This Week in Future #198 // 25.02.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Sind KI-Antwortmaschinen doch keine so gute Idee?

  • Seit dem Hype um ChatGPT wird darüber diskutiert, ob KI-Chatbots die klassische Internetsuche, allen voran Google, ablösen werden. Schließlich beantworten sie Fragen oft mit knappen, leicht verständlichen Texten. Wozu sich noch durch Suchergebnisse klicken? Doch Fast Company zweifelt am nachhaltigen Erfolg von KI-Antwortmaschinen wie Gemini von Google, Bing bzw. Copilot von Microsoft oder der KI-Suchapp des Arc Browsers. Warum? Weil alle Tools, obwohl sie aufs Internet zugreifen können, gerade, wenn es um Details geht, immer noch Fehler machen. Und vor allem, weil sie das Internet, wie wir es kennen, zerstören könnten. Warum sollte noch irgendjemand Informationen auf Webseiten veröffentlichen, wenn diese nur noch von KIs gelesen und in eigenen Antworten verwurstet werden? Auf jeden Fall eine Perspektive, über die man nachdenken sollte.

Das KI-Start-ups Anthropic sammelt in einem Jahr 7,3 Milliarden Dollar ein

  • Im Lauf von nur einem Jahr hat das auf Künstliche Intelligenz spezialisierte US-Start-up Anthropic, bekannt für den Chatbot Claude, in mehreren Finanzierungsrunden 7,3 Milliarden US-Dollar von Investoren eingesammelt, wie die New York Times zusammengerechnet hat. Zu den Geldgebern gehörten Big-Tech-Konzerne wie Amazon, Google und Salesforce. Neben den hohen Summen und den geringen Zeitabständen, die bei KI-Firmen fast schon Standard geworden sind, benennt die Zeitung ungewöhnliche Details der Deals: Im Gegenzug für das frische Kapital verpflichtete sich Anthropic dazu, bestimmte Technologien seiner Finanzierer einzusetzen – etwa Chips oder Cloud-Computing-Dienste. Dadurch würde ein Teil des Geldes zu ihnen zurückfließen. Außerdem nimmt die US-Handelsaufsicht die Investments von Amazon und Google unter die Lupe. Der Grund: mögliche Verstöße gegen das Kartellrecht.

Google Gemini: Panne beim KI-Bildgenerator – vorerst keine Bilder von Menschen mehr

  • Der Google-Chatbot Gemini kann seit kurzem auch Bilder generieren. Doch mit dieser Funktion löste das Unternehmen eine Kontroverse aus, berichtet unter anderem Der Spiegel. Denn wie Nutzern auffiel, weigerte sich der Chatbot etwa „eine weiße Familie“ oder „einen Feuerwehrmann mit weißer Hautfarbe“ zu genieren. Auch kreierte der Bild-Generator Nazi-Soldaten mit schwarzer Hautfarbe oder einen weiblichen Papst mit asiatischen Gesichtszügen, selbst wenn die Anweisungen das konkret ausschlossen. Nach heftiger Kritik räumte Google Fehler ein und sperrte zunächst die Fähigkeit von Gemini, Bilder von Menschen zu erzeugen.

Reddit und Google vereinbaren KI-Deal

  • Vergangene Woche wurde berichtet, dass Reddit mit einem nicht genannten KI-Unternehmen ein Abkommen unterzeichnet hat. 60 Millionen US-Dollar solle Reddit dafür erhalten, dass die Daten des Social-Media-Dienstes für das Training von KI-Modellen genutzt werden dürfen. Nun wurde bekannt, dass es sich bei dem entsprechenden KI-Unternehmen um Google handelt, berichtet The Verge. Neben Geldzahlungen soll Reddit auch Zugriff auf die Suchtechnologie von Google erhalten, um Reddit besser erschließbar zu machen.

Stable Diffusion 3 soll auch 3D-Objekte und Videos generieren können

  • Erst kürzlich hatte das KI-Unternehmen Stability AI den Bild-Generator Stable Cascade vorgestellt. Nun folgte überraschend die Ankündigung eines offiziellen Stable-Diffusion-XL-Nachfolgers: Stable Diffusion 3, das nicht nur als klassischer Bild-Generator funktionieren soll. Das Tool soll ähnlich wie Sora, der gerade präsentierte Video-Generator von OpenAI, eine neue KI-Architektur verwenden und dadurch theoretisch auch eingesetzt werden können, um 3D-Objekte und Videos zu generieren. Wie frühere Stable-Diffusion-Fassungen soll Version 3 frei verfügbar gemacht werden – mit der Einschränkung, dass für eine kommerzielle Nutzung eine Mitgliedschaft bei Stability AI abgeschlossen werden muss.

