Die Vereinigten Arabischen Emirate sind auf dem Weg zum Mars

Am gestrigen Sonntag kurz vor Mitternacht ist vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima die erste Mars-Mission der Vereinigten Arabischen Emirate gestartet. Es ist eine Premiere für die arabische Welt. Die Mission soll der Beginn einer großen Initiative rund um den roten Planeten sein.

Von Michael Förtsch

Eigentlich war der Start bereits für den 15. Juli geplant. Aber das Wetter spielte nicht mit. Doch diesmal lief alles wie geplant. Um 23:58 Uhr deutscher Zeit hob eine H-2A-Rakete von Mitsubishi Heavy Industries vom Tanegashima Space Center im Süden Japans ab. Rund eine Stunde später wurde im Weltraum die Sonde Al-Amal – zu Deutsch: Hoffnung – von der Spitze der Rakete abgekoppelt und auf den Weg zum roten Planeten gebracht. Damit ist nun die erste interplanetare Raumfahrtmission der Vereinigten Arabischen Emirate gestartet – es ist zudem die erste derartige Mission eines arabischen Staates überhaupt. Bislang sind nur den USA, der EU, der ehemaligen Sowjetunion und Indien Missionen zum Mars geglückt.

Nach Berechnungen der Missionsplaner der United Arab Emirates Space Agency – kurz UAESA – soll die Sonde im Februar 2021 den Mars erreichen. Dort soll das 1.350 Kilogramm schwere Raumfahrtzeug in eine Umlaufbahn eintreten und den roten Planeten für 687 Tage – also ein Mars-Jahr – umrunden. Dabei soll die Al-Amal die bislang detailreichste Studie des Mars-Klimas ermöglichen. Sowohl Veränderungen in der Atmosphäre als auch lokale Wetterveränderungen und der Wechsel von Jahreszeiten sollen protokolliert und nachvollziehbar gemacht werden.

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„Das Einzigartige an dieser Mission ist, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft der Welt zum ersten Mal einen ganzheitlichen Blick auf die Mars-Atmosphäre zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten haben wird", sagt Omran Sharaf, der Leiter der Mission.

In die Sonde sind ein Infrarot- und Ultravioletspektrometer und ein sogenannter Emirates Exploration Imager verbaut, eine hochauflösende Digitalkamera, die Aufnahmen in mehreren Spektren des Lichts aufzeichnen kann. Geplant und entwickelt wurde das Raumfahrzeug in den letzten sechs Jahren. Ein Team von Forschern und Wissenschaftlern aus den Emiraten und den USA hat Al-Amal unter Leitung der Wissenschaftsstaatsministerin Sarah Amiri gemeinsam an der University of Colorado Boulder gebaut. Überwacht und gesteuert werden soll die Mission aus einem eigens eingerichteten Kontrollraum.

Die Emirate planen bereits eine Stadt auf dem Mars

Verläuft die Mission von Al-Amal wie gewünscht, könnte die Sonde zum besseren Verständnis der meteorologischen Dynamik des Mars beitragen. Das könnte dabei helfen, zukünftige und insbesondere bemannte Mission besser zu planen und sich auf Gefahren wie Mars-Stürme vorzubereiten. Ebenso soll der Frage nachgegangen werden, wieso das Wasser auf dem Mars verschwunden ist. Die Daten, die die Sonde sammelt, sollen daher über 200 internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen zur Auswertung zur Verfügung gestellt werden.

Für die Vereinigten Arabischen Emirate soll diese Mars-Mission nur ein erster Schritt sein. Denn die Ambitionen für den roten Planeten sind weitaus größer. Bereits seit mehreren Jahren planen die Emirate eine Siedlung auf dem Planeten. Im Jahre 2117 soll die stehen und von ersten Menschen bevölkert sein. Eine Art Machbarkeitsstudie dafür soll das sogenannte Mars Science City Project werden, eine 176.515 Quadratmeter große Mars-Kolonie, die mittels 3D-Druck-Technik inmitten der Wüste der Emirate unter einer Glaskuppel gebaut werden soll. Die soll helfen, die Besiedlung des Mars „praktisch und realistisch“ vorzubereiten und Technologien dafür zu entwickeln. Bereits in vier Jahren soll die Mars Science City fertig und nutzbar sein.

Auch sonst investieren die Vereinigten Arabischen Emirate viel Geld und Personal in die Raumfahrt. Das bereits 2006 gestartete Mohammed bin Rashid Space Centre und die erst 2014 gegründete United Arab Emirates Space Agency sollen, wenn es nach Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum geht, die kleine Föderation in den kommenden Jahrzehnten an die Spitze des Weltraumtechnologie befördern und eine Generation von jungen Menschen hervorbringen, die zu Pionieren eines neuen Raumfahrtzeitalters heranwachsen. Dabei wollen die Vereinigten Arabischen Emirate aber nicht auf Alleingänge, sondern Kooperationen und internationale Partner setzen.

Teaser-Bild: UAESA

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