Die Corona-Krise trifft auch die Raumfahrt stark. Viele Projekte der NASA und ESA wurden zurückgefahren. Auch in China verzögern sich Weltraummissionen. Dennoch will die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA bis Ende 2020 zum Mars.
Von Michael Förtsch
Noch in diesem Jahr soll die Mission Mars 2020 der NASA starten. Sie ist ein Bestandteil des ausgedehnten Mars Exploration Program. Mit Perseverance soll dabei ein neuer Rover auf den roten Planeten geschickt werden, der viele wichtige Eckdaten für die kommenden bemannten Missionen auslosten soll – und auch Aufschluss geben könnte, ob und wie eine langfristige Bewohnbarkeit denk- und umsetzbar wäre. Zwischen Juli und August ist der Start angesetzt. Dabei befindet sich die US-Raumfahrtbehörde im Wettlauf mit der chinesischen CNSA. Denn auch die hat für „die kommenden Monate“ eine Reise zum Mars geplant.
Tianwen-1 – das heißt so viel wie „Himmelsfrage 1“ oder „Entdeckung der himmlischen Wahrheit 1“ – hat China seine Marsmission getauft, ein Name, der sich auf ein 2.000 Jahre altes Gedicht des Dichters Qu Yuan bezieht. Die Mission sollte eigentlich im Juli starten. Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie wurde das Zeitfenster für den Start aber bis zum Ende des Jahres ausgedehnt. Wie die NASA will auch die CNSA mit ihrer Marsmission eine Landeeinheit samt Rover auf den roten Planeten bringen. Anders als das fast drei Meter lange und über zwei Meter breite NASA-Gegenstück ist der chinesische Rover mit Abmessungen von 2 Meter mal 1,65 Meter aber deutlich kleiner.
Dennoch verfügt der sechsrädrige 200-Kilogramm-Rover über ein Tiefenradar, das bis zu 100 Meter in den Boden schauen kann. Ebenso ist eine Kamera für mehrere Lichtspektren, ein Bordlabor für Boden- und Atmosphärenproben, ein Magnetfeldsensor und ein Messgerät für topographische Analysen verbaut. Damit soll nach Leben auf dem Mars Ausschau gehalten und eruiert werden, ob und wie sich der Mars für Kurz- und Langzeitabstecher mit bemannten Habitaten eignet. Zusätzlich zum Rover soll in der Umlaufbahn ein Orbiter ausgesetzt werden, der aus rund 400 Kilometern Höhe hochaufgelöste Foto-, Radar- und Sensoraufnahmen liefern soll.
China wäre die dritte Mars-Nation
Trotz Corona-Pandemie gehen die Vorbereitungen für die Tianwen-1-Mission rasch voran. Erst am 26. April verkündete der TV-Sender China Global Television Network, dass eine eigens für die Mission konstruierte 72-Meter-Parabolantenne im Wuqing-Distrikt fertiggestellt worden ist. Die soll essenziell für die Kommunikation mit dem Orbiter sein, der in der Mars-Umlaufbahn abgesetzt werden und auch die Daten vom Rover empfangen und zur Erde weiterleiten soll. Eigentlich wollte China schon vor acht Jahren zum Mars aufbrechen. Ein Yinghuo-1 betitelter Orbiter sollte huckepack mit der russischen Raumsonde Fobos-Grunt mit fliegen, die den Mars-Mond Photos studieren sollte.
Nach dem zunächst erfolgreichen Start der russisch-chinesischen Mission kam es in der Erdumlaufbahn jedoch zu Problemen. Der Sonde gelang es nach dem Raketenstart bis in den Erdorbit nicht, ihren eigenen Antrieb in Richtung des Mars zu zünden. Stattdessen trudelte die Sonde in die Erdatmosphäre und verglühte dort, nachdem es auch nicht gelang, eine Kommunikationsverbindung aufzubauen, um die Probleme zu beheben. Danach beschloss China, seine nächste Marsmission größer zu gestalten, gänzlich selbst zu planen und durchzuführen – eben Tianwen-1. Sollte China Erfolg haben, wäre es nach den USA und Russland erst das dritte Land, das eine Landeeinheit auf den roten Planeten bringt.
Teaser-Bild: NASA