Hi,
in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.
Erstmals hat eine gemeinnützige Organisation ein neues Antibiotikum finanziert
- Seit Jahren ist das Problem bekannt: Es werden zu wenig neue Antibiotika entwickelt, weil es sich für Pharmaunternehmen nicht lohnt. Gleichzeitig bilden immer mehr Bakterien Resistenzen gegen vorhandene Wirkstoffe, darunter auch der Erreger der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe, besser bekannt als Tripper. Doch hier gibt es gute Nachrichten: Erstmals überhaupt hat eine gemeinnützige Organisation die Entwicklung eines neuen Antibiotikums finanziert, das nun erfolgreich in einer klinischen Studie getestet wurde. Zoliflodacin, so der Name des Medikaments, sei „allgemein gut verträglich“ und wirke gegen die Gonorrhoe-Bakterien. Unter anderem berichtet die Tagesschau darüber. Die mit staatlichen Mitteln finanzierte, federführende Stiftung „Global Antibiotic Research & Development Partnership“ will bis 2025 fünf neue Therapien gegen antibiotikaresistente Erreger entwickeln.
28 Staaten und die EU einigen sich auf Regeln für KI
- 28 Staaten und die EU, hochrangig vertreten durch Abgesandte wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, US-Vizepräsidentin Kamala Harris, Deutschlands Vizekanzler Robert Habeck, sowie Vertreter großer Tech-Unternehmen wie Meta, Google, Amazon und Alibaba haben in Bletchley Park internationale Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz diskutiert. An den historischen Ort eingeladen, wo im Zweiten Weltkrieg KI-Pionier Alan Turing an der Entschlüsselung deutscher Funksprüche arbeitete, hatte die britische Regierung. Das Ergebnis des Treffens ist die Bletchley Declaration, in der sich alle Parteien dazu verpflichten, den sicheren, vertrauenswürdigen, verantwortungsvollen und menschenzentrierten Einsatz von KI voranzubringen. Die Erklärung betont die Rolle von KI bei inklusivem Wirtschaftswachstum, nachhaltiger Entwicklung, Innovation, Menschenrechten und Freiheit. Sie warnt auch vor den Risiken von „Frontier AI“, also neuen und besonders leistungsstarken KI-Modellen. Während der Guardian die gemeinsame Erklärung als „diplomatischen Coup“ für die britische Regierung einstuft, vermisst Netzpolitik.org ein klares Bekenntnis zu Menschenrechten und gegen Überwachung mithilfe von KI.
Siemens und Microsoft wollen generative KI in die Fabriken bringen
- Mit Unterstützung von Microsoft entwickelte der Industriekonzern Siemens einen KI-Assistenten namens „Siemens Industrial Copilot“, der generative KI in Fabriken bringen soll. Das teilte der Konzern diese Woche mit. Mit ihm sollen Menschen in die Lage versetzt werden, die teils komplexe Programmierung von Maschinen durch ein kurzes Gespräch mit dem Chatbot erledigen zu können, der auf Basis ihrer in natürlicher Sprache formulierten Anforderungen den Programmcode liefert – für Automatisierung, Optimierung und Debugging. Auch bei Reparaturen oder Simulationen soll die KI, die auf der Technologie von OpenAI basiert, unterstützen. In Siemens-Fabriken in Erlangen und Amberg wird der Copilot als erstes eingesetzt. Auch der Autozulieferer Schaeffler möchte ihn bald nutzen.
OpenAI macht Start-ups, die seine KIs nutzen, das Leben schwer
- Um GPT-3 und andere Künstliche Intelligenzen von OpenAI wurden schnell Start-ups gegründet, die zum Teil neue Anwendungsmöglichkeiten der KIs entwickelten. Zum Beispiel die Auswertung von Dokumenten. Doch genau diese Funktionalität bietet nun auch ChatGPT von OpenAI selbst. Damit hat die Firma vielen kleinen Start-ups und Projekten auf einen Schlag das Geschäftsmodell ruiniert, wie The Byte berichtet. Dazu gehört ChatOCR, ein Plug-in, das unter anderem von Alex Reibman entwickelt wurde. Wie er mit einem Datenauszug zeigte, sei die Nutzung seines Programms nach dem Update von ChatGPT sofort eingebrochen. In Zukunft werden sich also viele Gründerinnen und Gründer fragen, wie zielführend es ist, ein Geschäft auf der Schnittstelle zu einer KI von OpenAI aufzubauen.
Elon Musk treibt seinen eigenen KI-Chatbot voran
- Geht es nach Elon Musk sind ChatGPT, Bard und andere aktuelle KI-Chatbots viel zu links und politisch korrekt. Daher hat er mit xAI ein eigenes KI-Start-up gegründet und dafür einige durchaus namhafte KI-Forscher rekrutiert. Wie Musk jetzt angekündigte, sollen seit diesem Wochenende Mitglieder einer ausgewählten Gruppe Zugriff auf das erste Produkt von xAI bekommen. Dabei handelt es sich wohl um einen Chatbot, den der Milliardär als „TruthGPT“ beschrieben hatte, der offiziell aber den Namen Grok trägt – ein Begriff, den der Science-Fiction-Autor Robert Heinlein einst prägte. Grok hat offenbar Zugriff auf Inhalte von X – ehemals Twitter – und soll künftig im X-Premium-Abo enthalten sein.
