine bessere Zukunft


Es muss nicht immer dystopisch oder apokalyptisch zugehen! Zwar blicken viele Science-Fiction-Autorinnen und Autoren ziemlich düster in die Zukunft. Aber es gibt auch Werke, die Optimismus verbreiten – ohne gleich von zu perfekten Utopien zu träumen. 1E9-SciFi-Experte Michael Förtsch stellt sie vor.

Von Michael Förtsch

Die Zerstörung der Umwelt und der Klimawandel werden unsere Metropolen in Schmelzöfen verwandeln, für Hunger und Fluchtbewegungen sorgen. Intelligente Roboter werden sich erheben und uns unterjochen. Zumindest wenn es vorher nicht zum Atomkrieg kommt oder riesige Schiffe außerirdischer Invasoren am Himmel auftauchen, die wenig später Quantenbomben auf unsere Städte regnen lassen. Ganz egal, was wir tun: Es wird in Chaos, Tränen und Leid enden. Natürlich gewinnen die Bösen – und wenn nicht, geht zuvor zumindest die Hoffnung verloren.

Ja, Science-Fiction-Autorinnen und Autoren sind gerne mal ziemliche Schwarzmaler, wenn es um die Zukunft geht. Ihre Werke sind oft metaphorische Warnungen vor realen Bedrohungen. Sie reflektieren gefährliche Entwicklungen und verstörende Trends unserer Zeit. Und das ist erstmal kein Grund zu klagen, schließlich hat es uns dystopische Klassiker wie Der Report der Magd, 1984, Starship Troopers und Ich will schreien und habe keinen Mund beschert. Ebenso wie auch moderne Musst-du-lesen-Werke wie New York 2140, Vox, The Seclusion und Uglies.

Science-Fiction muss nicht düster sein!

Doch es geht auch anders. Science Fiction muss nicht trist, grau und bis zum Bersten mit Konflikten und Pessimismus beladen sein. Schon immer gibt es utopische Erzählungen, die Idealwelten heraufbeschwören, Gegenentwürfe zu unseren Gesellschaften aufstellen oder darüber spekulieren, wie wir Hindernisse und unsere allzu menschliche Hybris überwinden könnten. Das muss nicht langweilig sein. Auch solche Szenerien erlauben spannende Geschichten. Denn nie ist alles perfekt und makellos. Alle Utopien, sei es eine anarchische Öko-Enklave oder ein futuristisches Sternenreich, haben ihre Kehrseiten und Bruchstellen – und sei es nur der Mensch.

Auch wenn alles verloren scheint, die Welt untergegangen und jeglicher Ausweg verschlossen wirkt, müssen – und sollten – Autorinnen und Autoren nicht jegliche Hoffnung fahren lassen. In jeder noch so furchtbaren Situation lässt sich ein Funke von Optimismus entfachen. Selbst wenn es nur die Erkenntnis ist, dass das eigene Tun den Anstoß für eine bessere Welt gibt, die Gewissheit, dass der eigene Verlust zu etwas Neuem führt, oder die Versicherung, dass irgendwo doch noch ein Fluchtweg existieren könnte. Genau das zeigen Autoren wie Greg Egan, Charlie Jane Anders, Ernest Callenbach, Ted Chiang und andere.

Ja, Science Fiction ist eine stete Quelle der Inspiration, ein Treiber von Technologie, Gesellschaft und Kultur. Und da gilt es nicht zu verzweifeln, sondern nach vorne zu schauen – zum Leuchten am Horizont! Legen wir los.

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Arkwright

Mit dem Alter werden Leute etwas wunderlich. Das dachten auch die Fans von Nathan Arkwright. Der Science-Fiction-Autor vom Schlage eines Asimov oder Clarke hat sich nach vielen Romanen und regelmäßigen Treffen mit den Fans urplötzlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Aber Arkwright war nicht wunderlich, sondern passioniert: Nach seinem Tod fand seine Enkelin heraus, dass er beschlossen hatte, die Menschheit zu retten. Und zwar, indem er eine Stiftung gründete, deren Ziel der Bau eines Raumschiffs ist, dessen Besatzung neue Welten erforschen und besiedeln soll. Ansonsten, so glaubte der alternde Visionär, würde es die Menschheit nicht mehr lange machen.

