Wegen OpenAI: Elon Musk fordert Regulierung der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz

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Der Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk ist bekannt für seine Kritik an der Entwicklung Künstlicher Intelligenz. Als Reaktion auf die Wandlung der von ihm mitgegründeten Organisation OpenAI forderte er nun eine strengere Regulierung der KI-Entwicklung. Regierungen sollten beobachten, was bei Firmen entsteht, die mit KI hantieren.

Von Michael Förtsch

Im Jahre 2015 gründete Elon Musk gemeinsam mit anderen Silicon-Valley-Größen wie Sam Altman, Peter Thiel und bekannten Informatikern wie Wojciech Zaremba, Ilya Sutskever und Greg Brockman die Organisation OpenAI. Das erklärte Ziel des mit rund einer Milliarde US-Dollar Startkapital ausgestatteten Non-Profit-Unternehmens war seinerzeit, an Künstlicher Intelligenz zu forschen – mit dem Fokus, diese Technologie für alle zu öffnen und sie zum Wohle der Gesellschaft sicher und nutzbar zu machen. Nicht nur für die Größen der Tech-Industrie. OpenAI sollte damit als alternatives Regulativ zu staatlichen Eingriffen in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz fungieren. Aber, wie ein Artikel von MIT Technology Review nun ausführt, ist OpenAI offenbar weit von den ursprünglichen Leitlinien abgekommen.

In den vier Jahren seit der Gründung wuchs OpenAI zu einer sichtbaren Größe bei der Forschung und Entwicklung von Künstliche Intelligenz heran. Doch das Unternehmen scheint sich weniger um das Wohl der Gesellschaft zu kümmern, als um das eigene Wohl – oder das Wohl weiterer Geldgeber, schreibt die Autorin Karen Hao. Erst im Juli 2019 hatte etwa Microsoft eine Milliarde US-Dollar investiert. OpenAI ist kein Non-Profit-Unternehmen mehr. Daher herrsche sowohl innerhalb von OpenAI selbst als auch nach draußen wenig Transparenz darüber, woran und wie geforscht wird. Statt aussichtsreiche Kollaborationen mit anderen Forschungseinrichtungen zu suchen, würde ein aggressiver Wettbewerb darum betrieben, als erster Durchbrüche zu erreichen, die spektakuläre Medienberichte provozieren und das Bild von OpenAI als Speerspitze der KI-Revolution schärfen.

Elon Musk äußerte sich als Reaktion auf den kritischen Bericht recht klar. „Alle Organisationen, die fortgeschrittene Künstliche Intelligenz entwickeln, sollten reguliert werden“, schrieb er auf Twitter. „Auch Tesla.“ Elon Musk sah die Entwicklungen bei OpenAI offenbar kommen. Bereits im Februar letzten Jahres hatte er sich aus der Organisation zurückgezogen. Einerseits, wie er sagte, um sich Tesla und SpaceX zu widmen – aber ebenso weil es Uneinigkeit mit den Mitgründern über die zukünftige Ausrichtung von OpenAI gegeben habe.

Musk will Kontrollbehörden für Künstliche Intelligenz

Zur Befürchtungen, dass OpenAI die KI-Vormacht von Geldgebern wie Microsoft stärkt statt Künstliche Intelligenz für alle verfügbar zu machen, sagte Elon Musk: „Leider muss ich zustimmen, dass es sich hierbei um begründete Bedenken handelt.“ Nach seinem Rückzug aus dem OpenAI-Projekt habe er aber nur noch begrenzten Einblick und kaum Kontrolle darüber, was in dem Unternehmen passiert. Außerdem habe er „kein sehr großes“ Vertrauen in Führungskraft wie den KI-Forschungsleiter Dario Amodei. Er sei überzeugt, dass OpenAI „deutlich offener“ gegenüber der Gesellschaft und seinen Mitarbeitern sein sollte.

Bereits mehrfach hatte sich Elon Musk in den vergangenen Jahren ziemlich skeptisch über die ungebremste und vor allem unüberwachte Entwicklung von Künstlicher Intelligenz geäußert. Dabei fürchtet der US-Milliardär nicht nur hypothetische Künstliche Intelligenzen vom Schlage eines Skynet wie aus der Terminator-Saga, die, wie er sagt, „ein fundamentales Risiko für die Existenz der menschlichen Zivilisation“ darstellen könnten. Er glaubt auch, aktuell verfügbare KI-Systeme, die nur in einem engen Rahmen sehr begrenzte Aufgaben erledigen können, könnten allzu leicht außer Kontrolle geraten oder missbraucht werden. Wer wolle, sagte Elon Musk bereits 2018 in einem Interview mit der Sendung Axios, könne „für kleines Geld einen Schwarm von Attentäter-Drohnen bauen“, die ihre Opfer am Gesicht erkennen.

Für derartige Waffen brauche es keine Militär- oder Geheimdiensttechnologie, meint Musk, sondern lediglich die Rechenkraft, die in einem Smartphone steckt und die Gesichtserkennungssysteme, die als Open-Source-Software im Internet zu finden ist. „Wir sind wie Kinder auf einem Spielplatz,“ sagte der Milliardär. Daher regte Musk schon vor zwei Jahren an, dass Staaten darüber nachdenken sollten, Behörden zu gründen, die beobachten, woran Unternehmen im Bereich Künstlicher Intelligenz forschen und notfalls eingreifen. Aber auch eine internationale Kontrollstelle beispielsweise als Teil der Vereinten Nationen hält er für eine gute Idee.

Teaser-Bild: Getty Images / Bill Pugliano

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Schon sehr enttäuschend bei dem doch sehr lobenswerten und richtigen „Fokus, diese Technologie für alle zu öffnen und sie zum Wohle der Gesellschaft sicher und nutzbar zu machen“, aber auch wenig überraschend.

Da wird wieder mal das grundlegende Problem deutlich, dass gnadenlose Gewinnmaximierungs-Strategien sich mit Fortschritt und Gemeinwohl nicht vertragen, siehe auch meinen Kommentar hier

Dass nun gerade Elon Musk gegen OpenAI wettert, natürlich nach seinem Rückzug aus der Organisation, mutet schon etwas heuchlerisch an. Musk und Non-Profit, irgendwie kaufe ich ihm das nicht wirklich ab, oder geht’s da nur mir so? :innocent:

Mit seinen Aussagen und Befürchtungen hinsichtlich Künstlicher Intelligenz hat er durchaus recht, allerdings kann ich mir ihn schwerlich als verlässliche Speerspitze beim Kampf gegen „ungebremste und vor allem unüberwachte Entwicklung von Künstlicher Intelligenz“ vorstellen.

Musk und Non-Profit geht schon gut zusammen, würde ich sagen. Denn er ist ja offensichtlich ausgestiegen, weil sich die Ausrichtung von OpenAI geändert hat.

Aber: Dass Musk gewisse Hintergedanken hatte, als er OpenAI einst mitbegründet hat: Sicher. Sei es Publicity, Einfluss durch eine Gründerposition etc. pp.

Behauptet er zumindest :wink:
Gewisse Differenzen spielen da sicher eine Rolle, da muss es allerdings nicht unbedingt um die gern genommene Ausrichtung gehen.
Ist so ein Gefühl, aber da befinden wir uns zugegebenermaßen im Reich der Spekulation :smirk: