This Week in Future #196 // 11.02.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

GitHub-Chef: KI wird menschliche Programmierer vorerst nicht ersetzen

  • Die Plattform GitHub, die zu Microsoft gehört, dürfte die wichtigste Anlaufstelle für Software-Entwicklung im Internet sein. Man kann also davon ausgehen, dass sich GitHub-Chef Thomas Dohmke mit dem Arbeitsalltag von Programmiererinnen und Programmieren auskennt. Er sagt: „Die Entwickler sind im KI-Zeitalter angekommen.“ Über die Hälfte der Programmcodes von GitHub-Usern werde inzwischen mithilfe von Generativer Künstlicher Intelligenz erstellt, genauer: mit dem Copilot von GitHub. Das spare vor allem Zeit. Trotzdem erwarte weder er noch die Community, dass KI die menschlichen Programmierer bald ganz ersetzt. Detaillierter könnt ihr das bei WIRED nachlesen.

Neues von OpenAI: Billionensummen für KI-Chipfabriken – und ein KI-Tool, dass Smartphones steuern kann

  • Was zunächst wie ein Übersetzungsfehler aus dem Englischen erscheinen mag – billions sind schließlich Milliarden –, stimmt tatsächlich: Der Chef der ChatGPT-Firma OpenAI, Sam Altman, wirbt laut Medienberichten um fünf bis sieben Billionen US-Dollar, die vor allem in den Bau neuer Chipfabriken investiert, aber auch in die Entwicklung neuer KI-Modelle sowie in die Erforschung von weniger energiehungriger KI gesteckt werden sollen. Altman hofft offenbar vor allem auf Geldgeber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, verhandelt Medienberichten zufolge aber auch mit SoftBank aus Japan, dem Chiphersteller TSMC aus Taiwan sowie Microsoft. Mehr zu seinen Plänen könnt ihr unter anderem bei der Tagesschau nachlesen, aber auch bei CNBC oder Decrypt.

  • Damit war wohl zu rechnen. Nach der Begeisterung für das KI-Gadget R1 vom Start-up Rabbit will OpenAI offenbar mit einer eigenen Lösung nachlegen: Der R1 verspricht, per KI automatisiert die Steuerung von Smartphone-Apps oder auch Suchen im Internet auszuführen – ohne lästiges Tippen und Swipen auf dem Handy. Das soll auch eine neue Assistenz-Software von OpenAI können, berichtet zumindest The Information unter Berufung auf einen Insider. Dafür übernimmt das KI-Tool die Kontrolle über das Smartphone. Wie KI auf diese Weise zu besseren Smartphones führen könnte, aber auch welche Fragen wir uns vorher stellen sollten, haben wir bei 1E9 übrigens schon vor drei Wochen diskutiert.

Ist Goody-2 der verantwortungsvollste KI-Chatbot?

  • Was sollen KI-Chatbots dürfen? Worauf sollten sie antworten, worauf besser nicht? An Fragen wie diesen scheiden sich die Geister. Manche halten ChatGPT für zu stark „zensiert“ und „politisch korrekt“. Andere fürchten den Schaden, den unregulierte Open-Source-Sprachmodelle anrichten könnten. Die Antwort auf all das? Goody-2, ein Chatbot, der jeder Frage mit einer elaborierten Antwort ausweicht, die nur erklärt, warum er keine Antwort geben kann. Hinter dem Bot steht der Künstler Mike Lacher, der damit vor allem die Debatte um KI-Sicherheit karikieren und zeigen will, wie ein Sprachmodell aussieht, wenn die Entwickler nicht bereit sind, irgendwelche Risiken einzugehen.

Aus Bard wird Gemini: Google nennt seinen KI-Chatbot um

  • Das ging schnell. Erst im März startete Google mit Bard seine Antwort auf ChatGPT – und schon ist Bard wieder Geschichte. Denn der KI-Chatbot wurde von Google abrupt in Gemini umgetauft. Auf den Namen also, den das dahinterstehende KI-Modell trägt. Folgerichtig soll das Google-Äquivalent zu ChatGPT Plus in Gemini Advanced umbenannt werden. Und der für Entwickler vorgesehene KI-Assistent Duet AI soll Gemini for Workspace heißen. Zwar reduziert Google damit die Namensvielfalt seiner KI-Dienste, schafft aber neue Verwechslungsgefahren, wie von Nutzern und Medien kritisiert wird.

