This Week in Future #236 // 17.11.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Bitcoin wird durch Trump-Sieg beflügelt – aber nicht nur dadurch

  • Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen hat den Preis von Bitcoin und anderen Kryptowährungen in die Höhe getrieben. Denn Trump kündigte eine kryptofreundliche Politik an und erklärte sogar, die USA zum „Kryptozentrum des Planeten“ machen zu wollen. Nun wird der Markt für Kryptowährungen durch ein weiteres Phänomen befeuert: Angeblich kauft ein Staat seit einigen Monaten heimlich Bitcoin – und möglicherweise auch andere Kryptowährungen – in großen Mengen auf, um eine nationale Reserve aufzubauen und die Kryptowährung möglicherweise auch als legales Zahlungsmittel zu etablieren. Das jedenfalls will David Bailey, Chef des Bitcoin Magazine, erfahren haben. Bereits im Mai gab es Spekulationen, dass die Ölnation Katar hunderte Millionen in Kryptowährungen investiert.

VW will mit Rivian Technologie und Elektroautos entwickeln

  • Volkswagen und das US-amerikanische Elektroauto-Start-up Rivian haben eine mehr als fünf Milliarden US-Dollar schwere Partnerschaft geschlossen, berichtet The Verge. Ziel des schlicht Rivian and VW Group Technology genannten Joint Ventures ist es, gemeinsam eine Ladeinfrastruktur aufzubauen, Software für Elektrofahrzeuge zu entwickeln sowie bei der Konstruktion kleinerer und günstigerer Elektroautos zusammenzuarbeiten. Ein erstes Fahrzeug aus der neuen Kooperation könnte bereits 2027 vorgestellt werden und auf den Markt kommen. Für Rivian bedeutet die Partnerschaft dringend benötigtes Kapital. Volkswagen wiederum erhofft sich eine Stärkung seiner Position auf dem wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge.

Gründer kauf Streetscooter zurück – und will Produktion wohl nach Thailand verlagern

  • Der deutsche Elektroautohersteller Streetscooter, der vor allem Zustellfahrzeuge für die Deutsche Post und DHL produzierte, war in den vergangenen Jahren in die Krise geraten. Die Deutsche Post hatte das Start-up 2014 gekauft und 2022 an das luxemburgische Start-up Odin Automotive – später B-ON – verkauft, das die Produktion der Fahrzeuge zunächst fortführte, aber 2023 Insolvenz anmelden musste. In diesem Jahr hat der Firmengründer, RWTH-Professor Günther Schuh, über seine Firma eVolution sein ehemaliges Unternehmen Streetscooter zurückgekauft. Allerdings soll die Produktion nun von Deutschland nach Thailand verlagert werden, wie der WDR berichtet. Dort sollen die Streetscooter-Modelle mit Hilfe eines Investors modernisiert und anschließend für den internationalen Markt gefertigt werden.

GEMA verklagt OpenAI – wegen möglicher Nutzung von Songtexten

  • Nach vor allem US-amerikanischen Verlagen klagt nun auch die deutsche GEMA gegen den ChatGPT-Entwickler OpenAI. Die Verwertungsgesellschaft, die die Rechte von Musikerinnenn, Textdichtern und Musikproduzenten vertritt, sieht die Rechte ihrer Mitglieder verletzt. Denn die KI-Modelle der GPT-Reihe geben Texte von Musikstücken deutscher Interpreten wieder. Zudem habe OpenAI, wie die Kenntnis der Songtexte nahelegt, für das Training seiner KI-Modelle ungefragt urheberrechtlich geschütztes Material kopiert und genutzt. „Die Songs unserer Mitglieder sind nicht der kostenlose Rohstoff für die Geschäftsmodelle der Anbieter generativer KI-Systeme“, so sagt der GEMA-Chef Tobias Holzmüller in einer Pressemitteilung.

