This Week in Future #209 // 12.05.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Der KI-Pionier Sepp Hochreiter will ChatGPT & Co. überflügeln

  • Erst Anfang 2024 hat der renommierte KI-Forscher Sepp Hochreiter in Österreich das Start-up NXAI gegründet, um OpenAI, Meta und Google kräftig Konkurrenz zu machen. Jetzt hat er öffentlich gemacht, wie: Er und seine Kollegen haben eine KI-Architektur namens Extended Long Term Short Memory entwickelt, die besser funktionieren soll als die derzeit verwendeten Transformerkonzepte, berichtet die FAZ. Die Entwicklung basiert auf Hochreiters früherer Forschung, die unter anderem hinter Sprachassistenten wie Siri steckt. Ein erstes Testmodell soll bereits genauer, schneller und effizienter sein als die GPT- und LLaMA-Reihen. Die Arbeiten an einem kommerziellen Modell sollen demnächst beginnen und allein 10 Millionen Euro für die nötige Rechenleistung verschlingen.

Microsoft entwickelt KI für Geheimdienste

  • Microsoft hat ein KI-Modell für Geheimdienste entwickelt, berichtet Bloomberg. Dabei soll es sich um ein Sprachmodell handeln, das auf OpenAIs GPT-4 basiert, aber nicht mit dem Internet verbunden ist. Stattdessen soll es auf Rechnern in einem „spezialisierten Netzwerk“ laufen, das nur für bestimmte Behörden zugänglich und von offenen Netzen aus nicht erreichbar ist. Die Technologie soll Institutionen wie der CIA helfen, vor allem schriftliche Daten schneller zu analysieren.

TikTok will KI-generierte Inhalte sichtbar machen – und tritt einer globalen Koalition bei

  • Der Social-Media-Dienst TikTok hat sich der C2PA angeschlossen, der Coalition for Content Provenance and Authenticity, der auch Unternehmen wie Adobe, Intel, Microsoft, Reuters oder die BBC angehören. Unter anderem berichtet t3n darüber. Die Initiative hat einen Open-Source-Standard entwickelt, um digitalen Inhalten wie Bildern kryptografisch gesicherte Metadaten über deren Herkunft zuordnen zu können – also wer, wann, wie, wo ein Foto geschossen oder eine Illustration kreiert hat bzw. ob ein Bild KI-generiert wurde. Über ein kleines „cr“-Logo können diese Infos von Nutzerinnen und Nutzern aufgerufen werden. Theoretisch. Doch bisher unterstützte keines der großen sozialen Netzwerke diese Möglichkeit. Der Beitritt von TikTok zur C2PA stellt daher einen wichtigen Schritt für mehr Transparenz über die Herkunft digitaler Inhalte dar. Bei 1E9 haben wir uns mit diesem Thema übrigens schon vor einem halben Jahr intensiv beschäftigt.

BKA nutzt Fotodatenbank für Gesichtserkennungssoftware

  • Das Bundeskriminalamt setzt Gesichtserkennungssoftware ein, um Verdächtige und Straftäter zu identifizieren. Wie die Tagesschau berichtet, hat die Polizeibehörde offenbar Fotos von drei Millionen Menschen aus ihrer so genannten INPOL-Datenbank an das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung weitergegeben, um verschiedene Gesichtserkennungssoftware zu testen. Darunter sind auch Bilder von Menschen, die sich keiner Straftat schuldig gemacht haben. Das könnte für die Behörde zum Problem werden. Denn es ist umstritten, ob die Verwendung der Fotos rechtmäßig war. Ein Betroffener erwägt deshalb nun eine Klage.

Werden Service-Jobs mithilfe von KI bald ins Ausland verlagert?

  • In manchen Fast-Food-Restaurants in New York ist es schon Realität, wie Vox.com schreibt: Anstelle von Angestellten vor Ort werden die Bestellungen von Mitarbeitenden per Zoom entgegengenommen – die sich auf den Philippinen befinden. Nun sei die Verlagerung von Jobs in andere Länder mit niedrigeren Löhnen nichts Neues, argumentiert der Artikel, doch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz könnten immer Jobs in kleinere Arbeitsschritte aufgeteilt werden, von denen einige automatisierbar sind. Die übrigen könnten an schlechter bezahlte Menschen ins Ausland ausgelagert werden.

