BlueSky wird dezentral: Nutzer dürfen nun Konten auf eigenen Servern betreiben

Die Twitter-Alternative BlueSky wird nun dezentral. Bislang war es nur möglich, auf dem offiziellen Server ein Konto anzulegen. Jetzt wird Nutzern die Möglichkeit gegeben, einen eigenen Social-Media-Server für den Kurznachrichtendienst zu betreiben.

Von Michael Förtsch

Die Social-Media-Landschaft verändert sich. Viele sehen die Zukunft in dezentralen und sogenannten föderierten Diensten – also in Social-Media-Diensten, die nicht von einer einzigen Firma betreut und betrieben werden, sondern die Nutzer selbst auf eigener Hardware hosten können. Mastodon gehört dazu. Aber auch BlueSky soll ein solcher Dienst werden. Das einst aus einer Initiative von Twitter-Gründer Jack Dorsey hervorgegangene Projekt gilt für viele als eine Alternative zum nun X genannten Kurznachrichtendienst. Erst vor kurzem wurde BlueSky für die breite Öffentlichkeit nutzbar. Davor war eine Einladung eines bereits aktiven Mitglieds nötig, um sich anzumelden. Jetzt wurde BlueSky weiter geöffnet.

Wie die Entwickler in einem Blogbeitrag bekannt gaben, wird jetzt die Option für Nutzer und Entwickler geschaffen, eine private Instanz zu betreiben. Das heißt, sie können einen eigenen Server auf privater Hardware oder bei einem beliebigen Cloud-Computing-Betreiber einrichten, der ihre eigenen Daten hostet – also Nachrichten, Bilder und mehr. Wer sich nun auf BlueSky registrieren will, kann das bereits explizit auswählen und eine Server-Adresse hinterlegen. Ein Konto auf dem und eine Anmeldung über den offiziellen BlueSky-Server ist dadurch nicht mehr nötig.

Dennoch können die Nutzer mit allen anderen BlueSky-Mitgliedern interagieren. Denn die Inhalte der verschiedenen Server werden automatisch über das von BlueSky entwickelte AT-Protokoll abgeglichen. Ganz ähnlich wie bei bereits etablierten Fediverse-Diensten wie Mastodon. Die Option des Self-Hostings ist aktuell noch in einem frühen Teststadium. Daher sollen derzeit auf einem sogenannten Personal Data Server nur bis zu zehn BlueSky-Konten betrieben werden können, die bis zu 10.000 Ereignisse wie Posts, Reposts und Likes pro Tag verarbeiten können.

Brücken für das Fediverse?

Mit diesem Test begegnet BlueSky auch der Kritik, die es bislang am Projekt gab. Denn BlueSky ist zwar als dezentrale Initiative angetreten, hat aber seit dem Start nur die Möglichkeit geboten, auf den BlueSky-Servern selbst ein Konto zu betreiben. Der jetzige Schritt zu einer föderierten Infrastruktur soll es in Zukunft möglich machen, mit dem eigenen Konto unter Beibehaltung des Nutzernamens, der eigenen Inhalte und Follower zwischen verschiedenen Servern zu wechseln. Dadurch soll Nutzern nicht nur die Option gegeben werden, ihre Inhalte selbst zu betreuen, sondern auch die Möglichkeit, einen dedizierten Server im eigenen Heimatland oder bei einem bestimmten Hosting-Unternehmen zu nutzen.

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Einige Entwickler hoffen zudem, in Zukunft die Grenzen zwischen BlueSky und Mastodon –und damit einem großen Teil des restlichen Fediverse – zu senken. Eine sogenannte Brücke soll es ermöglichen, dass BlueSky-Nutzer Mastodon-Nutzern folgen können und umgekehrt. Jedoch werden derartige Projekte sehr hitzig und kontrovers diskutiert, da Nutzer eine Verwässerung der Debattenkultur der jeweiligen Netzwerke fürchten oder jeweils das andere Netzwerk nicht ungewollt unterstützen möchten. Ähnliche Debatten gibt es um den Social-Media-Dienst Threads von Meta, der auf dem ActivityPub-Protokoll aufbaut. Er ist dadurch mit Mastodon und anderen Fediverse-Diensten kompatibel und soll in naher Zukunft für diese geöffnet werden.

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