This Week in Future #164 // 25.06.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Wie der Touring-Test ersetzt werden könnte

  • In den 1950ern erdachte der Informatiker Alan Touring einen Test, der zeigen sollte, ob eine Maschine ein Denkvermögen hat, das dem eines Menschen gleichwertig ist. Er schlug also vor, dass ein Mensch ohne Sicht- und Hörkontakt mit einem Computer und einem Menschen eine Unterhaltung führt. Ist es dem Menschen nicht möglich, zu beurteilen, wer von beiden wer ist, müsste angenommen werden, dass der Computer dem Menschen ebenbürtig ist. Spätestens seit dem Aufkommen von KI-Tools wie ChatGPT gilt der Touring-Test jedoch als überholt. Der KI-Forscher und DeepMind-Mitgründer Mustafa Suleyman hat daher einen neuen Test vorgeschlagen. Dieser soll nicht überprüfen, ob KIs einen Menschen imitieren, sondern ob sie wirklich taktisch und strategisch (und vielleicht sogar kreativ) denken können. Sie sollen dafür aus 100.000 US-Dollar eine Million Dollar machen. KIs müssten dafür eine Geschäftsidee, Produkte und Werbung entwickeln, die Menschen begeistern. Das würde zeigen, dass eine KI „leistungsfähig“ ist. Suleyman glaubt, dass eine erste KI einen solchen Test schon in zwei Jahren bestehen könnte.

Was macht KI eigentlich mit unserem (gesellschaftlichen) Leben?

  • Innerhalb kürzester Zeit ist es durch KI-Tools wie ChatGPT oder Stable Diffusion unglaublich einfach geworden, digitale Inhalte zu erstellen. Und laufend kommen neue Anwendungsfälle für generative KI dazu. Doch was macht es mit uns als individuellen Menschen und als Gesellschaft, wenn wir ständig von KI und von ihr generiertem Content umgeben sind? Nicht zuletzt von Deepfakes und Fake News? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Beitrag in der amerikanischen WIRED. Diskutiert wird die Möglichkeit, dass die Menschen noch mehr das Vertrauen in Internet-Inhalte verlieren, sich aber auch durch gefälschte Inhalte, in denen sie selbst vorkommen, bedroht fühlt können. Auch Sorgen um den eigenen Job könnten zunehmen. Außerdem könnte es sein, dass wir uns zu sehr auf KI verlassen. Doch vielleicht wird die KI auch zu unserem Freund und verringert die Einsamkeit?

Menschen, die Trainingsdaten für KIs erstellen sollen, lagern ihre Arbeit an KIs aus

  • Hinter den leistungsfähigen Künstlichen Intelligenzen stecken unzählige Arbeitsstunden von – meist schlecht bezahlten – Menschen. Denn sie müssen die Datensätze, die zum Trainieren der KIs gebraucht werden, vorbereiten, zum Beispiel indem sie Daten mit Labels versehen oder beschriften. Um sich die Arbeit zu erleichtern, nutzen manche Clickworker inzwischen offenbar selbst KIs wie ChatGPT. In einer Untersuchung des Schweizer Forschungsinstituts EPFL waren es zwischen 33 und 46 Prozent. Das Problem daran: Wird KI zur Vorbereitung der Trainingsdaten neuer KIs verwendet, könnten Fehler in die Datensätze geraten. Denn dass KI nicht immer die Wahrheit sagt, ist bekannt. Mehr zu diesem Problem findet ihr bei MIT Technology Review.

AI Ashley moderiert jetzt eine Radiosendung aus Portland

Offenbar Details zum digitalen Euro geleakt

  • Nachdem bereits andere Länder mit digitalen Versionen ihrer Währungen experimentieren, soll auch der Euro einen digitalen Ableger bekommen. Bislang wurde darüber gerätselt, wie er aufgebaut sein soll und funktionieren könnte. Jetzt wurde allerdings ein Gesetzentwurf der EU geleakt, der Eckdaten verrät. Demzufolge soll der digitale Euro eine Zentralbankwährung werden, die unabhängig von einem Bankkonto ähnlich wie Bargeld aber via App genutzt werden kann. Damit sollen Echtzeitüberweisungen auch offline via NFC-Technologie möglich sein. Es soll eine Obergrenze für die Summe geben, die eine Privatperson nutzen kann und vorhalten darf – 3.000 Euro sind dafür vorgeschlagen. Wie privat der digitale Euro genutzt werden kann, ist unsicher. Zugriff auf Identitäten und Transaktionen soll die Zentralbank nicht haben. Jedoch sind Anbieter der genutzten Apps verpflichtet, Daten zur Vorbeugung von Geldwäsche und anderen Delikten zu sichern.