Roboter-Gemälde erzielt einen Preis von über einer Million Dollar

  • Es war eine Premiere: Im Auktionshaus Sotheby’s in New York City wurde zum ersten Mal ein Gemälde versteigert, das von einem humanoiden Roboter gemalt wurde. Dabei handelt es sich um ein eher psychedelisch anmutendes Porträt des britischen Mathematikers Alan Turing – Der Titel: A.I. God. Portrait of Alan Turing. Nach 27 Geboten wurde der Zuschlag für 1,08 Millionen US-Dollar erteilt, berichtet The Guardian. Das Bild wurde vom Roboter Ai-Da gemalt, der von den Briten Aidan Meller und Lucy Seal erdacht und von der Robotikfirma Engineered Arts realisiert wurde. Bereits vier Jahre zuvor war mit dem Werk Portrait of Edmond de Belamy durch das Auktionshaus Christie’s das erste KI-generierte Kunstwerk versteigert worden.

Cookie-Banner fressen Zeit – und kosten offenbar Milliarden

  • Europäerinnen und Europäer verbringen jährlich 575 Millionen Stunden mit dem Klicken von Cookie-Bannern, was immense Produktivitätsverluste verursacht und die Wirtschaft pro Jahr schätzungsweise 14,4 Milliarden Euro kostet. Die ePrivacy-Richtlinie von 2002, die diesen Aufwand verursacht, liefere allerdings kaum echten Datenschutz und bedürfe dringend einer Reform, schreibt Legiscope.

Wurde X zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung vor der US-Wahl genutzt?

  • Hat Elon Musk seine Plattform X – ehemals Twitter – genutzt, um konservative Stimmen und insbesondere Meinungen im Sinne des US-Präsidentschaftskandidaten und künftigen Präsidenten Donald Trump in der Öffentlichkeit zu stärken? Das jedenfalls legt eine Studie der Queensland University of Technology nahe. Laut dieser wurden die Beiträge von Elon Musk selbst ab Mitte Juli 2024 priorisierter ausgespielt. Dadurch stieg seine Sichtbarkeit um 138 Prozent. Ein ähnliches Phänomen konnte die Studie bei Accounts mit Nähe zur republikanischen Partei beobachten. Diese erhielten offenbar ebenfalls mehr Sichtbarkeit als ihre eher demokratischen Counterparts, möglicherweise durch vermehrte Ausspielung in der For-You-Ansicht von Userinnen und Usern. Die Ergebnisse werfen laut dem Forschungsteam Fragen nach der Neutralität der Plattform auf und wie diese zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung genutzt worden sein könnte.

Stoppt die NASA die Entwicklung seiner Schwerlastrakete SLS?

  • Seit mehr als einem Jahrzehnt arbeitet die NASA an der Schwerlastrakete SLS – kurz für Space Launch System –, die die USA zurück zum Mond bringen soll. In dieser Zeit kam es immer wieder zu Entwicklungsproblemen, Verzögerungen und Kostensteigerungen. Insgesamt liegt das Megaprojekt ein halbes Jahrzehnt hinter dem Zeitplan zurück und hat das Budget – Stand 2023 – um satte sechs Milliarden US-Dollar überschritten. Bereits 2022 stand fest, dass die Rakete, die bisher nur einmal für einen unbekannten Testflug eingesetzt wurde, „nicht nachhaltig“ betreibbar sein würde. Wie der Luft- und Raumfahrtjournalist Eric Berger nun erfahren hat, stehen die Chancen 50:50, dass die NASA das Space Launch System in naher Zukunft aufgibt. Denn inzwischen wären weitere Ausgaben angesichts der Entwicklungsprobleme und deutlich günstigerer Optionen aus dem privaten Sektor nur noch schwer zu rechtfertigen. Beispielsweise könnten auch Raketen der Falcon-Reihe von SpaceX, das in Entwicklung befindliche Starship oder auch die geplante Vulcan-Heavy-Rakete der United Launch Alliance für die Missionen genutzten werden, für die SLS eingesetzt werden sollte.