Damit geht es in Allen M. Steeles Arkwright nicht um eine klassische Utopie, sondern um die utopische Vision eines Mannes, die durch seine Nachkommen langsam Gestalt annimmt. Denn weder er selbst noch seine Enkelin oder deren Kinder erleben den Start des Raumschiffes. Erst nach vielen Jahrzehnten befindet es sich auf seiner Reise in Richtung des Planeten Gliese 667 Ce. Dadurch ist Arkwright einerseits eine Familiengeschichte und andrerseits ein Science-Fiction-Roman, der sich den Herausforderungen der interstellaren Raumfahrt annimmt, ethische und technische Probleme aufzeigt und Lösungen dafür skizziert. Und natürlich ist Arkwright auch eine Hommage an die Science Fiction selbst und ihre Fähigkeit, zu inspirieren und zu verzaubern.

Diaspora

Diaspora

Eigentlich ist alles ziemlich perfekt. In einigen Hundert Jahren hat die Menschheit die meisten ihrer Probleme überwunden – ebenso wie viele ihrer physischen Grenzen. Post- und Transhumanismus sind Realität und Normalität. Natürlich gezeugte Menschen leben gemeinsam mit kybernetisch verbesserten Cyborgwesen, digitalisierten Gehirnen in Roboterkörpern und gänzlich körperlosen Menschen, die in Matrix -gleichen Digitalrealitäten existieren. Es ist eine Diversifizierung in Geist und Körper, die begann, um neue Welten, Existenzebenen und Lebensräume im Kosmos und darüber hinaus zu erschließen.

Der nächste Schritt in der menschlichen Evolution beginnt nun mit Yatima. Er ist das erste Individuum, das gänzlich konstruiert wurde und dessen Gen- und Geistesstruktur sich nicht auf einen biologischen Vorfahren oder eine Abstammungslinie des Homo sapiens zurückverfolgen lässt. Einige Jahre nach seiner Geburt – und seinem schnellen Heranwachsen – bahnt sich jedoch eine Katastrophe an. Eine Energiewelle aus dem All droht alle rein biologischen Menschen zu töten. Ihre einzige Überlebenschance ist es, ihre Körper aufzugeben – und damit die ursprüngliche Form der menschlichen Spezies. Doch würde die Menschheit, fragt Autor Greg Egan in seinem Roman, dadurch wirklich etwas verlieren, was den Menschen ausmacht – oder ist das vielleicht nur ein längst überfälliger Schritt?

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Down and Out in the Magic Kingdom

Das ist mal eine gute Zukunftsvision: In einigen Jahrzehnten wird keiner mehr obdachlos auf der Straße landen oder schuften müssen, um zu überleben. Alles Lebensnotwendige und vieles, was heute Luxus ist, wird für jeden verfügbar sein – gratis. Zusätzlich ist dank moderner Medizin das Alter kein Thema mehr und auch der Tod lässt sich mit Digitalspeichern und geklonten Körpern austricksen. Damit klingt die Welt, die Cory Doctorow in Down and Out in the Magic Kingdom zeichnet, eigentlich echt utopisch – und das ist sie im Grunde auch. Der einzige Haken: Menschen streben zwar nicht mehr nach Geld, dafür aber nach Whuffie. Das sind Punkte für soziales Prestige. Wer viele hat, wird zu Partys eingeladen, bevorzugt behandelt und ist hoch angesehen.

Dan, einst ein Whuffie-Magnat, hat durch einen Skandal alle Punkte verloren. Deprimiert kriecht er bei seinen Freunden Julius und Lil unter. Die sind dabei, nachdem Großkonzerne wie Disney nun Geschichte sind, das Magic Kingdom im ehemaligen Walt Disney World als Museum zu erhalten. Allerdings sind sie dabei im Zwist mit einer anderen Gruppe. Die will den Park mit moderner Technik wiederaufbauen. Inmitten dieses Konfliktes wird Julius plötzlich ermordet – und wiedererweckt, um nach dem Grund für sein Ableben zu suchen. Dabei kommen für ihn Fragen danach auf, was nun eigentlich Realität, Fiktion und Nostalgie darstellen – und wo in einer zauberhaften Scheinwelt wie dem Magic Kingdom die Grenzen verlaufen.