Die US-Marine testet Roboterhunde, die bewaffnet werden können

  • Spezialeinheiten der US-Marine testen gerade Roboterhunde einer neuen Generation vom Unternehmen Ghost Robotics, die auch bewaffnet werden können. Ars Technica schreibt darüber. Über zwei mit Waffensystemen ausgestattete vierbeinige Roboter soll die Marine demnach bereits verfügen. Die Technologie soll in der Lage sein, automatisch Ziele zu erfassen. Zum Feuern benötigten sie aber menschliche Überwachung aus der Ferne.

USA und China wollen über internationale Regeln für KI in Waffensystemen beraten

  • Noch in diesem Monat wollen sich laut einem Bericht der New York Times Diplomaten der USA und Chinas treffen, um über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Waffensystemen zu sprechen, insbesondere im Zusammenhang mit Atomwaffen. Das sei insofern überraschend als die Regierung in Peking sonst jegliche Gespräche über das eigene Nukleararsenal ablehnte – und die USA mit Partnern zusammenarbeiten, um eine chinesische Dominanz bei digitalen Technologien zu verhindern.

USA wollen offenbar Zölle auf chinesische E-Autos und andere Produkte massiv erhöhen

  • Medienberichten zufolge denkt die US-Regierung über eine deutliche Erhöhung der Importzölle auf chinesische Elektroautos nach – sie könnten demnach von derzeit 25 auf 100 Prozent steigen. Auch für andere Produkte, die als wichtig für den strategischen Wettbewerb mit China sowie die nationale Sicherheit der USA angesehen werden, könnten die Zölle steigen. Dazu zählen den Berichten zufolge Halbleiter oder Solaranlagen. Mehr dazu könnt ihr im Handelsblatt nachlesen. Schon zuvor wurde bekannt, dass Chipherstellern wie Intel und Qualcomm untersagt wurde, den chinesischen Technologiekonzern Huawei weiter mit Technologie zu beliefern – nachzulesen, zum Beispiel, bei Golem.

Dank Gentherapie kann ein taub geborenes Mädchen nun hören

  • Kurz vor seinem ersten Geburtstag wurde ein britisches Mädchen, das taub zur Welt kam, mit einer neuen Gentherapie des Biotech-Unternehmens Regeneron behandelt. Wie die BBC berichtet, könne das Mädchen jetzt – ein halbes Jahr später – selbst leise Geräusche hören und beginne zu sprechen. Die durchgeführte Therapie ersetzt fehlerhafte DNA, die eine Art erblicher Taubheit verursacht, durch eine Infusion ins Ohr.

Neuralink: Probleme beim ersten Patienten mit Gehirnimplantat des Unternehmens

  • Nachdem zuerst das Wall Street Journal darüber schrieb, räumte das Elon-Musk-Unternehmen Neuralink auch selbst in einem Blogbeitrag ein, dass es mit dem Gehirnimplantat seines ersten menschlichen Patienten Probleme gab. Offenbar haben sich seit der Operation im Januar einige Elektroden wieder vom Gehirn des querschnittgelähmten Mannes gelöst. Dadurch sei die Präzision, mit der Gehirnaktivitäten ausgelesen werden, zum Beispiel um einen Computer per Cursor zu steuern, gesunken. Ein Softwareupdate habe das laut Neuralink inzwischen mehr als wettgemacht.

Japan: Wissenschaftler wollen Zähne nachwachsen lassen

  • Japanische Forscher arbeiten an einer Therapie, die Zähne nachwachsen lassen könnte. Das Team der Universitätsklinik Kyoto will in einer Pilotstudie zunächst Menschen behandeln, deren Zähne sich aufgrund von Krankheiten oder genetischer Veranlagung nicht oder nur unvollständig gebildet haben. Dabei setzen sie auf eine spezielle Antikörpertherapie, die ein Protein namens USAG-1 unterdrücken soll, so die Zeitung The Mainichi. Dieses steht im Verdacht, das Zahnwachstum zu regulieren und das Wachstum von Zahnknospen zu verhindern, die fast jeder Mensch besitzt. Das Team hat so bereits 2018 Frettchen erfolgreich behandelt.

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