In Korea wurde ein Rad erfunden, das Treppen steigen kann

  • Ein Team des Korea Institute of Machinery and Materials, kurz KIMM, hat ein innovatives Rad entwickelt, das durch „Morphing“ Hindernisse überwinden kann, die eine Höhe von bis zu 1,3-mal seines Radius haben. Inspiriert von der Oberflächenspannung von Wassertropfen wechselt das Rad von fest zu „flüssig“, wenn es auf Hindernisse trifft. Das Rad besteht aus einem äußeren Reifen sowie Speichen, deren Steifigkeit durch Sensoren automatisch reguliert wird. Es könnte in Rollstühlen, aber auch Robotern oder Lieferfahrzeugen zur Anwendung kommen, die damit sogar Treppenstufen bewältigen könnten. Ziel sei es, das Rad für Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h nutzbar zu machen, berichtet Reuters.

Baidu präsentiert Smart Glasses und neuen KI-Bildgenerator

  • Der chinesische Tech-Konzern Baidu hat auf seiner World Conference mehrere neue KI-Produkte vorgestellt, darunter auch eine „smarte“ Brille, die Fotos und Videos aufnehmen oder Musik abspielen kann – und vor allem durch die Integration einer KI auf Basis des Sprachmodells Ernie Fragen beantworten kann, auch zur Umgebung. Damit ähnelt sie der Ray Ban-Brille von Meta. Außerdem präsentierte Baidu einen neuen KI-Bildgenerator namens I-RAG, der Prompts besser verstehen soll, um überzeugendere Bilder zu erzeugen. Mehr zu den Neuheiten des Unternehmens könnt ihr bei The Decoder nachlesen.

Haftstrafe für einen der größten Krypto-Diebstähle

  • Der Hacker hinter einem der größten Krypto-Diebstähle ist verurteilt worden, berichtet das US-Justizministerium. Ilya Lichtenstein hatte 2016 die Kryptobörse Bitfinex gehackt und 120.000 Bitcoins gestohlen. Diese hatten damals einen Wert von rund 70 Millionen Euro – heute entspricht ihr Gegenwert rund 10 Milliarden Euro. Lichtenstein und seine Frau Heather Morgan konnten 2022 verhaftet werden und bekannten sich des Diebstahls und der Geldwäsche schuldig. Sie hatten die Bitcoins mehrfach in andere Kryptowährungen, Devisen und auch Gold getauscht, um ihre Spuren zu verwischen – letztlich erfolglos. Die Strafe: fünf Jahre Gefängnis.

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Sorry - die Legiscope Rechnung ist in vielerlei Hinsicht Humbug.

Da werden Thesen in den Raum gestellt mit schwachen Quellen und technische Realitäten vollkommen ignoriert.

Die Zahl der gesehenen Websites wird mit 100 pro monat genannt. Die Quelle ist irgendein Blog (https://bloggingwizard.com/website-statistics/) der auf irgendeinen Dude verlinkt der die Zahl von jemanden gehört hat, dem er vertraut. https://kickstand.typepad.com/metamuse/2007/10/how-many-web-pa.html

Wtf

Selbst wenn das so wäre, haben die meisten Cookies selbst bei declinern laufzeiten.

Bei Seiten wo man den Cookie annimmt wird der nicht mehr angezeigt.

Und seit Meta und co würde ich mal
behaupten die Leute sehen einen Bruchteil der 100 Seiten im Monatsschnitt.

Menschen sind viel in der Freizeit online. Hier einen Durchschnittslohn anzugeben der dann gegengerechnet ist, kann man machen, finde ich aber eher falsch.

Ich finde sowas könnte man mal sichten bevor das einfach zitiert wird.

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Hi @stefan.d - danke für das Feedback.

Zuerst: Hätten wir checken sollen, da hast du Recht.

Unabhängig davon spricht der Text, trotz seiner schwachen Datengrundlage, aus meiner Sicht ein echtes Problem an, dass einfach hingenommen wird: Will man keine Cookies, muss man sich wirklich ständig durch Cookie-Banner klicken, da viele Seiten es nicht möglich machen, mit einem Klick alle Cookies abzuwählen.

Insofern wäre es tatsächlich sehr wünschenswert, wenn nach so vielen Jahren endlich überprüft wird, ob die ePrivacy-Richtlinie richtig umgesetzt wird und, falls ja, wie man eine bessere UX hinkriegen kann bzw., falls nein, wieso dagegen nichts getan wird.