Meizu, ein chinesischer Smartphone-Hersteller, setzt wohl voll auf KI

  • Der chinesische Konzern Meizu ist mit seinen Smartphones bislang als Herausforderer von Samsung, OnePlus und anderen klassischen Telefonherstellern bekannt. Angeblich soll sich das Unternehmen nun neu positionieren. Anstelle „traditioneller Smartphones“ wolle es in Zukunft Geräte herstellen, die sich ganz auf Künstliche Intelligenz fokussieren – wohl ähnlich dem AI Pin von Humane oder dem R1 von Rabbit. Das berichten Quellen wie PandaDaily und The Tech Outlook mit Bezug auf chinesische Medien. Die entsprechenden KI-Geräte sollen dabei für KI-Entwickler wie etwa OpenAI geöffnet werden und nicht auf einen KI-System-Anbieter beschränkt sein.

EU will Zertifikate für CO2-Speicherung einführen

  • Der Europäische Rat und das Europäische Parlament haben eine vorläufige Einigung auf einen EU-Zertifizierungsstandard für „dauerhafte CO₂-Entnahmen, klimaeffiziente Landwirtschaft und CO₂-Speicherung in Produkten“ erzielt. Das heißt: Künftig soll es offizielle Zertifikate für vier verschiedene Arten von CO2-Entnahme aus der Atmosphäre geben: die dauerhafte Speicherung über mehrere Jahrhunderte, die Speicherung in langlebigen Produkten, zum Beispiel aus Holz, die vorübergehende Speicherung durch klimaeffiziente Landwirtschaft oder für die Verringerung der Emissionen aus Böden. Dadurch sollen Landwirte am Klimaschutz verdienen können, aber auch CO2-Speichertechnologien lukrativer werden. Bis die Zertifikate kommen, dürfte es aber noch ein paar Jahre dauern. Zumal es Kritik an der Einigung gibt: So spricht der WWF laut taz von einem „neuen Ablasshandel“ und „Greenwashing“.

Ein Enzym verwandelt Zucker in Ballaststoffe: So will ein Start-up süße Lebensmittel gesünder machen

  • Die meisten Menschen essen zu viel Zucker, was zu Gesundheitsproblemen führt: Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen. Leider wird es gleichzeitig immer schwieriger, beim Einkaufen zuckerhaltige Lebensmittel zu vermeiden. Was tun? Das britische Food-Tech Start-up Zya hat nach eigenen Angaben ein Enzym entwickelt, das ungesunden Zucker in gesunde Ballaststoffe umwandeln kann – nachdem ein Lebensmittel von Menschen gegessen wurde, aber bevor der Zucker im Körper verarbeitet wird. In Labortests und bei Versuchen mit Schweinen, die einen ähnlichen Verdauungstrakt wie Menschen haben, soll das Enzym einen signifikanten Anteil des enthaltenen Zuckers in Ballaststoffe verwandelt haben. Eine Zulassung steht allerdings noch aus. Mehr zu dieser spannenden Entwicklung könnt ihr bei WIRED nachlesen.

In Colorado wird einer der größten Solarparks der Welt geplant

  • Amerikanische Ureinwohner planen derzeit eine der größten Solaranlagen der Welt. Mit dem Projekt Sun Bear soll auf 16 Quadratkilometern in einem Reservat der Ute Mountain Ute im US-Bundesstaat Colorado eine Solarfarm aus 2,2 Millionen Solarmodulen entstehen, berichten KSUT oder auch electrek. Diese sollen zusammen bis zu 971 Megawatt Leistung erbringen. Die Kosten für den Bau von Sun Bear sollen rund eine Milliarde US-Dollar betragen. Das derzeit größte Solarkraftwerk, der Gonghe Talatan Solar Park in China, hat eine Kapazität von 8.430 Megawatt. Auf Platz zwei folgt der indische Bhadla Solar Park mit 2.245 Megawatt.

Odysseus: US-Unternehmen gelingt erste kommerzielle Mondlandung – trotz einer Panne

  • Die USA sind nach 52 Jahren zurück auf dem Mond – zwar nicht mit Menschen, aber mit einer Sonde. In der Nacht zum Freitag setzte der Lander Odysseus des US-Unternehmens Intuitive Machines in der Nähe des Mond-Südpols auf. Es war damit die erste kommerzielle Landung, die auf dem Erdtrabanten glückte. Ganz ohne Pannen lief es allerdings nicht: Wie sich herausstellte, blieb Odysseus wohl mit einem seiner Füße an etwas hängen, kippte um und liegt jetzt auf der Seite. Dennoch könnte die Sonde einen Teil der geplanten Messungen durchführen. Mehr dazu könnt ihr, zum Beispiel, bei der Tagesschau nachlesen.

