Nach mehreren Monaten an Vorarbeit ist es der deutschen Polizei gelungen, den mutmaßlichen Betreiber des weltgrößten DarkNet-Markplatzes festzunehmen. Koordiniert mit Polizeibehörden aus aller Welt wurden zudem auch die Server und Daten des sogenannten DarkMarket abgeschaltet und beschlagnahmt.
Von Michael Förtsch
Auf dem DarkMarket konnte so ziemlich alles angeboten und gekauft werden. Von Drogen über Hacking-Programme, Personendaten für Identitätsdiebstähle, Kreditkarten- und Sozialversicherungsnummern und Falschgeld bis hin zu Sim-Karten. Wie nun aber die Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und die EU-Polizei EuroPol vermelden, konnte der bis dato größte illegale Online-Marktplatz offline genommen und einer der wichtigsten Hintermänner festgenommen werden. Die Ermittlungen und die finale Operation sollen über mehrere Monate vorbereitet worden sein, heißt es in einer Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz.
Am Montag sei es gelungen, den mutmaßlichen Betreiber des DarkMarket festzunehmen. Es soll sich um einen 34-jährigen Mann aus Australien handeln, der an der deutsch-dänischen Grenze verhaftet wurde. „Der Beschuldigte wurde einem Ermittlungsrichter vorgeführt“, so die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz. „Er hat keine Angaben zur Sache gemacht. Gleichwohl wurde die Untersuchungshaft angeordnet.“
Neben der deutschen Polizei waren auch Ermittler aus den USA, Australien, Großbritannien, Dänemark, der Schweiz, der Ukraine und der Republik Moldau an der von EuroPol koordinierten Operation beteiligt. Nahezu zeitgleich mit der Festnahme konnten so die 20 Server des DarkMarket abgeschaltet und beschlagnahmt werden, die in Moldawien und der Ukraine betrieben wurden.
Der Cyberbunker lieferte die Spur
Über die Daten auf den Rechnern sollen nun unter anderem Verkäufer und Käufer von illegalen Waren ermittelt werden. Das dürfte für die Polizei einiges an Arbeit bedeuten. Laut dem European Cybercrime Centre von EuroPol waren zum Zeitpunkt der Abschaltung fast 500.000 Nutzer beim DarkMarket registriert. Darunter sollen 2.400 Personen als Verkäufer aufgetreten sein, die um die 320.000 Geschäfte im Wert von 4.650 Bitcoin und 12.800 Monero – umgerechnet etwa 140 Millionen Euro – abgewickelt haben. Der mutmaßliche Betreiber soll für jedes Geschäft vier Prozent Provision kassiert haben.
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Jetzt Mitglied werden!Ausgangspunkt der Ermittlungen gegen DarkMarket war die Razzia des Cyberbunker, einem Internet-Hoster, der Server in einem ehemaligen NATO- und Bundeswehrbunker nahe dem Städtchen Traben-Trarbach betrieben hat. Die Betreiber selbst warben, „jeden Inhalt“ zu hosten „außer Kinderpornografie oder irgendetwas, das mit Terrorismus zu tun hat“. Auch DarkMarket gehörte zeitweilig zu den Kunden. Im November 2019 rückte die Polizei in die ehemalige Militäranlage ein und beschlagnahmte die Infrastruktur. Insgesamt acht Personen wurden zwischenzeitlich wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Beihilfe zu rund 250.000 Straftaten angeklagt.
Teaser-Bild: Science in HD auf Unsplash