This Week in Future #211 // 26.05.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Googles neue KI-Antworten haben ein Problem: Sie sind teils falsch und gefährlich

  • Letzte Woche hat Google seine Suchmaschine offiziell um KI-Antworten erweitert, wir haben bei 1E9 darüber berichtet. Auf verschiedene Anfragen erhalten Userinnen und User in Nordamerika nun vor den klassischen Suchergebnissen sogenannte AI Overviews, die mit dem KI-Sprachmodell Gemini aus eigenem Wissen oder Internetrecherchen erstellt werden. Wie Nutzer und Medien inzwischen allerdings vermelden, sind diese Antworten teils schlicht falsch, teils verstörend und in einigen Fällen sogar gefährlich. So riet die Google-KI etwa, Pizzabelag mit Klebstoff zu fixieren, Steine zu essen oder erklärte, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass sich Kakerlaken im Penis eines Mannes einnisten. Wie The Verge berichtet, ist Google derzeit damit beschäftigt, die AI Overviews für bestimmte Anfragen manuell zu entfernen. Tatsächlich sind viele kuriose Antworten, die in sozialen Netzwerken veröffentlicht werden, oft schon wenige Stunden später nicht mehr reproduzierbar.

Blick in die Blackbox: Anthropic erforscht die Funktionsweise großer KI-Modelle

  • Wie genau die großen Sprachmodelle, die KI-Chatbots wie ChatGPT möglich machen, funktionieren, wissen selbst deren Entwicklerinnen und Entwickler nicht. Immerhin: Ein Team des KI-Unternehmens Anthropic, bekannt für den Chatbot Claude, verkündete nun einen Durchbruch, was die Interpretierbarkeit von KI angeht. In einem „Mapping the Mind of a Large Language Model” betitelten Blogpost, über den die New York Times berichtet, erklären sie, was sie herausgefunden haben. Demnach konnten in den neuronalen Netzen der KI wiederkehrende Muster von Neuronenaktivierungen isoliert werden, sogenannte features. So gab es beispielsweise ein feature, das aktiv war, wenn Claude etwas über San Francisco gefragt wurde oder über das Element Lithium. Die gezielte Manipulation dieser Muster könnte, so Anthropic, die Sicherheit von KI verbessern.

Trainingsdaten für Videogeneratoren: Kooperiert Hollywood mit KI-Firmen?

  • Nicht mehr nur Texte und Bilder, sondern auch glaubwürdige Videos sollen mit KI produziert werden. Dafür sind riesige Mengen an Trainingsmaterial nötig. Selbst Modelle wie OpenAI’s Sora zeigen noch Fehler und Artefakte. Wie Bloomberg berichtet, bieten Firmen wie Meta und Google deshalb inzwischen Millionenbeträge, um Filme von Hollywood-Studios zu lizenzieren und damit ihre KI-Modelle zu trainieren. Dabei stoßen sie offenbar auf Widerstand. Zumindest Netflix und Disney sollen sich klar dagegen ausgesprochen haben. Der hoch verschuldete Film- und Fernsehgigant Warner Brothers Discovery soll dagegen noch unentschlossen, aber nicht gänzlich abgeneigt sein.

Drohende Millionenstrafe für geklonte Biden-Stimme, aber keine massenhafte Wahlkampfmanipulation mit KI

  • Vor einigen Monaten sorgten Roboteranrufe im US-Vorwahlkampf für Besorgnis, in denen die per KI geklonte Stimme des US-Präsidenten Menschen dazu aufrief, nicht zu wählen. Wie TechCrunch nun schreibt, fordert die in den USA für Kommunikation zuständige Behörde FCC eine Strafzahlung von sechs Millionen US-Dollar vom inzwischen identifizierten Verantwortlichen für die Anrufe. Trotz solch prominenter Fälle sieht der Social-Media-Gigant Meta auf seinen Plattformen noch keine Versuche im großen Stil, politische Wahlen mithilfe von KI-generierten Fakes – Audios, Videos, Bildern – zu manipulieren. Noch sei die Lage kontrollierbar. Mehr dazu erfahrt ihr bei MIT Technology Review.

Humane AI sucht Käufer, nachdem Erfolg des AI Pins ausbleibt

  • Das Start-up Humane wurde für seinen AI Pin gehypt, mit dem man durch kurzes Antippen mit einer KI sprechen kann, die Informationen liefert, Bilder analysiert und vieles mehr. Doch der AI Pin funktioniert in der Praxis nicht wirklich gut und wurde heftig kritisiert. Dementsprechend schlecht verkauft er sich offenbar auch. Laut Bloomberg sucht das Unternehmen deshalb nun einen Käufer. Die Gründer Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno sollen einen Preis zwischen 750 Millionen und einer Milliarde US-Dollar anstreben. Dieser wird von Branchenkennern jedoch als unrealistisch bis weltfremd bezeichnet.

Deepfakes von Toten: In China ein großes Geschäft

  • Tote Menschen mit Künstlicher Intelligenz wieder „zum Leben zu erwecken“, ist heute in Ansätzen möglich. Sprachmodelle können aus Texten die Interessen, die sprachlichen Eigenheiten einer Person lernen und auch die Stimme Verstorbener kann geklont werden. Wie NPR berichtet, hat sich in China in den letzten Jahren eine durchaus florierende Industrie entwickelt, die KI-Klone von Toten anbietet. Für etwas mehr als 100 Euro bis zu 1.000 Euro kann man diese Dienstleistung in Anspruch nehmen.

