This Week in Future #222 // 11.08.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

US-Gericht: Google ist mit seiner Suchmaschine ein „Monopolist“

  • Google hat eine juristische Niederlage erlitten, wie etwa The Verge berichtet. Ein Bundesgericht in Washington stellte fest, dass das Unternehmen mit seiner Suchmaschine ein illegales Monopol aufgebaut hat – und aktiv daran arbeitet, dieses zu behalten. Damit habe das Unternehmen gegen Abschnitt 2 des so genannten Sherman Act verstoßen. Konkret geht es um Zahlungen in Milliardenhöhe, mit denen sich Google die Position als Standardsuchmaschine in Internetbrowsern wie Safari, Firefox und dem Samsung Browser erkauft hat. Ebenso sah es das Gericht als erwiesen an, dass Google eine marktbeherrschende Stellung im Bereich der Textwerbung innehat. Über Strafzahlungen und andere mögliche Konsequenzen wird noch entschieden. Google hat jedoch bereits angekündigt, gegen das Urteil Berufung einzulegen.

  • Bis in dieser Frage eine endgültige juristische Entscheidung gefallen ist, wird es noch dauern. Dennoch wird bereits über die möglichen Folgen diskutiert, die das Monopol-Urteil gegen Google für den Firefox-Browser von Mozilla haben könnte. Gerade in Deutschland ist er sehr beliebt. Während Apple oder Samsung nicht auf die Zahlungen von Google angewiesen sind, machen die 510 Millionen US-Dollar, die Google jährlich für die Standardsuche an Mozilla zahlt, einen Großteil der rund 593 Millionen Dollar aus, die mit dem Firefox-Browser eingenommen werden. Mehr dazu erfahrt ihr bei t3n.

Weiteres Top-Personal verlässt OpenAI

  • OpenAI gilt derzeit als das wohl wichtigste und fortschrittlichste KI-Unternehmen der Welt. Nicht zuletzt, weil es einige der renommiertesten Entwicklerinnen und Forscher beschäftigt. Doch in den vergangenen Monaten haben mehr als ein Dutzend hochkarätige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Erst im Mai ging Ilya Sutskever, einer der Kernentwickler der GPT-KI-Modell-Reihe, um eine Konkurrenzfirma namens SSI Inc. zu gründen. Nun hat sich Greg Brockman, einer der Mitbegründer von OpenAI, eine „Auszeit“ genommen, wie er auf X mitteilt. John Schulman, ein weiterer Mitbegründer, wechselt wiederum zum Konkurrenten Anthropic, berichtet The Information. Peter Deng, der seit 2023 für die Entwicklung von ChatGPT verantwortlich war, soll ebenfalls gekündigt haben. Es wird kolportiert, dass vor allem langjährige Mitarbeiter zunehmend von der kommerziellen Ausrichtung und der aggressiven Entwicklung des Unternehmens desillusioniert sind.

Nvidia soll für KI-Training Millionen von YouTube-Videos verwendet haben

  • Erst kürzlich wurde bekannt, dass das KI-Video-Start-up Runway offenbar Tausende von YouTube-Videos ohne explizite Erlaubnis als Trainingsmaterial verwendet hat, um sein Text-to-Video-Modell Gen-3 zu trainieren. Einem Bericht von 404 Media zufolge soll Nvidia ähnlich vorgegangen sein. Nur in einem weitaus größeren Stil. Der Grafikkartenhersteller soll Millionen YouTube-Videos geladen haben, um KI-Modelle zu trainieren, die Videos, 3D-Modelle oder ganze 3D-Welten erstellen können. Auch Modelle für selbstfahrende Autos sollen mit YouTube-Inhalten gefüttert worden sein. Wie geleakte Dokumente zeigen, waren sich einige Angestellte der zweifelhaften Natur dieses Vorgehens durchaus bewusst.

Der AI Pin von Humane wird zum Flop

  • Das KI-Tool AI Pin des einst gehypten Start-ups Humane – wir haben es ebenfalls vorgestellt –, fiel nach seiner Markteinführung nicht nur in Testberichten durch, sondern offenbar auch bei Kundinnen und Kunden. Da das Gerät nicht hält, was bei seiner Präsentation eins versprochen wurde, werden inzwischen mehr Exemplare von enttäuschten Käufern zurückgegeben als neu bestellt, schreibt The Verge.