US-Behörde verbietet Robocalls mit KI-Stimmen

  • Im Umfeld der laufenden Vorwahlen zur US-Präsidentschaftswahl kam es zu Fake-Anrufen, bei denen die mit KI gefälschte Stimme von Präsident Joe Biden die Angerufenen dazu bringen sollte, den Wahlen fernzubleiben. Darauf hat die Aufsichtsbehörde FCC nun reagiert: Mit sofortiger Wirkung sind automatisierte Anrufe – „Robocalls“ –, bei denen KI-Stimmen verwendet werden, in den USA verboten. Fraglich bleibt freilich, wie wirkungsvoll dieses Verbot sein wird. Mehr könnt ihr dazu bei AP nachlesen.

Die russische Suchmaschine Yandex hat Käufer gefunden

  • Die Suchmaschinenfirma Yandex galt früher als „russisches Google“, beherrschte sie doch den russischen Internetmarkt. An der US- Technologiebörse NASDAQ wurde sie zeitweilig mit 30 Milliarden Dollar bewertet. Die Yandex-Mutterfirma hatte ihren Sitz jedoch in Westeuropa, was zum Problem wurde. Denn der russische Angriff auf die Ukraine vor zwei Jahren beendete damit jäh die Erfolgsgeschichte – durch Sanktionen, die Beschlagnahmung von Vermögen und den folgenden Braindrain. Nun sieht es allerdings aus, als könnte das Russlandgeschäft von Yandex weitergeführt werden: Denn dafür hat sich ein Konsortium aus russischen Käufern gefunden. Wie Reuters berichtet, zahlt es nach monatelangen Verhandlungen 5,2 Milliarden Dollar.

Disney steigt bei Epic Games ein – um ein Metaverse voller bekannter Marken zu erschaffen

  • Disney will 1,5 Milliarden US-Dollar in den Fortnite- und Unreal-Engine-Entwickler Epic Games investieren. Ziel sei es, gemeinsam „ein völlig neues Spiel- und Unterhaltungsuniversum“ zu entwickeln, das die Reichweite der geliebten Disney-Geschichten und -Erlebnisse weiter ausdehnt“. Dieses Universum soll interoperabel mit dem Third-Person-Shooter Fortnite sein, der bereits als Basis für digitale Konzerte und Filmabende dient. Mit anderen Worten: Disney und Epic wollen gemeinsam den Weg zu einem Metaverse beschreiten, auch wenn der Hype-Begriff in ihrer Kommunikation vermieden wird. In einem Ankündigungsvideo zur geplanten Kooperation werden jedoch miteinander verbundene „Markenwelten“ wie Marvel, Pixar und Star Wars gezeigt. Die Zusammenarbeit muss noch von den zuständigen Aufsichtsbehörden geprüft und genehmigt werden.

Lassen sich Pflanzen erschaffen, die sich selbst düngen?

  • Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Probleme durch verstärkten Düngereinsatz: Die Herausforderung, Milliarden von Menschen zu ernähren, dürfte immer größer werden. Seit 50 Jahren wird daher an Pflanzen geforscht, die sich selbst düngen können – indem sie Stickstoff direkt aus der Luft binden können. Ein Durchbruch ist dabei zwar noch nicht in Sicht, doch gerade in den vergangenen zehn Jahren gab es Fortschritte, wie der New Yorker in einem interessanten Longread erklärt.

Nach 2000 Jahren: KI macht verkohlte Schriftrollen aus Herculaneum wieder lesbar

  • Künstliche Intelligenz kann nicht nur Bilder generieren und Texte schreiben. Mithilfe der Technologie konnten nun auch 2.000 Jahre alte Schriftrollen lesbar gemacht werden, die einst in den Ruinen der beim Ausbruch des Vesuvs verschütteten Stadt Herculaneum entdeckt wurden. Bisher blieb ihr Inhalt verborgen, da die Rollen derart verkohlt und brüchig waren, dass sie nie ausgerollt werden konnten. Doch im Rahmen der Vesuvius Challenge wurden nun KI-Modelle konzipiert, die einzelne Text- und Zeichenfragmente erkennen und vervollständigen konnten. Bereits im vergangenen Jahr gelang es einem Studenten der University of Nebraska-Lincoln, ein erstes Wort zu entziffern. Nun konnten er und zwei weitere Forscher ganze neun Passagen entschlüsseln. Der Standard hat die ganze Geschichte.

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