Die Zahl der Alternativen zu Twitter wächst weiter. Nun soll das Social Network von Elon Musk bald seinen vielleicht größten Herausforderer bekommen. Denn am 6. Juli soll Threads starten, – eine App, die vom Facebook- und Instagram-Konzern Meta entwickelt wird.
Von Michael Förtsch
Seit Elon Musk das Social-Media-Unternehmen Twitter übernommen hat, wächst die Kritik daran. Es herrscht Verwirrung über das System der Verifikations-Haken. Immer wieder kommt es zu Ausfällen des Dienstes. Gerade erst hat Elon Musk ein Lese-Limit festgelegt, da angeblich verschiedene Firmen unerlaubt massive Datenmengen von Twitter auslesen würden. Und nun wurde auch die professionelle Twitter-Oberfläche Tweetdeck als kostenpflichtiger Zusatzdienst neugestartet, der bei vielen Nutzern allerdings Probleme macht. Immer mehr Twitter-User suchen daher nach Alternativen. Fündig werden könnten sie bald ausgerechnet beim Facebook-Konzern Meta, was Elon Musk nur wenig gefällt. Doch der Reihe nach.
Die Zahl an möglichen Zielen für Twitter-Exilanten ist zuletzt gewachsen. Unter den Favoriten sind der Fediverse-Dienst Mastodon und die vom ehemaligen Twitter-Chef Jack Dorsey mitgestartete Twitter-Kopie BlueSky. Vor allem letztere hatte zuletzt einen massiven Zuwachs auch von prominenten Nutzern erfahren. Dazu kommen Notes, ein Ableger des Newsletter-Dienstes Substack, die ziemlich offenkundige Twitter-Kopie T2 sowie Nostr, ein weiteres alternatives Social Network, das mit Hilfe von Jack Dorsey entsteht. Allesamt sind darauf angewiesen, dass Nutzer aktiv von Twitter dorthin wechseln– und dabei ihren bisherigen Follower und Freunde zurücklassen. Sie müssen von Null anfangen.
Bei dem nun von Meta angekündigten Instagram-Dienst Threads soll das etwas anders sein. Zwar werden sich auch hierhin nicht alle ehemaligen Twitter-Follower und Freunde migrieren lassen. Doch wer bereits Instagram-Nutzer ist, dort Follower hat und anderen folgt, wird dort mit seinem bisherigen Instagram-Login und mit eben jenem Publikum starten können. Zumindest dem Teil, der sich entschließt, Threads ebenfalls zu nutzen. Das dürfte für einige sehr attraktiv sein und ein Startvorteil gegenüber den anderen Twitter-Herausforderern darstellen. Denn Instagram hat über eine Milliarde Nutzer. Twitter derzeit rund 400 Millionen.
Threads, eine Datenkrake?
Dass Meta beziehungsweise Instagram an einem eigenen Twitter-Klon arbeitet, war bereits vor mehreren Wochen bekannt worden. Die App wurde seit Januar unter dem Codenamen P92 oder auch Barcelona entwickelt. Erste geleakte Bilder verrieten, dass sie sehr stark der Funktionalität und der Optik von Twitter folgt: Kurze Texte, Bilder und Videos sollen sich posten und kommentieren lassen, um Dialoge mit anderen Nutzern zu starten. Technisch soll Threads angeblich auf dem offenen Social-Media-Protokoll ActivityPub basieren, das auch von Mastodon genutzt wird. Dennoch soll Threads eigenständig sein und eine geschlossene Community schaffen. Die Nutzbarkeit von Threads über alternative Apps ist zumindest bisher nicht bestätigt.
Der jetzt durch das Auftauchen von Threads im App- und Play-Store bestätige Angriff auf Twitter soll ein Grund für die zuletzt wachsende Rivalität von Elon Musk und Mark Zuckerberg sein, die sich zuletzt zur Herausforderung zu einem Käfigkampf zuspitzte.
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Jetzt Mitglied werden!Starten soll Threads am 6. Juli – zumindest in den USA. Denn dort angesiedelte Nutzer sehen, wenn sie nach dem Wort „Threads“ in der Suchleiste von Instagram suchen, ein digitales Ticket mit dem Startdatum und dem Logo der App. Außerdem erscheint der Verweis auf die Website threads.net, die derzeit aber noch leer ist.
Schon vor dem Start erntet die App einiges an Kritik. Denn offensichtlich soll Threads zahlreiche Daten der Nutzer abgreifen: darunter Kontakte, Suchhistorie, Datennutzung, Gerätediagnostik, Standortdaten, Käufe, Browserhistorie und vieles mehr. Der ehemalige Twitter-Chef Jack Dorsey kommentierte spöttisch: „All your Threads belong to us.“
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