Das Raumfahrtunternehmen SpaceX arbeitet mit dem Starship an einem gigantischen Raumschiff. Dessen Prototyp hat nun seinen ersten Flug absolviert. Der dauerte nur Sekunden, funktioniert aber wie geplant. Bereits in den nächsten Monaten soll ein deutlich längerer Aufstieg folgen.
Von Michael Förtsch
Erst vor zwei Tagen holte SpaceX mit seiner Dragon-2-Kapsel zwei US-Astronauten sicher von der Internationalen Raumstation zurück. Nun hat das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk einen Prototypen seines riesigen Starships den „kleinen Hüpfer“ machen lassen, den der US-Milliardär bereits vor Längerem angekündigt hatte. Bei dem Schiff handelt es sich um den fünften Prototyp des Raumfahrzeugs, das irgendwann bis zu 100 Tonnen an Fracht und Menschen schleppen soll – sowohl zum Mond als auch zum Mars. Das Starship SN5 genannte Exemplar überstand Ende Juli auf einem Prüfstand bereits einen Test mit dem von SpaceX entwickelten Raptor-Triebwerk.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist das Schiff aber nun auch tatsächlich abgehoben, das momentan noch einer polierten Bierdose gleicht. Die noch fehlende Nase des rund 120 Meter hohen und neun Meter breiten Raumschiffs sollte ein dicker Metallkubus simulieren, der oben angeflanscht wurde. Insgesamt 150 Meter stieg der Prototyp durch das fauchende Triebwerk in die Höhe und wurde dann sachte zur Seite getragen, um nach nicht einmal einer Minute auf einer Landeplattform auf kleinen Füßen aufzusetzen. Der Test erfolgte auf dem SpaceX-Gelände bei Boca Chica im Süden des US-Bundesstaates Texas.
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Jetzt Mitglied werden!Anders als das fertige Raumschiff ist das Starship SN5 nur mit einem Triebwerk ausgestattet. Das Starship soll letztlich mit insgesamt sechs Raptor-Triebwerken arbeiten, um die gewünschten Lasten transportieren zu können. Allerdings war der Testflug nichtsdestotrotz ein gutes Zeichen und ein großer Erfolg für die Raketenbauer. Denn bislang verlief die Entwicklung des Starship stellenweise sehr holprig. Bereits vier Prototypen wurden bei Tests zerstört. Unter anderem rissen Schweißnähte bei einem Drucktest. Ein anderes Mal explodierte das Schiff wegen eines defekten Ventils.
Bald schon auf dem Weg zum Mond?
SpaceX arbeitet bereits am nächsten und damit sechsten Prototypen. Der soll dann schon deutlich über die 150 Meter hinauskommen. Dafür hat SpaceX von der US-Luftfahrtbehörde eine Erlaubnis für suborbitale Flüge eingeholt. Laut den eingereichten Daten dürfte der Flug bereits in den nächsten sieben Monaten stattfinden – und bis in eine maximale Höhe von 20 Kilometern gehen. Geht es nach Elon Musk hat das Starship bei SpaceX derzeit die höchste Priorität. Denn möglichst schon 2021 sollen erste orbitale Flüge durchgeführt werden. Im Jahr darauf will Musk das Schiff auf dem Mond und Mars landen lassen.
Möglich ist die teure Entwicklung des Starship auch dank des japanischen Milliardärs Yusaku Maezawa. Der hat bei SpaceX eine Reise rund um den Mond im Starship gebucht, die unter dem Namen #dearMoon stattfinden soll. Dabei hat er nicht nur einen Sitzplatz für sich selbst gekauft, sondern auch für mehrere Künstler, die ihn auf der Reise begleiten sollen. Wie viel der japanische Unternehmer für die Reise bezahlt, ist nicht bekannt. Jedoch sei es laut Elon Musk genug um „einen Teil“ der enormen Entwicklungskosten zu decken. Verlaufen die Tests und die Produktion des Starship wie geplant, soll die sechs Tage dauernde #dearMoon-Mission im Jahr 2023 starten.
Teaser-Bild: SpaceX