3001

3001: Die letzte Odyssee

Wahrscheinlich kennt fast jeder Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum , die Verfilmung von Arthur C. Clarkes gleichnamigen Science-Fiction-Roman. Das epochale Original von 1968 wurde vom Autor über fast drei Jahrzehnte mit drei weniger beachteten – und teils direkt, teils lose verbundenen – Folgeromanen fortgesetzt: Dabei ist vor allem der letzte Band faszinierend: 3001 . Denn in Die letzte Odyssee , so der Untertitel, wird der Astronaut Frank Poole, der in 2001 vom Supercomputer Hal 9000 getötet wurde, im All gefunden. Er kann wiederbelebt werden. Für Poole beginnt daraufhin eine surreale Entdeckungsreise durch eine utopische Zukunftszivilisation.

Nicht nur sind 1000 Jahre nach seinem scheinbaren Ableben Hirn-Computer-Schnittstellen, gentechnisch wiederbelebte Dinosaurier, erdumspannende Raumstationen und Kolonien auf den Jupitermonden real. Ebenso hat die Menschheit auch Rassismus, Sexismus, Armut und Umweltverschmutzung überwunden und ist bereit, friedlichen Kontakt zu anderen Spezies aufzubauen. Dumm nur, dass die Menschheit so lange gebraucht hat, um so weit zu kommen. Denn diejenigen, die hinter den mysteriösen Monolithen stehen, die wir aus 2001 kennen, haben vor Jahrhunderten beschlossen, die damals selbstzerstörerische Menschheit auszulöschen – im Jahre 3001.

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Eine Welt dazwischen

Pacifica ist ein friedvoller und lustvoller Planet. Die beiden biologischen Menschengeschlechter existieren dort in fast vollkommener Harmonie und Gleichberechtigung. Missgunst und Korruption gibt es kaum. Möglich macht dies das Netz, ein Computerkommunikationssystem, das jedem Bürger das gleiche Mitspracherecht in der anarchisch-demokratischen Regierung gewährt. Doch plötzlich droht die Eintracht aus der Balance zu geraten! Denn zwei Raumschiffe dringen auf den Planeten vor. Eines gehört der maskulin-chauvinistischen Transzendentalen Wissenschaft, das andere den matriarchal-militanten Femokraten. Die beiden Gruppen tragen ihren ideologischen und militärischen Konflikt im Rest des Alls schon seit langer Zeit aus.

Der Roman von Norman Spinrad erschien bereits 1979, nahm aber viele aktuelle Entwicklungen vorweg. Insbesondere den Einfluss der Medien auf die Politik, digitale Entscheidungsfindungssysteme wie Liquid Feedback aber auch Fake News und Troll-Propaganda. Die Protagonisten im Kampf der Geschlechter werden im 420 Seiten starken Werk allerdings gezielt auf teils schwer erträgliche – und stellenweise fragwürdige – Stereotype heruntergebrochen, die mit recht expliziten Sexszenen unterstrichen werden. Doch am Ende beschwört Norman Spinrad die Idee, dass eine gerechte, friedvollere und klügere Welt möglich ist, die den Mensch, seinen Charakter und nicht sein Geschlecht in den Mittelpunkt rückt.

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Menschen, Göttern gleich

Verglichen mit Die Zeitmaschine oder Die Insel des Dr. Moreau ist H.G. Wells’ Menschen, Göttern gleich – im Original: Men like gods – von 1923 ein vergleichsweise unbekanntes Werk. Das macht es aber nicht weniger interessant. In ihm werden der Journalist Mr. Barnstaple, der eigentlich in den Urlaub fahren will, und einige weitere Menschen durch eine unbekannte Kraft in eine Parallelwelt transportiert. Die ist der unsrigen 3.000 Jahre voraus und hat die „Tage der Konfusion“ mit ihren Kriegen, Machtkämpfen und anderen Dummheiten längst hinter sich gelassen.