Urbane Cyborgs: Die robotergerechte Stadt der Zukunft

  • Vor ein paar Jahrzehnten wurden Städte umgebaut, um dem Autoverkehr gerecht zu werden. Folgt jetzt ein Umbau zur „robotergerechten Stadt“? Der Standard macht sich zumindest Gedanken darüber, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssten, damit Roboter im öffentlichen Raum problemlos und hilfreich mit uns „zusammenleben“ können. Dass das nicht ganz an den Haaren herbeigezogen ist, zeigen weltweite Pilotprojekte: Polizeiroboter in den USA, Kehrroboter in Helsinki, robotische Trauerredner in Japan. Damit es auf sowieso schon engen Gehwegen nicht zu Konflikten kommt, schlagen Experten eigene Roboter-Fahrspuren, zum Beispiel für Liefermaschinen, Roboter-Zebrastreifen und auch elektronische Zäune, also Geofences, vor. Die Stadt könne so immer mehr zum „Cyborg“ werden.

Google trennt sich von manchen „Moonshots“

  • Wie Bloomberg schreibt, trennt sich Googles Einheit X, auch als „Moonshot-Fabrik“ bezeichnet, von einigen Projekten wie Exoskeletten – sie werden in ausgegründeten Start-ups weiterverfolgt. Das Forschungslabor beschäftigte sich in der Vergangenheit mit besonders futuristischen Projekten, zum Beispiel Ballons, die die Welt mit Internet versorgen sollen. Doch nach zehn Jahren werde die ungebremste Erforschung neuer Möglichkeiten eingebremst, vor allem, wenn es Projekte nicht geschafft haben, auch wirtschaftliche Erfolge zu versprechen.

US-Börsenaufsicht überrascht: Grünes Licht für Ether-ETFs

  • Die zur Ethereum-Blockchain gehörende Kryptowährung Ether ist, was das Handelsvolumen angeht, die Nummer zwei nach Bitcoin – und erlebte diese Woche einen deutlichen Kursanstieg. Der Hintergrund: Überraschend genehmigte die US-Börsenaufsicht SEC den Handel mit ETFs, also Fonds, die an Ether gebunden sind. Erste entsprechende Finanzprodukte könnten damit noch dieses Jahr auf den Markt kommen. Mehr dazu könnt ihr bei t3n lesen.

Trauer um prominente Hündin: Dogecoin-Vorbild Kabosu ist tot

  • Das Internet trauert: Die Shiba-Inu-Hündin Kabosu ist gestorben. Der Hund war die Vorlage für das bekannte Doge-Meme und damit auch das Gesicht der Kryptowährung Dogecoin, die sogar schon von Elon Musk promotet wurde. Wie die Besitzerin Atsuko Sato auf Instagram mitteilte, sei Kabosu am Freitagmorgen „friedlich, ohne zu leiden“ in ihren Armen verschieden. Sie bedankte sich bei allen, die „Kabosu all die Jahre geliebt haben“. Wie alt die Hündin wurde, ist nicht sicher. Denn Sato hatte sie 2010 adoptiert. Mutmaßlich war Kabosu 18 Jahre alt.

Noch jemand, der nicht Satoshi Nakamoto ist: Gericht entscheidet gegen Craig Wright

  • Der australische Programmierer und Unternehmer Craig Wright behauptet seit Jahren, Satoshi Nakamoto und damit der Erfinder von Bitcoin zu sein. Der britische High Court hat nun festgestellt, dass dies nicht der Fall ist. Das Gericht urteilte, dass Wright „überschwänglich und wiederholt“ gelogen habe, um seine Identität als Satoshi Nakamoto zu unterstreichen. Es stehe fest, dass Wright weder der Autor des Bitcoin-Whitepapers noch die Person ist, die unter dem Namen Satoshi Nakamoto aufgetreten ist und das Bitcoin-Netzwerk ins Leben gerufen hat. Die Krypto-Lobbyorganisation Crypto Open Patent Alliance hatte Wright aufgrund seiner unbewiesenen Behauptungen verklagt, um mögliche Ansprüche gegen Entwickler, die mit der Bitcoin-Blockchain arbeiten, abzuwenden.

ICQ wird eingestellt – nach einem erfolglosen Relaunch

  • Nach fast 28 Jahren wird der Chat-Dienst ICQ eingestellt. Einst 1996 vom israelischen Start-up Mirabilis gestartet, wurde er zwei Jahre später an AOL und schließlich 2010 an das russische Unternehmen Digital Sky Technologies – später mail.ru und heute VK – weiterverkauft. Zeitweise war ICQ mit über 400 Millionen registrierten ICQ-Nummern und mehr als 100 Millionen Userinnen und Usern eines der meistgenutzten Kommunikationsprogramme der Welt. Doch WhatsApp, Facebook Messenger und andere Chat-Apps liefen ICQ bald den Rang ab. Bereits 2013 zählte ICQ nur noch 11 Millionen Nutzer. Daran konnte auch ein Relaunch im Jahr 2020 nicht viel ändern. Deshalb wird ICQ am 26. Juni eingestellt, haben die Entwickler nun angekündigt.

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