Britisches Gesundheitssystem bietet erste CRISPR-Behandlung an

  • Das staatliche Gesundheitssystem NHS von Großbritannien übernimmt für Patientinnen und Patienten, die wegen ihrer genetisch bedingten Erkrankung Beta-Thalassämie auf lebenslange Bluttransfusionen angewiesen sind, nun die erste Therapie an, die auf der „Gen-Schere“ CRISPR beruht. Bei einmaliger erfolgreicher Behandlung können die Transfusionen lebenslang überflüssig werden. Details dazu sind bei der BBC nachzulesen.

Probleme mit dem Starliner von Boeing machen der NASA zu schaffen

  • Die NASA erwägt aktuell, zwei Astronauten – anders als geplant – nicht mit dem Raumschiff Starliner von Boeing von der Internationalen Raumstation ISS zurück zur Erde zu bringen, das sie Anfang Juni im Rahmen seines ersten astronautischen Flugs dorthin brachte. Grund sind technische Probleme mit den Schubdüsen sowie mit Heliumlecks. Nun schlägt die NASA vor, die betroffene Astronautin und den betroffenen Astronauten stattdessen mit der Crew Dragon vom Boeing-Konkurrenten SpaceX zur Erde zurückzubringen. Dies könnte allerdings frühestens im Februar stattfinden. Aus einer Mission, die ursprünglich etwa zehn Tage dauern sollte, würde dann ein knapp neunmonatiger ISS-Aufenthalt werden. Für den Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing käme ein weiteres Problem hinzu. Mehr dazu erfahrt ihr beim SWR.

X verklagt Unternehmen wegen eines angeblich „konspirativen“ Werbe-Boykotts

  • Elon Musk ist sauer, weil das Werbegeschäft seines sozialen Netzwerks X – ehemals Twitter – nicht so läuft, wie er sich das vorstellte. Deshalb hat X eine Klage gegen mehrere große Unternehmen wie Unilever, Mars und CVS eingereicht, die Mitglieder der World Federation of Advertisers sind. Der Vorwurf: ein „illegaler Boykott“ gegen X, mit dem die Unternehmen „kollektiv Milliarden Dollar an Werbeeinnahmen zurückhalten“ würden. Die WFA-Mitglieder haben gemeinsame Kriterien festgelegt, in welchen Medien sie werben wollen und in welchen nicht. Die X-Chefin Linda Yaccarino sagt, die Unternehmen hätten dadurch „konspirativ X boykottiert“ und damit die Existenz der Plattform gefährdet. Die Klage ist dahingehend überraschend, dass Musk Ende 2023 sagte, X sei nicht auf Werbekunden angewiesen und dass sich Unternehmen, die nicht auf X werben wollen, doch „f…… können“.

China testet seinen Hyperloop weiterhin erfolgreich

  • Chinas staatlicher Rüstungskonzern Casic hat seinen Hyperloop-Zug T-Flight erneut erfolgreich getestet – und auf einer Strecke von zwei Kilometern eine Geschwindigkeit von 623 km/h erreicht. Das sind rund 20 Stundenkilometer mehr als der schnellste Zug der Welt, ein Shinkansen in Japan, aktuell fährt. Während westliche Hyperloop-Projekte in den vergangenen Jahren eingestellt wurden, treibt China das Projekt weiter voran, wie Golem schreibt. In der nächsten Testphase soll T-Flight eine Geschwindigkeit von 1.000 km/h erreichen. Später soll das System chinesische Megastädte verbinden und schnellere Alternativen zu klassischen Zügen und Flügen bieten.

Drohnen, die wie Vögel aussehen, könnten für China spionieren

  • Auf chinesischen Social-Media-Plattformen sowie auf X sind bizarre Videos aufgetaucht. Sie zeigen Drohnen, die Vögeln nachempfunden sind und angeblich vom chinesischen Militär entwickelt wurden. Sie würden derzeit vom sogenannten Jeaolong-Kommando der chinesischen Marine getestet, berichtet The War Zone. Wozu sie genau eingesetzt werden sollen, ist noch unklar. Militär- und Geheimdienstexperten gehen jedoch davon aus, dass sie wahrscheinlich zu Spionagezwecken eingesetzt werden.

Was macht uns Menschen einzigartig?

  • Was sind die einzigartigen Fähigkeiten der Menschen – in einer Zeit, in der KI boomt? Der New Yorker widmet sich in einem Essay dieser Frage. Kreativität, Werte, Emotionen – all das mache Menschen aus. Doch aktuell bestehe die Gefahr, dass wir die Vorstellung davon, was diese Begriffe beinhalten können, verengen, um KI scheinbar menschliche Fähigkeiten zuzuschreiben. Dabei wüssten wir noch nicht einmal, was genau bei welchen Tätigkeiten alles der menschliche Faktor sei.

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