Dieses Utopia hat sich von Politik und Religionen verabschiedet und entscheidet nach dem Prinzip „unsere Bildung ist unsere Regierung“. Nachdem Nationalstaaten und Kirchen verschwanden, florierte die Wissenschaft und einfache Grundprinzipien genügen seitdem, um das Miteinander zu regeln. Die verblüfften Besucher erforschen diese Welt und lernen, dass einige Unterschiede und Weggabelungen der Zeitgeschichte die Erde in dieser Dimension in ein unbeschwertes Paradies verwandelt haben. Doch gerade diese Unbeschwertheit lässt einige der Dimensionsreisenden auf die Idee kommen, diese friedliche Welt zu unterjochen. Barnstaple muss das verhindern.

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Ökotopia

Die Vision, die Ernest Callenbach 1975 niederschrieb, haben wir nicht verwirklicht: Denn Ökotopia spielt im Jahr 1999. Der Reporter William Weston hat darin als einer der ersten die Möglichkeit, eine sonderbare Enklave zu besuchen, die 1980 an der Ostküste der USA entstand. In einer Mischung aus fiktiven Reportage- und Tagebuchtexten beschreibt Weston, wie die kleine Nation aus Not und Verzweiflung ökologische und nachhaltige Energie- und Wirtschaftsmodellen entwickelt hat – und sich dafür von der restlichen Welt abgrenzte.

Nicht nur setzt Ökotopia auf erneuerbare Energien und Umweltschutz, sondern auch auf universelle Gesundheitsvorsorge, eine basisdemokratische Regierungsform und kommunale Entscheidungsfindung. Dabei ist aber nicht alles super und total grün: Callenbach beschreibt nämlich eine Utopie, die auch erkämpft und erhalten werden will. Es gibt Streit und Zwist über die Ressourcenverteilung, ultra-rechte wie ultra-linke Gesellschaftspositionen, einen aus Angst gespeisten Militarismus und Menschen, die nach all den Jahren immer noch nach ihrem Platz in Ökotopia suchen und daran verzweifeln.

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Der Lebenszyklus von Softwareobjekten

Mit Künstlichen Intelligenzen schaffen wir unseren eigenen Untergang. Das ist das, was uns Filme wie Terminator und Tech-Größen wie Elon Musk predigen. Mit seiner Novelle Der Lebenszyklus von Softwareobjekten – enthalten in der Kurzgeschichtensammlung Das wahre Wesen der Dinge – versucht der Autor Ted Chiang ein gegensätzliches Bild zu zeichnen. Die Handlung folgt der ehemaligen Tierpflegerin Ana Alvarado, die von einem Softwareunternehmen angeheuert wird, um die Entwicklung und „Aufzucht“ einer neuen Form Künstlicher Intelligenz zu begleiten.

Die wird in Form der Digis auf den Markt gebracht, eine Art High-Tech-Tamagotchis mit eigener VR-Plattform. Im Laufe der Jahre sind Milliarden Menschen von ihnen begeistert. Aber irgendwann nimmt der Hype ab, die Firma kommt in Finanznot und die Digis drohen, zu verschwinden. Ana tut sich mit den Ex-Entwicklern zusammen, um einige der Digitalwesen zu retten. Und die beginnen, weiter zu lernen und sich zu entwickeln. Der Lebenszyklus von Softwareobjekten beschreibt eine Geschichte von 20 Jahren, ist mit 150 Seiten schnell gelesen, stellt dabei aber viele intelligente Fragen, gibt Denkanstöße und eine neugierig-optimistische Sicht auf die Zukunft der Künstlichen Intelligenz mit.

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Freie Geister

Wenn man nicht gut miteinander auskommt, trennt man sich eben. Zu dieser Erkenntnis kommen die Bewohner des Planeten Urras nach einer gescheiterten Anarcho-Revolution. Deren Anhänger übersiedelten auf den Nachbarplaneten Anarres. Die Gegner der Revolution blieben zurück. Und beide Parteien befanden, es sei am besten, einander ab sofort zu ignorieren. Während die Jahre vergehen, entwickelt sich auf Anarres ein futuristischer Anarchosyndikalismus – quasi eine gigantische anarchistische Kommune, die ohne Staaten, Klassen und Restriktionen auskommt. Jedenfalls scheint es so.

