Das Raumfahrtunternehmen SpaceX arbeitet an einem gigantischen Raumschiff. Nun wurde mit einem Prototyp des Starship der erste Start in den Erdorbit gewagt. Bei der Abtrennung der Raketenstufe kam es jedoch zu Problemen – und einer Explosion.
Von Michael Förtsch
Bisher hat es lediglich einige „kleine Hüpfer“ gemacht, wie SpaceX-Gründer Elon Musk die ersten Testflüge des Starship bezeichnete. Zwischen zehn und 13 Kilometer ist das 69 Meter hohe Raumschiff in die Höhe gestiegen – und zumindest beim letzten Testflug im Mai 2021 ohne Schaden wieder gelandet. Am heutigen Donnerstag um 15:34 Uhr deutscher Zeit sollte das Starship des Raumfahrtkonzerns SpaceX nun erstmals bis in den Orbit aufsteigen. Es war der erste Start der Kombination aus dem 50 Meter hohen Raumschiff und der 69 Meter hohen Raketenstufe Super Heavy. Letztere ist nötig, um das 100 Tonnen schwere Gefährt ins All zu befördern. Mit 76.900 Kilonewton an Schubkraft und einer möglichen Nutzlast von 250 Tonnen gelten Starship und Super Heavy noch vor der Mondrakete Saturn 5 als die leistungsstärkste jemals gestartete Rakete.
Das Raumschiff wurde bereits vor mehreren Tagen auf der Startplattform der sogenannten Starbase nahe Boca Chica Village, Texas, für den Start vorbereitet. Eigentlich war der Lift Off bereits für Montag vorgesehen , wurde aber wegen eines Problems mit einem Ventil verschoben. Bereits vor dem offiziellen Live-Stream von SpaceX konnte der Tankvorgang der riesigen Rakete über einen Stream der Raumfahrtenthusiasten von NASASpaceFlight beobachtet werden. Flüssiges Methan und flüssiger Sauerstoff treiben die Raptor-Triebwerke an.
Der Start der gigantischen Rakete verlief zunächst ohne große Probleme. Die erste Stufe beschleunigte das Raumschiff auf über 2.000 Kilometer pro Stunde und schob sie bis in 35 Kilometer Höhe. Zwei Minuten nach dem Start sollte das Starship einen „Flip“ vollführen und die Stufe abwerfen, die dann im Ozean wassern sollte. Der Separationvorgang schlug jedoch fehl. Das Raumschiff und die Raketenstufe gerieten gemeinsam ins Trudeln und schleuderten umher. Rund vier Minuten nach dem Start kam es schließlich zu einer spektakulären Explosion. SpaceX bezeichnete das als „a rapid unscheduled disassembly“ – eine plötzliche ungeplante Demontage.
Bereits vor dem Start hatte SpaceX die Erwartungen auf einen Flug mit einem problemfreien Start und einer eben solchen Landung gedämpft. „Bei einem Test wie diesem wird Erfolg daran gemessen, wie viel wir lernen können“, hieß es in einer offiziellen Ankündigung des Testflugs. Auch SpaceX-Gründer Elon Musk hatte vor einer Enttäuschung gewarnt. Das wichtigste bei dem Flug sei, weitere Daten über das Verhalten des Raumschiffs und der Rakete während des Flugs zu sammeln.
Bereits seit Jahren in Arbeit
Das heute als Starship bekannte Raumschiff hatte Elon Musk erstmals im September 2016 während des International Astronautical Congress in Guadalajara in Mexiko angekündigt. Zu dieser Zeit trug es noch den Namen Interplanetary Transport System. Bereits seit 2011 soll es bei SpaceX als Geheimprojekt mal unter dem Codenamen BFR, mal als Mars Colonial Transporter in Arbeit gewesen sein. „Was ich wirklich machen möchte, ist [die Reise zum] Mars zu ermöglichen“, erklärte Musk damals auf der Konferenz.
Ursprünglich hatte der Milliardär gehofft, bereits im vergangen Jahr ein erstes unbemanntes Starship zum Mars schicken zu können – und bis Mitte der 2020er erste menschliche Siedler. Dieses Vorhaben hat er mittlerweile verworfen. Denn die Konstruktion des Starship stellte sich als komplizierter und teurer heraus als einst gedacht. Wie Musk 2022 twitterte, könne SpaceX wohl erst 2029 einen Menschen zum Mars bringen.
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Jetzt Mitglied werden!China arbeitet an einer Starship-Kopie
Auch die NASA will das Starship einsetzen. Im Rahmen der Artemis-Mond-Missionen soll eine angepasste Version des Raumschiffs als Landemodul eingesetzt werden. Das sogenannte Starship HLS soll voraussichtlich 2024 einen ersten Testflug zum Mond absolvieren und könnte ab Dezember 2025 im Rahmen der Artemis-3-Mission für eine bemannte Mission eingesetzt werden. Musk machte sich 2020 auch dafür stark, das Starship für Forschungsmissionen zur Venus und zum Kuipergürtel einzusetzen. „Wir brauchen nur einen festen Boden, um landen zu können“, sagte der Milliardär.
Das Starship soll jedoch auch für Reisen um die Erde genutzt werden können. Mit entsprechenden Start- und Landeplattformen sollen Reisen zwischen den großen Metropolen – aber theoretisch jedem Punkt der Erde – in unter einer Stunde machbar sein. Im Jahr 2021 sorgte die China Academy of Launch Vehicle Technology mit einer Kopie dieser Idee für eine Kontroverse… Auf dem Nationalen Weltraumtag in Nanjing zeigte das chinesische Forschungs- und Entwicklungsinstitut sein One-Hour Global Arrival in Space Transportation System, das eine Ein-zu-Eins-Kopie des Starship zu sein scheint.
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