This Week in Future #191 // 07.01.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Welche KI-Entwicklungen können wir von 2024 erwarten?

  • Wenn es um Zukunftstechnologien geht, sind Vorhersagen eine schwierige Angelegenheit. Dennoch hat sich die Redaktion von MIT Technology Review getraut, ein paar Prognosen für die Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz für das neue Jahr zu machen. Wirklich überraschen werden sie euch als regelmäßige 1E9-Leser natürlich nicht. So finden sich auf der Liste personalisierbare KI-Chatbots, bessere KI-Videogeneratoren, Multitasking-fähige Roboter und – leider auch – KI-generierte Desinformation im Vorfeld der amerikanischen Präsidentschaftswahlen.

Die New York Times verklagt OpenAI wegen möglicher Urheberrechtsverletzungen

  • Das Training von KI-Sprachmodellen braucht immense Datenmengen. Dafür haben sich Unternehmen wie OpenAI reichlich im Internet bedient. Daher hat die US-Zeitung New York Times nun geklagt. OpenAI und Microsoft sollen mit dem Abgreifen von Artikeln zum Training von KI gegen das Urheberrecht verstoßen haben, argumentiert das Medienhaus. Sie sollten für „Milliarden an Schäden“, die dadurch entstanden, zur Verantwortung gezogen werden. Denn mit den Inhalten der Zeitung seien Chatbots und KI-Modelle erstellt worden, die nun mit Nachrichtenportalen wie der New York Times konkurrieren. Die Forderung der Times: Die Chatbots beziehungsweise Modelle sollten ebenso wie die Trainingsdaten zerstört werden, die die Artikel oder anderes Material des Medienunternehmens enthalten.

OpenAI will Inhalte von Medienunternehmen lizenzieren – für kleines Geld

  • Gerade erst wurden OpenAI und Microsoft, wie oben geschrieben, von der New York Times verklagt, weil für das Training der KI-Modelle hinter ChatGPT und Bing Chat offenbar ungefragt Texte und andere Inhalte des Verlags genutzt wurden. Wie The Information berichtet, versucht sich OpenAI daher nun mit zahlreichen Medienunternehmen zu arrangieren und deren Inhalte zu lizenzieren. Der Axel-Springer-Verlag ist bereits eine Vereinbarung mit OpenAI eingegangen. Gegenüber der Medienbranche soll OpenAI dem Bericht zufolge jedoch vergleichsweise knausrig sein – zwischen einer und fünf Millionen US-Dollar pro Jahr soll für die Nutzung kompletter Archive gezahlt werden. Angesichts solcher Offerten könnte das Forschungs- und Entwicklungsunternehmen ausgebootet werden. Denn auch Apple soll derzeit Inhalte lizenzieren wollen – für deutlich höhere Beträge. Summen von rund 50 Millionen US-Dollar soll der iPhone-Hersteller bieten.

Der KI-Chatbot des österreichischen Arbeitsmarktservice überzeugt noch nicht

  • Taugt ChatGPT als Job-Berater? Nicht so richtig – jedenfalls noch nicht –, musste der österreichische Arbeitsmarktservice feststellen, das Äquivalent zur Agentur für Arbeit. Der hatte den Dienst namens Berufsinfomat äußerst überzeugt angekündigt und gestartet. Doch bereits nach einigen Stunden gab es massive Kritik, wie Der Standard berichtet. Denn der Bot tendiert unter anderem dazu, bei ansonsten gleichen Angaben und Qualifikationen, Männern einen IT-Job vorzuschlagen, während er Frauen ein Studium der Genderstudies oder eine Stelle in der Gastronomie nahelegt. Außerdem stellten unabhängige Entwickler einige Lücken bei der Einbindung des Chatbots auf der Website des Arbeitsmarktservice fest, die es möglich machen könnten, den Chatbot für eigene Interessen zu kapern. Die Entwicklung des Berufsinformant soll 300.000 Euro gekostet haben.

Eine Uni in Prag schafft wegen KI die Bachelorarbeit ab

  • Die Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Wirtschaftsuniversität von Prag will ab 2024 auf Bachelorarbeiten verzichten, berichtet ZDF Heute. Der Grund? Künstliche Intelligenz. Denn durch Sprachmodelle und Dienste wie ChatGPT seien Bachelorarbeiten nicht mehr als Nachweis für Lernergebnisse tauglich. Sie würden auch nicht mehr in die aktuelle Zeit passen. Stattdessen sollen Studierende daher ihre Fortschritte und ihr Können in Projekten zeigen.