Denn im Roman von Ursula K. Le Guin will der geniale Physiker Shevek seine Arbeit an Überlichtantrieben voranbringen und dazu mit Wissenschaftlern auf Urras kooperieren. Doch gut geheißen wird das auf Annares nicht. Trotzdem begibt er sich auf die Reise und lernt die in vielerlei Hinsicht schlechtere als auch bessere Welt auf dem Schwesterplaneten kennen, die in verschiedene Staaten, Herrschafts- und Gesellschaftssysteme zerfallen ist. Damit ist Freie Geister – im Original The Dispossessed – quasi die Umkehr von Ökotopia, die aber auch zahlreiche Aspekte wie Propaganda, Isolation, Denkverbote, Wertschätzung, Indoktrination behandelt – und die Frage, was eigentlich eine Utopie zu einer Utopie macht.

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Die Kultur

Der Kultur -Zyklus von Iain Banks ist eine Serie von zehn, stellenweise recht wuchtigen Werken. Sie erzählen einzelne Geschichten, die Einblick in eine futuristische Gesellschaft geben, die sich selbst Die Kultur nennt – jedes Mal aus der Sicht anderer Protagonisten. Die Kultur ist gleichzeitig utopisch und etwas beängstigend. Denn zu ihr gehören zahlreiche unterschiedlichste Spezies, Denk- und Vorstellungsmodelle, die unsere eigene Welt anachronistisch und barbarisch erscheinen lassen.

Rassismus, Sexismus und Spezieszismus gibt es in der Kultur schon lange nicht mehr. Denn die Genetik ist so weit entwickelt, dass sich jedes Individuum in seiner Erscheinung so verändern kann, wie es will. Wer mag, kann sich Gliedmaßen anpflanzen, vom Humanoiden in einen Fisch verwandeln lassen oder auch als Tisch leben. Außerdem sind Künstliche Intelligenzen als Lebensformen anerkannt, haben Rechte, existieren als empfindsame Roboter oder auch Steuereinheiten gigantischer Raumstationen. Geld und festgeschriebene Gesetze gibt es nicht. Der Tod ist dank Gehirn-Backups eher eine Unannehmlichkeit und Krieg nur ein Mittel der Selbstverteidigung. Sich diese Welt über die einzelnen Bücher hinweg zu erschließen, ist eine zeitfressende Herausforderung – aber auch eine lohnende Mission.

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Learning The World

Ganze 400 Jahre schwebt das Generationenschiff But the Sky, My Lady! The Sky! in Richtung eines erdähnlichen Planeten. Zu dieser Zeit hat die Menschheit schon zahlreiche andere Welten besiedelt. Hier allerdings muss die Besatzung völlig überrascht feststellen, dass der Planet schon in fester Hand ist: Die Menschheit entdeckt zum ersten Mal eine andere intelligente Spezies. Die ist jedoch weit vom technologischen Level der Menschen entfernt. Sie hat gerade erst das Industriezeitalter erreicht. Dennoch ist es den Planetenbewohnern möglich, das Raumschiff als „fremdartigen Kometen“ auszumachen, der alsbald im Orbit parkt.

In Ken MacLeods Learning The World hat die Menschheit überlebt, sich weiterentwickelt und gedeiht in den Gestaden des Raums. Aber sie muss sich nun daran gewöhnen, dass sie nicht alleine ist. Soll sie, nach dieser elend langen Reise, auf dem Planeten landen und das Leben der fremden Spezies durcheinanderwerfen? Und was macht die Vorstellung, dass da draußen noch andere Wesen existieren könnten, eigentlich mit den Bewohnern des Planeten? Der Roman ist sowohl faszinierend, clever geschrieben als auch erstaunlich schnell gelesen.

