Die ehemalige Co-Chefin der NASA will, dass SpaceX die Mondlandungspläne rettet

Die NASA wird es wohl nicht schaffen, 2024 zum Mond zurückzukehren. Schuld ist daran unter anderem die von technischen Problemen geplagte Rakete SLS. Die ehemalige NASA-Co-Chefin Lori Garver schlägt daher vor, dass SpaceX einspringen soll.

Von Michael Förtsch

Das Artemis-Programm soll die USA zurück auf den Mond bringen. Der Zeitplan, den die Raumfahrtbehörde dafür auf Ansage der Trump-Regierung ausarbeitete, war von Beginn an sehr aggressiv und optimistisch. Bereits im Jahr 2024, das war eine Vorgabe, soll demnach das erste Mal seit dem Jahr 1972 wieder ein Mensch seinen Fuß auf den Erdtrabanten setzen. Diesen Termin bestätigte die NASA auch noch Ende 2020. Mittlerweile scheint aber klar, dass dieser Zeitplan nicht zu halten ist. Bis Mai will die Raumfahrtbehörde die aktuellen Pläne evaluieren und feststellen, ob die „Machbarkeit gegeben ist […] oder ob wir einen anderen Zeitplan brauchen“, wie der aktuelle NASA-Chef Steve Jurczyk im Februar sagte.

Das Coronavirus verzögerte über das Jahr 2020 viele Teilprojekte des über 30 Milliarden US-Dollar schweren Artemis-Programms. Außerdem musste die NASA zuletzt auf die Bestätigung für Gelder warten, die unter anderem das neue Mondlandesystem finanzieren. Eine der größten Hürden des Artemis-Programms ist aber das SLS, das Space Launch System, eine Schwerlastträgerrakete, die in ihrer größten Ausbaustufe bis zu 130 Tonnen in den Orbit und 26 Tonnen bis zum Mond tragen soll. Die Rakete basiert auf einem Ares V getauften Konzept, das einst für das 2010 abgebrochene Mond- und Mars-Programm Constellation geplant gewesen war. Dabei kam es von Beginn an zu massiven Verzögerungen.

Grund für die zeitlichen Stolpersteine war, wie Prüfungen ergaben, insbesondere das Missmanagement beim Hersteller Boeing. Eigentlich hätte die Rakete bereits 2017 ihren Erststart erleben sollen. Der wurde dann auf Juli 2020 verlegt und dann wiederum abgesagt. Derzeit liegt der Termin für den Premierenstart im November 2021 – aber auch das gilt als wenig wahrscheinlich. Das Space Launch System hat daher viele Kritiker. Zu denen gehört auch Lori Garver, die die Raumfahrtbehörde von 2009 bis 2013 als stellvertretende NASA-Chefin mit leitete. Wie sie in einem Interview mit CBS’ 60 Minutes sagte, sei die Rakete „weder das Geld noch die Wartezeit“ wert. Es wäre deutlich effektiver und günstiger, diese Aufgabe vollends einem Privatunternehmen zu überlassen.

Kann es SpaceX besser?

Laut Lori Garver sei es keine gute Entscheidung der NASA gewesen, die teure Rakete selbst zu bauen, „wenn die Privatwirtschaft fast ebenso große Raketen ohne Kosten für den Steuerzahler baut“. Gemeint ist damit insbesondere das bei SpaceX in Entwicklung befindliche Starship, dessen Prototypen bereits mehrere Testflüge erlebt haben – und danach mit mal mehr, mal weniger Erfolg gelandet sind. Bis Ende des Jahres soll es seinen ersten Orbitalflug meistern und, wenn fertig, über 100 Tonnen transportieren können. Ebenso gibt es die bereits erprobte Rakete Falcon Heavy, die bis zu 26 Tonnen in den Orbit und bis zu 18 Tonnen zum Mars schaffen können soll.

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Das Space Launch System hat dagegen bisher nicht einmal seinen zweiten Zündungstest hinter sich, der eigentlich Ende Februar stattfinden sollte. Außerdem sei das Raketensystem schon jetzt veraltet, nicht auf Wiederverwendbarkeit ausgelegt und dadurch mit jedem Start eine unnötig teure Angelegenheit, wie Garver sagt. Geht es nach der Ex-NASA-Mitarbeiterin ist es noch nicht zu spät, um die Pläne des Artemis-Programms zu ändern und die Missionen statt mit dem SLS mit SpaceX-Technik durchzuführen. Zwar setzt auch Elon Musk auf sehr optimistische Zeitpläne, aber die seien realistischer als jene der NASA für das SLS.

„Wir hätten das schon vor langer Zeit tun sollen“, so Garver. Tatsächlich sollen laut dem vorherigen NASA-Chef Jim Bridenstine durchaus Möglichkeiten durchdacht worden sein, wie auf das SLS verzichtet werden könne. Etwa in dem nötige Module nicht im Ganzen auf einer SLS-Rakete, sondern getrennt mit zwei Falcon-Heavy-Raketen oder Delta IV Heavy der United Launch Alliance ins All gebracht werden. Laut dem aktuellen NASA-Chef Steve Jurczyk sei das Space Launch System hingegen trotz Verzögerungen und technischer Probleme aber „[in der Entwicklung] weiter als das Starship oder andere Schwerlastsysteme“. Daher sei es für die NASA weiterhin die einzige rationale Wahl für die kommenden Artemis-Missionen – wobei das Starship durchaus für spätere Missionen im Artemis-Programm eingeplant ist.

Teaser-Bild: SpaceX

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