Was bedeutet das Web3 für Medien? Studie von XPLR: MEDIA in Bavaria und 1E9 veröffentlicht

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In eigener Sache: Obwohl es noch keiner so recht greifen kann und viele es kritisieren, steht mit dem Web3 eine neue Ära des Internets in den Startlöchern. Doch welche Veränderungen, Chancen und Risiken wird es mit sich bringen? Dies hat XPLR: MEDIA in Bavaria in Zusammenarbeit mit 1E9 für die Medienbranche erforscht.

von Krischan Lehmann

Verheerende Ökobilanzen, Spekulationsblasen, Hacks und Betrug – in der Berichterstattung vieler etablierter Medien kommen das Web3 und die zugrundeliegenden Blockchain-Technologien derzeit nicht besonders gut weg.

Dabei sollten die Aussichten auf eine neue Ära des Internets die Medienschaffenden zumindest aufhorchen lassen: Denn mit dem Web3 kündigt sich etwas an, das die dominierenden Plattform- und Datenökonomien der großen sozialen Netzwerke, Hoster, Suchmaschinen und E-Commerce-Player in Frage stellt. Es entstehen neue Märkte, neue Geschäftsmodelle, eine neue Infrastruktur. Ist das auch eine neue Chance für die Medienbranche, die im Netz – was zum Beispiel den kommerziellen Erfolg oder das Community-Building betrifft – bisher einen eher durchwachsenen Track Record vorzuweisen hat?

Dieser Frage wollten XPLR: MEDIA in Bavaria und 1E9 auf den Grund gehen. Und so haben wir uns einer alten Daumenregel aus der agilen digitalen Produktentwicklung bedient: ‚Sprich mit acht Leuten, die sich mit dem Thema auskennen, und du bekommst 80 Prozent aller wichtigen Aspekte zum Thema raus.‘ Wir wollten es allerdings noch genauer wissen und haben deswegen gleich mit 16 Expertinnen und Experten gesprochen, die in Web3-Start-ups oder Verbänden tätig sind, Unternehmen dazu beraten, sich journalistisch damit auseinandersetzen oder an Schulen und Universitäten dazu forschen. Einige von ihnen stammen hier aus der 1E9-Community.

Gleichzeitig wollten wir wissen, inwieweit das Thema Web3 schon in der bayerischen Medienbranche angekommen ist. Dazu haben wir einen Chatbot losgeschickt und Brancheninsider befragt. Rund 200 Leute haben mitgemacht. Herausgekommen ist eine Studie von rund 70 Seiten, die – wie wir finden – einen ganz guten Überblick liefert über die Baustelle, die das Web3 im Moment noch ist.

Drohende Bedeutungslosigkeit etablierter Häuser, aber auch Chancen für neue Geschäftsmodelle

Die größten Risiken für Medienunternehmen sahen die befragten Expertinnen und Experten in der drohenden Bedeutungslosigkeit, wenn sie das Web3 ignorieren oder verschlafen. Völlig in Frage gestellt werden bestehende Werbe-Geschäftsmodelle, die auf dem Sammeln von Userdaten, Tracking und deswegen auch maximaler Reichweite basieren – denn das Web3 könnte den Nutzern die Hoheit über ihre Daten zurückgeben und Tracking unmöglich machen.

Dafür bietet sich die Chance, die Einnahmen aus der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie neu zu verteilen – die derzeit vor allem an internationale Internetkonzerne fließen. Medien könnten, zum Beispiel, mit NFTs neue Abo- und Community-Modelle etablieren oder auch transparentere Werbemodelle entwickeln. Großes Potential, um Kosten und Bürokratie zu sparen, könnte es im Bereich von Lizenzen und Rechtemanagement geben, weil das Web3 durch Smart Contracts Möglichkeiten der Automatisierung schafft.

Im Web3 könnte es für einzelne Kreative und Content Creators bessere Chancen geben, an ihrer Arbeit zu verdienen. Durch DAOs, also dezentrale autonome Organisationen, könnten sogar völlig neue Formen von Medienunternehmen entstehen. Doch noch ist viel im Fluss und die Entwicklung des Web3 steht, da waren sich die Befragten einig, noch ziemlich am Anfang.

Der Rat an die Medienbranche lautete dennoch: Nehmt das Web3 ernst, experimentiert in ersten Projekten, kollaboriert mit Akteuren aus dem Web3-Space und setzt vor allem auf die Weiterbildung der eigenen Teams.

Hier könnt ihr die Studie herunterladen:

Und um es mit Christian Pfeiffer, einem der befragten Experten, zu sagen:

Das Web3 ist das Internet des Besitzens – das sich allerdings keiner so recht vorstellen kann, weil wir die letzten 20 Jahre im Netz ohne Besitz erzogen wurden. Deshalb ist das Web3 jetzt vor allem auch eine philosophische Herausforderung!

Die nehmen wir auch in Zukunft gerne an.

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Hallo in die Runde…
Ein spannendes Thema mit zukünftigen Abomodelle mittels NFT.
Es gibt bereits ein Start Up das sich der Sache abgenommen hat. Es ist ein Web3Dienstleister, ein kroatischer Ticket-Provider mit den Namen Revuto.

viele Grüße

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