Ukraine-Krieg: Betrüger wollen mit falschen Spendenaktionen Kryptowährung stehlen

In der Ukraine herrscht Krieg. Viele Menschen wollen helfen – auch mit Kryptowährungen. Das machen sich Betrüger zunutze. IT-Sicherheitsfirmen und auch Krypto-Entwickler warnen vor perfiden Betrugsmaschen, die auch mit gekaperten Twitter-Accounts umgesetzt werden.

Von Michael Förtsch

Am 24. Februar hat Russland die Ukraine überfallen. Zahlreiche Menschen leben nun in Angst. Viele Menschen sind durch den Krieg umgekommen. Das hat zu einer Welle an Hilfsaktionen geführt. Menschen rund um die Welt wollen die Ukraine unterstützen. Einige Organisationen setzen dabei auch auf Blockchain-Ökosysteme und Kryptowährungen. Die Regierung der Ukraine selbst nimmt Spenden in Bitcoin, Ethereum und USDT entgegen. Erst 2021 wurde in dem Land die Nutzung von Kryptowährungen für Geldgeschäfte erlaubt. Weltweit liegt die Ukraine auf Platz 4, was die Nutzung von Kryptowährungen angeht. Über sieben Milliarden Euro in Kryptowährung fließen jährlich durch die Nation.

Dazu wurden im Eiltempo unabhängige Spenden- und Hilfsprojekte umgesetzt. Mit der UkraineDAO wurde eine im Ethereum-Netzwerk verankerte und durch digitale Verträge gesteuerte Initiative gestartet, hinter der unter anderem die Punkrock-Band Pussy Riot, die Krypto-Start-ups Trippy Labs, PleasrDAO und CXIP stehen. Sie hat bereits über 261.000 Euro in direkten Spenden eingesammelt. Durch eine in zwei Tagen endende NFT-Auktion sollen zudem fast drei Millionen Euro eingenommen werden. Unter dem Namen RELI3F haben sich mehrere NFT-Künstler zusammengefunden, um gemeinsam Werke zu verkaufen, deren Erlöse an Hilfsprojekte vor Ort gehen sollen.

Mit dem Unchain Fund wurde am 26. Februar mit Unterstützung zahlreicher Krypto-Start-ups wie NEAR, Harmony, Gnosis und weiteren ein Krypto-Fond gestartet, der mehrere Kryptowährungen akzeptiert und an Hilfsorganisationen weiterleitet. Die Website The Giving Block kuratiert zudem vertrauenswürdige Hilfsorganisationen, die Spenden in Form von Kryptowährungen akzeptieren – darunter mehrere, die sich in der Ukraine engagieren. Seit dem Start des Krieges sind dadurch bereits über zehn Millionen Euro an Krypto-Spenden zusammengekommen.

Jedoch versuchen derzeit auch zahlreiche Betrüger die Lage in der Ukraine und die Hilfsbereitschaft vieler Krypto-Enthusiasten auszunutzen. Die IT-Sicherheitsfirma ESET Research hat bereits Hilfsaufrufe wie Help-For-Ukraine und TokenUkraine als Betrugsversuche identifiziert. Threat Labs wiederum warnt vor einer Kampagne, die Bitcoin for Ukraine getauft wurde. Nutzer sollen zwischenzeitlich mehrere Dutzend weitere Websites, die um Spenden in Kryptowährung bitten, als Verdachtsfälle gemeldet haben, die derzeit massiv in Telegram-Gruppen und Social Networks geteilt und beworben werden.

Vorsicht vor gekaperten Konten!

Wie derzeit zu beobachten ist, werden zudem auch verifizierte Twitter-Konten von Journalisten, Politikern und Künstlern gehackt und mit neuen Namen und Bildern versehen, um sie als die Accounts der ukrainischen Regierungsstellen oder von ukrainischen Persönlichkeiten auszugeben. Beispielsweise wurde das Twitter-Konto der InStyle-Journalistin Arielle Tsoukatos gekapert und dem Twitter-Konto der ukrainischen Regierung nachempfunden. Der Account der SmoothFM-Journalistin Melissa Doyle wurde hingegen als der Twitter-Account von Wolodymyr Selenskyj ausgegeben.

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Auch der Ethereum-Entwickler Vitalik Buterin mahnt daher zur Vorsicht, wenn auf Social-Media-Seiten vermeintlich offizielle Adressen von Krypto-Spendenkonten geteilt werden. Er selbst war zunächst skeptisch, als auf der Twitter-Seite der ukrainischen Regierung offizielle Krypto-Adressen gepostet wurden. „Seid weiterhin wachsam und seid immer bedacht und vorsichtig, wenn ihr irreversible Kryptotransaktionen sendet“, so Buterin.

Die IT-Sicherheitsfirma Avast berichtet auch von persönlichen Spendenaufrufen auf TikTok von Menschen, die angeblich vom Krieg in der Ukraine betroffen sind. Sie rufen dazu auf, Bitcoin, Ether und andere Kryptowährungen an bestimmte Adressen zu schicken. „Generell raten wir dringend davon ab, Geld direkt an unbekannte Personen zu senden, insbesondere in jeglicher Form von Kryptowährungen, da es praktisch unmöglich ist, festzustellen, ob es sich um eine bedürftige Person oder einen Betrüger handelt“, heißt es von Avast. „Wenn Sie den Menschen in der Ukraine helfen möchten, empfehlen wir Ihnen, nur über offizielle, vertrauenswürdige Organisationen zu spenden, und zwar direkt auf deren Website und nicht über Links, die in sozialen Medien geteilt werden.“

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