Die RAND Corporation warnt vor Sicherheitsrisiken im „Internet of Bodies“ und anderen Gefahren

  • Was derzeit noch Science Fiction ist, könnte bald Wirklichkeit sein, warnt ein Report des US-Think-Tanks RAND Corporation. Dieser analysiert Entwicklungen, die Einfluss auf die nationale Sicherheit der USA haben könnten, und sieht etwa die Entstehung eines „Internet of Bodies“. Gemeint ist damit, dass immer mehr Menschen vernetzte Geräte an ihrem Körper oder sogar darin tragen, die gehackt werden könnten: Seien es Fitness-Tracker, Herz- und Hirnschrittmacher oder hochentwickelte Prothesen, die über kabellose Schnittstellen verfügen. Außerdem prognostiziert RAND, dass durch neue Methoden der Gen-Manipulation „genetische Verbesserungen“ und dadurch „Supersoldaten“ möglich werden könnten. Genauso realistisch sei es auch, neuartige Biowaffen zu entwickeln, die sehr gezielt auf Menschen mit bestimmten Gen-Markern zugeschnitten werden. Es könnten also künstliche Krankheiten als Waffe eingesetzt werden, die eine einzelne Person oder Menschen einer bestimmten Ethnie oder Familie angreifen.

Google hat eine „Roboter-Verfassung“ geschrieben

  • Das Robotik-Team von Google DeepMind möchte Roboter schneller und besser, aber auch sicherer machen. Ein neues System zur Datensammlung, AutoRT, setzt auf die Kombination eines Visual Language Models sowie eines Large Language Models und soll es den Maschinen damit ermöglichen, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden, auf ungewohnte Einflüsse zu reagieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Damit dabei keine Menschen zu Schaden kommen, gehört zum System auch „The Robot Constitution“, also die „Roboter-Verfassung“, in Form von sicherheitsbezogenen Prompts. Die Regeln, die den Maschinen damit gegeben werden, sind inspiriert von Isaac Asimovs Robotergesetzen. Mehr dazu könnt ihr bei The Verge nachlesen.

Lilium baut sein erstes Flugzeug nach Serienstandard

Superakkus für E-Autos: Volkswagen meldet Durchbruch bei Feststoffzellen

  • Die nächste Generation von Batterien für Elektroautos könnte aus Feststoffzellen bestehen, bei denen das flüssige Elektrolyt der bisher eingesetzten Lithium-Ionen-Akkus ganz oder teilweise durch feste Stoffe ersetzt wird. Das soll die Brandgefahr verringern und leichtere und kleinere Batterien ermöglichen. Außerdem verspricht die Technologie mehr Reichweite und schnelleres Laden. Das Problem bisher? Ein möglicher höherer Verschleiß. Doch genau diese Sorge scheint nun aus der Welt zu sein, wie Volkswagen vermeldet. Die Konzerntochter PowerCo und das US-Unternehmen QuantumScape, an dem VW beteiligt ist, haben eine neue Feststoffzelle mehrere Monate lang getestet – und dabei kaum Verschleiß festgestellt. Eine Pilotfertigung in Salzgitter soll schon in diesem Jahr anlaufen, ab 2025 sollen die Stückzahlen dann erhöht werden. Weitere Details gibt’s beim Spiegel.

Die Suche nach Alternativen zu China: Woher bekommt man Seltene Erden?

  • Ohne Seltenerdmetalle bzw. Seltene Erden gäbe es kaum moderne Elektrogeräte, aber auch keine Energiewende. Doch abgebaut werden die Rohstoffe vor allem in China. Um sich aus der Abhängigkeit von der Volksrepublik zu befreien, suchen Länder wie die USA nach alternativen Wegen, Seltene Erden zu gewinnen. Dabei spielt das Recycling alter Geräte eine Rolle, aber auch unkonventionelle Quellen wie Asche aus Industrieabfällen oder Nebenprodukten aus Minen werden relevant. Wie die USA diese ausschöpfen wollen, erklärt MIT Technology Review.