Astroscale aus Japan will demonstrieren, wie sich Weltraumschrott entfernen lässt

  • In Zusammenarbeit mit der nationalen Raumfahrtagentur JAXA läuft aktuell eine Weltraummission des japanischen Start-ups Astroscale: Es hat einen kleinen Satelliten in den Erdorbit geschickt, der sich der kaputten Oberstufe einer 15 Jahre alten H-IIA-Rakete nähern soll, die unkontrolliert, vermutlich rotierend um die Erde schwebt. Ziel der laufenden Mission ist es noch nicht, das Schrottteil zum Absturz und damit zum Verglühen in der Atmosphäre zu bringen. Das soll eine Folgemission erreichen. Zunächst muss demonstriert werden, dass eine Annäherung auf sehr kurze Distanz an großen, unkontrollierten Weltraumschrott überhaupt machbar ist. Mehr Details hat Ars Technica.

Hochauflösende Bilder von kommerziellen Satelliten: Ein US-Start-up beunruhigt Datenschützer

  • Das amerikanische New-Space-Unternehmen Albedo Space, in das unter anderem Bill Gates investiert hat, will ab 2025 Satelliten in den niedrigen Erdorbit schicken, die Bilder der Erdoberfläche in nie dagewesener Schärfe liefern sollen – abgesehen von den Aufnahmen großer und teurer Spionage-Satelliten. Damit könnten Brände erkannt, Umweltzerstörungen identifiziert, aber auch militärische Ziele untersucht werden. Doch Datenschützer fürchten das Eindringen in die wenigen bisher noch geschützten Bereiche der Privatsphäre, wie die New York Times schreibt. Regulatoren sollten also vor den Satelliten-Starts aktiv werden.

Ein Süßigkeitenautomat überwachte offenbar Studierende in Kanada

  • An der Universität Waterloo in Kanada ist ein Süßigkeitenautomat abgestürzt und zeigte daraufhin eine Fehlermeldung an. Eigentlich nichts Ungewöhnliches – abgesehen davon, was in der Fehlermeldung stand: Sie offenbarte, dass der Automat von der Schweizer Firma Invenda stammte und mit einer ansonsten nicht gekennzeichneten Gesichtserkennungssoftware ausgestattet wurde. Diese sammelte offenbar unter anderem Daten über Geschlecht und Alter der Kunden. River Stanley, ein Student der Universität, recherchierte den Vorfall und veröffentlichte einen umfangreichen Bericht, der nun für Aufsehen und Kritik an solchen Automaten sorgt, wie CTV News berichtet.

Ein Gericht soll klären, wer Satoshi Nakamoto nicht ist

  • Seit Jahren behauptet der Informatiker Craig Wright, Satoshi Nakamoto, der Erfinder von Bitcoin, zu sein. Die Non-Profit-Organisation Crypto Open Patent Alliance hat Wright daher nun verklagt. Sie will belegen, dass Wright lügt und der Krypto-Industrie mit seinen Behauptungen schadet. Vor Gericht wurden vom Krypto-Entwickler Adam Beck, der selbst als Satoshi-Kandidat gilt, bislang unbekannte Emails von Satoshi Nakamoto öffentlich gemacht. Diese reichen bis ins Jahr 2008, Monate vor der Veröffentlichung des Bitcoin-Whitepapers, zurück. In ihnen tauschen Beck und Satoshi verschiedene Ansätze zur Umsetzung eines digitalen Geldsystems aus. Außerdem sendete Satoshi Adam Beck einen Vorabentwurf des Whitepapers. Wright müsste nun beweisen, dass er diese Emails gesendet hat.

Verfilmt Apple bald Neuromancer?

  • Bereits seit Jahrzehnten gab es immer wieder Anläufe, den 1984 erschienen William-Gibson-Roman Neuromancer zu verfilmen. Der Roman, in dem Hacker Case von einem geheimnisvollen Auftraggeber rekrutiert wird, um Daten aus einem gesicherten System zu stehlen, gilt als ein Eckpfeiler des Cyberpunk-Genre. Wie nun von der SFF Gazette berichtet wird, soll Apple die Umsetzung von Neuromancer als Serie planen. Für die Hauptrolle soll Robert Pattinson angefragt sein. Gerüchte, dass Apple um die Rechte an einer Serienumsetzung verhandelt, gab es bereits 2022.

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