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Alle Vögel unter dem Himmel

Die Welt in Charlie Jane Anders’ Alle Vögel unter dem Himmel ist definitiv kein Utopia. Eigentlich ist sie eher das Gegenteil: Unsere Erde steht kurz vor dem Kollaps. Der Klimawandel ist zur Ökokatastrophe mutiert, die das Heim und das Leben von Milliarden Menschen gefährdet. Ganze Städte versinken im Wasser, Superstürme verwüsten Landstriche und Erdbeben pflücken Kontinente auseinander. Inmitten dieses Trubels laufen sich Patricia Delfine und Laurence Armstead über den Weg, die wohl außergewöhnlichsten Menschen auf dem Planeten.

Beide kennen sich aus Kindertagen. Patricia ist eine Hexe und kann mit Vögeln sprechen. Laurence wiederum ist ein technisches Genie, das bereits im Kinderzimmer eine Zeitmaschine konstruiert hat und nun an einem Wurmlochgenerator werkelt. Doch so gut sie sich einst kannten, soweit haben sich die beiden auseinanderentwickelt, vertreten gegensätzliche Ansichten, wie die Welt noch zu retten sein könnte. Aber genau diese unterschiedlichen Ansätze könnten die Lösung darstellen. Alle Vögel unter dem Himmel ist keine typische Science Fiction. Genau das macht die warmherzige wie scharfsinnige Geschichte so fesselnd und grundlegend optimistisch.

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Woman on the Edge of Time

Connie Ramos geht’s echt nicht gut. Die US-Amerikanerin mit mexikanischen Wurzeln lebt Mitte der 1970er Jahre in New York. Sie hatte viel vor. Aber dann verlor sie Kind und Ehemann – und jetzt auch noch, wie sie fürchtet, ihren Verstand. Eingewiesen in eine Psychiatrie glaubt sie, von einem Gesandten namens Luciente aus dem Jahr 2137 kontaktiert zu werden. Dabei ist Connie gar nicht verrückt. Ihr wird tatsächlich eine Welt gezeigt, die ihre Umwelt bewahren, den Rassenhass, die Konsumgesellschaft und Geschlechterungleichheit überwinden konnte und hin zu einer dezentralen Regierungsform gefunden hat. Streits werden mit Debatten gelöst und mit Partys gefeiert.

Luciente führt Connie durch seine Gemeinde Mattapoisett und gibt ihr Anleitung, wie sich so eine Welt schaffen lässt. Ebenso bekommt sie Rat, wie sie ihre eigenen Probleme überwinden – und überleben – könnte. Sie wurde ausgewählt, weil ihre Entscheidungen über das Eintreffen der utopischen Zukunft mitentscheiden werden. Handelt sie falsch, könnte die Welt zu einer hyper-kapitalistischen Dystopie verkommen, in der die reiche Elite die verseuchte Erde irgendwann verlässt, um auf Raumstationen zu leben. Die Autorin Marge Piercy appelliert mit ihrem Werk an die Vernunft des Einzelnen, seinen Teil zu einer besseren Welt beizutragen, und sendet die Botschaft aus, dass selbst kleine Taten große Folgen haben können.

Shine

Shine: An Anthology of Optimistic Science Fiction

Der Titel sagt es schon. Shine ist keine einzelne Erzählung, sondern eine Sammlung von 16 Kurzgeschichten von Jungautoren aber auch Science-Fiction-Koryphäen, die nicht auf einer traurig-finsteren oder gar zynischen Note enden. Stattdessen lässt sich einiges zum Besseren wenden und es schimmert immer wieder Hoffnung durch. Und das obwohl die Universen, in denen die Erzählungen spielen, nicht unbedingt Paradieswelten sind, sondern recht trostlose Orte.

In Kay Kenyons Castoff World schlägt sich beispielsweise ein junges Mädchen auf einer Roboterinsel durchs Leben, deren Aufgabe es ist, den vermüllten Ozean zu reinigen. Bald stellt sie sich die Frage, welchen Sinn ihr Leben hat. In The Earth of Yunhe von Eric Gregory kehrt ein junger Chinese in seine sterbende Gemeinde zurück, um mit moderner Nanotechnologie das verseuchte Land zu reinigen. Aber die Tradition verbietet deren Einsatz – eigentlich. Alastair Reynolds erzählt in At Budokan die Geschichte eines gebeutelten Musikproduzenten, der die Idee seine Lebens hat: Er will einen T-Rex klonen lassen, der auf einer E-Gitarre Heavy Metal spielt.

