Ab diesem Sommer sollen vier Freiwillige das Leben auf dem Mars simulieren. Die NASA hat dafür ein Habitat mit einem 3D-Drucker konstruiert, wie es auch auf dem roten Planeten gebaut werden könnte. Ein Jahr lang sollen die irdischen Marsianer darin zubringen.
Von Michael Förtsch
Nach dem Mond kommt der Mars. Das ist das Ziel der US-Raumfahrtbehörde NASA. Den aktuellen Plänen zufolge soll zwischen 2033 und 2040 der erste US-Amerikaner seinen Fuß in den Sand des roten Planeten setzen. Langfristig soll auf dem Mars auch ein Außenposten errichtet werden, um den Planten zu studieren und womöglich auch eine Kolonie zu errichten. Allerdings stellt das die NASA vor zahlreiche Herausforderungen. Denn bislang ist nicht sicher, welche physischen und psychischen Herausforderungen die potentiellen Marsbewohner erwarten. Daher soll nun eine ausgedehnte Mars-Mission simuliert werden.
Im Juni sollen vier Freiwillige in einem umgebauten Hangar des NASA-Forschungszentrums für bemannte Raumfahrtprogramme bei Houston eingeschlossen werden. Für 12 Monate sollen sie anschließend in der darin aufgebauten und Mars Dune Alpha getauften Forschungsstation arbeiten und leben, die einer Behausung auf dem Planeten sehr nahe kommen soll. Denn ähnlich den derzeitigen Plänen für Habitate auf dem Mars, wurde Mars Dune Alpha mit der 3D-Druck-Technologie eines Unternehmens namens Icon errichtet. Das 160-Quadratmeter-Habitat umfasst vier Schlafräume, zwei Badezimmer, mehrere Labor- und Arbeitsplätze, kleinere Gemeinschaftsbereiche, eine medizinische Station und eine vertikale Farm für den Anbau von Lebensmitteln.
Außerdem existiert innerhalb des Hangar ein größerer Außenbereich, der mit Sand, Steinen und auf den Wänden aufgeklebten Mars-Panoramen den roten Planeten simulieren soll. Mit Laufbändern und verschiedenen anderen Fitnessgeräten sollen die Test-Astronauten längere Exkursionen, Außeneinsätze oder Wartungsarbeiten nachstellen – beispielsweise, das Sammeln von Proben und Daten, das Aufbauen von Einrichtungen der das Reparieren des Habitats. „Wir können sie schließlich nicht sechs Stunden lang im Kreis laufen lassen“, so Suzanne Bell, Leiterin des NASA-Labors für Verhaltensgesundheit und Leistungsfähigkeit.
Verhalten in Extremsituationen
Die fiktive Mars-Mission der vier Astronauten ist die erste von drei Simulationen, die unter dem Titel Crew Health and Performance Exploration Analog über die kommenden drei Jahre stattfinden sollen. Die US-Raumfahrtbehörde hofft vor allem, einen Einblick in die zu erwartenden Belastungen und Bewältigungsstrategien im marsianischen Alltag, aber auch in Krisen- und Notfallsituationen zu bekommen. Denn das Zusammenleben auf engstem Raum kann massiven Stress auslösen. Genau wie die fehlende Möglichkeit, „frische Luft zu schnappen“ oder regelmäßig mit Freunden und Familie zu interagieren.
Die NASA-Forscher wollen zudem beobachten, wie die Astronauten handeln, wenn Ausrüstungsgegenstände und wichtige Elemente des Habitats versagen. Auch soll es Experimente geben, bei denen beispielsweise die Wasserversorgung eingeschränkt wird oder es zu Fehlfunktionen im Gewächshaus kommt. All das sind Probleme, die auf dem roten Planeten zu erwarten sind und von den Missionsteilnehmern gemeistert werden müssen, um das eigene Überleben zu sichern. Hilfs- und Nachschubmissionen bei einer realen Mars-Mission könnten sechs bis neun Monate dauern.
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Jetzt Mitglied werden!Noch sind die Teilnehmer für den simulierten Mars-Aufenthalt nicht bekannt. Jedoch müssten die Probanden die gleichen gesundheitlichen und psychologischen Voraussetzungen erfüllen wie reale Astronauten. Auch die Ansprüche hinsichtlich einer akademischen Vorbildung in Wissenschaft und Technik seien identisch, heißt es von der NASA.
Das Experiment der NASA ist nicht das erste seiner Art. Bereits vor 13 Jahren führte die russische Raumfahrtagentur Roskosmos gemeinsam mit der ESA und der chinesischen CNSA das vergleichbare Programm Mars-500 durch. Dabei simulierten sechs Freiwillige aus verschiedenen Ländern einen 520 Tage dauernden Flug zum roten Planeten.
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