Amazon setzt in seinen Logistikzentren verstärkt auf grünen Wasserstoff

  • Amazon will Gabelstapler und andere Werk- und Fahrzeuge in seinen Logistikzentren wenn möglich auf grünen Wasserstoff umstellen. Dieser soll vor Ort hergestellt werden, hat das Unternehmen jetzt angekündigt, berichtet Solarbranche.de . Dafür sollen Elektrolyseure installiert werden, die Wasser in Sauer- und Wasserstoff aufspalten. Eine erste Prototypenanlage wird bereits in einem Logistikzentrum in Colorado erprobt. Dabei kooperiert Amazon mit dem Wasserstoff-Start-up Plug Power, das unter anderem Fahrzeuge mit Brennstoffzellen nachrüstet.

Fortschritte beim „Gedankenlesen“ durch Computer: Ist es Zeit für Neurorechte?

  • In den vergangenen Jahren gab es in wissenschaftlichen Experimenten Fortschritte dabei, aus Messungen der Gehirnaktivität mit Künstlicher Intelligenz die Sätze oder gar Bilder zu dekodieren, an die die Probanden dachten. Dafür kamen Gehirn-Computer-Schnittstellen bzw. Brain-Computer-Interfaces zum Einsatz. Für Menschen, die beispielsweise am Locked-In-Syndrom leiden, könnte daraus eine Technologie werden, die es ihnen wieder ermöglicht, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Doch die Fortschritte bereiten manchen Expertinnen und Experten auch Sorgen, schließlich könnten Maschinen irgendwann tatsächlich die Gedanken von Menschen lesen. Daher fordert unter anderem der Neurowissenschaftler Rafael Yuste von der Columbia University einen „Kampf“ für „mentale Privatsphäre“. Er ist Mitbegründer einer internationalen Initiative zur Etablierung von Neurorechten. Doch diese könnte angesichts der Milliardeninvestitionen in Gehirn-Computer-Schnittstellen zu spät kommen, schreibt Undark in einem ausführlichen Artikel. Immerhin: Chile hat als erstes Land den Schutz der mentalen Privatsphäre als verfassungsmäßiges Recht verankert.

Millionen-„Spende“ an Satoshi Nakomotos Bitcoin-Adresse?

  • Hat hier jemand eine Million Euro gezielt ins Nichts geschickt? Diese Frage beschäftigt derzeit die Bitcoin-Szene, wie Bitcoin.com berichtet. Denn zwei Tage nach dem 15-jährigen Jubiläum von Bitcoin wurden von jemandem 26,917 Bitcoin auf der Börse Binance gekauft und anschließend an eine Adresse gesendet, die einst von Satoshi Nakamoto genutzt wurde, um den ersten Block der Bitcoin-Blockchain zu schreiben. Die Adresse ist seit Jahren ungenutzt und gilt als „tot“. Dass Nutzer virtuelles Guthaben an diese Adresse senden, ist nicht ungewöhnlich. Aber es handelt sich zumeist um Beträge in Höhe weniger Euro, die eine symbolische Spende darstellen sollen. Ein Millionenbetrag wie dieser ist außergewöhnlich. Daher wird spekuliert, dass Satoshi Nakamoto selbst hinter dem Transfer stecken könnte. Oder dass jemand hiermit gezielt Bitcoin aus dem Markt nehmen wollte.

KI-Bildgenerator am Limit: Immer glücklicher, immer absurder, immer wütender

  • Einige von euch sind in den sozialen Netzwerken bestimmt schon darüber gestolpert, nun hat auch die New York Times das Thema aufgegriffen: Seitdem ChatGPT auch Bilder erzeugen kann, bringen Userinnen und User die KI dabei an ihre Grenzen – verlangen zum Beispiel immer absurdere Bilder von Gänsen oder von einem immer glücklicherem Hundewelpen. Der Text ist vor allem wegen der vielen verlinkten Beispiele einen Klick wert.

Du willst diesen Newsletter auch? Kein Problem.

Alle Mitglieder des Zirkels @This_Week_in_Future erhalten diesen Newsletter direkt in ihr Postfach. Das willst du auch? Kein Problem. Hier kannst du dem Zirkel beitreten. Auf der 1E9-Plattform ist dieser Newsletter exklusiv für angemeldete Mitglieder sichtbar.

Du hast ebenfalls noch Fundstücke der Woche? Dann ruf diesen Newsletter auf unserer Plattform auf und teil sie mit uns in den Kommentaren dazu. Gerne mit ein, zwei Sätzen, warum diese Veröffentlichung bemerkenswert ist.

1 „Gefällt mir“