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Die letzte Generation

Es sieht zunächst nicht nach einem Happy End für die Menschheit aus. Riesige Raumschiffe tauchen am Himmel auf und stoppen über den großen Städten der Erde. Doch sie werfen keine Bomben. Aus den Metallungetümen dringen stattdessen Funksprüche. Die Außerirdischen behaupten, dass sie die Menschheit nicht vernichten, sondern ihr helfen wollen. Genau das tun sie dann auch – mit Technologie und Wissen, das die technische und ökologische Evolution der Erdenzivilisation beschleunigt. Dabei bleiben die Aliens stets unsichtbar. Keiner weiß, wie sie aussehen. Das ändert sich erst nach 50 Jahren – und schockiert zunächst. Denn was die Menschen sehen, das gleicht dämonischen Kreaturen.

Nach 50 weiteren Jahren geben die extraterrestrischen Kreaturen zu, dass sie die ganze Zeit einen geheimen Plan verfolgten: Nicht sie selbst haben entschieden, der Menschheit zu helfen, sich fortzuentwickeln, sondern eine noch viel größere Macht. Die verfolgt eine Agenda, die dazu führen wird, dass alsbald kein einziger Mensch auf dem blauen Planeten zurückbleibt – aber nicht, weil die Menschheit ihr Ende gefunden hat. Die letzte Generation – im Original: Childhood’s End – von Arthur C. Clarke dekonstruiert viele Klischees der Science Fiction, dreht sie um und führt sie zu einem melancholischen Finale, das dennoch sehr harmonisch und poetisch daher kommt.

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Mission Ares

Könnten wir schon viel weiter sein – und wenn ja, wie? Diese Frage durchdenkt Stephen Baxter in Mission Ares – im Original: Voyage –, dem Auftaktroman zur sogenannten NASA -Trilogie. In dem wuchtigen Romanwerk hat John F. Kennedy das Attentat vom 22. November 1963 über- und die von ihm angestoßene Mondlandung miterlebt. Er nutzt seinen immensen politischen Einfluss, um seinen Amtsnachfolger davon zu überzeugen, nun nicht zurückzustecken, sondern den nächsten großen Schritt zu wagen: eine bemannte Mission zum Mars. Beschrieben wird dieser Kraftakt durch die Aufzeichnungen und Erinnerungen der Techniker, NASA-Planer und Astronauten.

Dabei spinnt Baxter in der Was-wäre-wenn-Geschichte die hypothetische Reise zum Mars nicht einfach zusammen. Er greift auf zur Entstehungszeit schlüssige aber nie umgesetzte Konzepte, Technologien und Raumfahrzeuge wie das NERVA-Programm, das Mars Excursion Module und die Saturn V-B zurück. Damit wirkt Mission Ares glaubhaft und der zweite große Raumfahrttriumph der Menschheit durchaus in greifbarer Nähe. Allerdings macht die Detailverliebtheit Mission Ares etappenweise auch zu einer etwas mühsamen und trägen Leseerfahrung.

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Teaser-Bild: NASA

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Danke für die Mühe! Dass Arthur C. Clarke gleich zweimal vertreten ist, wundert mich nicht. Der Odyssee-Zyklus ist genial, wobei ich mich an 3001 nie rangetraut hatte, werde ich nachholen.

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Danke : ) Sehr gut. Viel Spaß beim Lesen.

Nicht, dass @Michael nicht die besten SciFi-Lesetipps der Welt zusammenstellen würde. Nur als Ergänzung dazu (die auch dystopischen Content enthält) eine hübsche Liste von den Kollegen der UK-Wired.

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Ha! Sehr schön. Einige davon hatte ich auch schon in anderen Listicals, die ich noch für WIRED geschrieben hatte. Wusste garnicht mehr, dass das so viele waren XD

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