Rocket Lab plant eine Venus-Mission
- Rocket Lab gehört zu den erfolgreichsten Unternehmen, die mit eigenen Raketen den Transport von Satelliten, Weltraumexperimenten und anderen kleinen Nutzlasten anbieten. Nun will die Firma einen Schritt weitergehen: Schon 2024 will sie eine umfangreiche Mission zur Venus starten. Im Dezember 2024 soll dafür eine Sonde, der Venus Life Finder, auf den Weg geschickt werden. Dieser soll in die Atmosphäre des Planeten eintreten und mit einem hochsensiblen Sensor nach organischen Verbindungen suchen. Entwickelt wird die dafür nötige Technologie in Kooperation mit dem Massachusetts Institute of Technology, der NASA und dem Forschungs- und Entwicklungsunternehmen Droplet Measurement Technologies.
Ein Leak verrät Details über Chinas Pläne für den Mond
- Die Pläne der chinesischen Raumfahrtbehörde sind ambitioniert: Spätestens 2030 will sie Menschen auf den Mond bringen, danach mit dem Bau einer Mondbasis beginnen. Und wie jetzt der geleakte Mitschnitt einer Videopräsentation zeigen soll, reichen die Ideen sogar noch weiter. China plane demnach unter anderem, Roboter auf den Mond zu schicken, die dort autonom Infrastruktur errichten sollen, auch sei von unterirdischen Stationen in Lavaröhren die Rede. Die mögliche Bewaffnung des lunaren Außenpostens mit Raketen wird im Video ebenfalls demonstriert.
Chinesische Firma vermeldet Durchbruch bei Solarzellen
- Noch haben Solarzellen einen großen Nachteil: Sie können nur einen geringen Teil der Sonnenstrahlen, die auf sie treffen, tatsächlich in Strom umwandeln. Der Wirkungsgrad liegt meist zwischen zehn und 20 Prozent. Das chinesische Unternehmen Longi will nun jedoch einen Durchbruch erzielt haben. Die Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen der Firma sollen bis zu 33,9 Prozent des Sonnenlichts zu sauberer Energie wandeln können. Bestätigt wurde das vom National Renewable Energy Laboratory des US Departments of Energy, berichtet PV Magazine. Durch die Nachrüstung mit den leistungsstarken Zellen sollen auch alte Sonnenkraftwerke ihren Ertrag deutlich steigern können.
Die Wearables der Zukunft werden keine Batterien brauchen
- In Zukunft könnten kleine tragbare Geräte, wie zum Beispiel Gesundheitssensoren oder Tracker für Wildtiere, ohne Batterien auskommen, berichtet IEEE Spectrum. Dafür sollen technologische Innovationen sorgen, die selbst in Miniaturgröße aus Sonnenlicht, Schweiß oder Bewegung Energie gewinnen können. Konkret stellt der Artikel zum einen eine „elektronische Haut“ vor, die Puls, Körpertemperatur und Blutzucker messen kann und sich selbst mit Energie versorgt, zum anderen einen GPS-Tracker für wilde Tiere, der sich durch deren Bewegung auflädt.
Norwegen diskutiert über seinen Elektroauto-Boom
- In keinem Land ist der Anteil an Elektroautos so groß wie in Norwegen – auch, weil die Regierung deren Kauf kräftig finanziell unterstützte. Inzwischen sind 87 Prozent der Neuzulassungen E-Autos. Dadurch haben sich die CO2-Emissionen des Verkehrssektors reduziert. Doch der Boom hatte auch nicht ganz so populäre Folgen: Insgesamt wird trotz des Ausbaus von Radwegen und des öffentlichen Nahverkehrs häufiger mit dem Auto gefahren – sie waren durch die Kaufprämien einfach zu attraktiv. Und die Subventionen kamen vor allem Norwegerinnen und Norwegern zugute, denen es wirtschaftlich gut geht. Ärmere Haushalte konnten sich trotzdem keine E-Autos leisten, wie Vox.com analysiert.
Tokelau: Kleine Inseln, Millionen von kriminellen Webseiten
- Tokelau hat 1.400 Einwohner, besteht aus drei kleinen Inseln im Süd-Pazifik und gehört zwar offiziell zu Neuseeland, verwaltet sich aber selbst. Daher hat Tokelau, obwohl es dort erst seit 1997 Telefonanschlüsse gibt, auch eine eigene Länder-Top-Level-Domain – nämlich „.tk“. Und die gehört zu den beliebtesten der Welt: Über 25 Millionen Webseiten nutzten sie bis vor Kurzem – vor allem für Spam, Phishing, Cybercrime. Wie das passieren konnte? Tokelau übertrug das Recht, „.tk“-Domains zu vergeben, vor Jahren an einen niederländischen Unternehmer, der ein Geschäft daraus machte, die Domains im Austausch für Werbung, die er platzieren konnte, gratis zu vergeben. Das zog allerlei zwielichtige Betreiber an. Wie MIT Technology Review berichtet, versucht Tokelau nun, aufzuräumen und seinen schlechten Ruf wieder loszuwerden.
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