Dogs of BND: Warum der Bundesnachrichtendienst auf NFTs setzt

  • Inspiriert von den beiden Diensthunden Inka und Alex, die an verschiedenen Standorten des Bundesnachrichtendiensts aktiv sind, hat der BND eine eigene NFT-Kollektion mit 999 computergenerierten Hundebildern herausgebracht. Nicht, um damit Geld zu verdienen, sondern vor allem, um „Talente im Themenfeld Cybersicherheit“ zu finden. Um ein NFT zu ergattern, muss man die Blockchain-Challenge des BND meistern. 12 besondere Exemplare hält der Geheimdienst noch zurück, sie könnten vielleicht an die Gewinner einer Smart-Contract-Hacking-Challenge gehen. BTC Echo berichtet ausführlicher über die Aktion.

Wer erschafft den ersten menschlichen Embryo im Labor?

  • Die Geschichte ging um die Welt: Nach dem britischen Guardian berichteten in der vergangenen Woche zahlreiche Medien vom Durchbruch einer Forschungsgruppe um die Entwicklungsbiologin Magdalena Zernicka-Goetz von der Cambridge University. Erstmals sei es dieser gelungen, aus Stammzellen einen synthetischen menschlichen Embryo zu erschaffen. Doch in den sozialen Netzwerken gab es Kritik von anderen Fachleuten, die das, was die Gruppe geschaffen habe, eher für einen Zellhaufen als für einen Embryo hielten – zumal eine wissenschaftliche Publikation zur Meldung noch fehlte. Und dann kam auch noch der Preprint einer israelischen Forschungsgruppe um Jacob Hanna heraus, die ebenfalls vermeldete, dass sie einen synthetischen Embryo habe heranwachsen lassen – einen sehr realistischen. Für Laien alles sehr verwirrend, doch der MIT Technology Review dröselt die Meldungen übersichtlich auf und erklärt, warum überhaupt daran geforscht wird, menschliches Leben im Labor erschaffen zu wollen.

In den USA wurde erstmals Laborfleisch für den Verkauf zugelassen

  • Fleischersatz aus pflanzlichen Zutaten wird seit Jahren angeboten. Echtes Fleisch, das in Bioreaktoren auf Basis von Tierzellen hergestellt wird, ohne dass dafür ein Lebewesen geschlachtet werden muss, durfte bisher nur in Singapur verkauft werden. Jetzt kommen auch die USA dazu. Wie unter anderem die New York Times schreibt, erteilte das Landwirtschaftsministerium den beiden kalifornischen Firmen Upside Foods und Good Meat, die beide an kultiviertem Hühnerfleisch arbeiten, die Erlaubnis, ihre Produkte herzustellen und in den Verkauf zu bringen.

Internet per Laser mit einer Bandbreite von 1 Terabit pro Sekunde

  • Das Rückgrat des Internets, die sogenannten Backbones, könnte angesichts der immer weiter wachsenden Menge an Daten, die weltweit übertragen werden, ein Update vertragen. Denn noch immer geht nichts ohne Unterseekabel am Meeresgrund, deren Errichtung Millionensummen kostet. Einem Forschungsteam der ETH Zürich ist es nun gelungen, per Laser eine Bandbreite von 1 Terabit pro Sekunde durch die Luft zu übertragen – mit einer Technologie, die sogar noch größere Bandbreiten ermöglichen soll. Eine lasergestützte Internetversorgung per Satelliten könnte mit dieser Technik deutlich leistungsfähiger werden. Mehr dazu bei t3n.

Elon Musk und Mark Zuckerberg verabreden sich zu einem Zweikampf

  • Werden sich Twitter-Inhaber Elon Musk und Meta-Chef Mark Zuckerberg bald gegenseitig vermöbeln? Zumindest ist das nicht ausgeschlossen. Bereits seit Jahren herrscht zwischen Musk und Zuckerberg eine Rivalität. Seit die Facebook-Firma Meta nun auch noch an einem Twitter-Rivalen arbeitet, scheint diese zu eskalieren. Musk hatte auf Twitter gepostet, dass er zu einem Käfigkampf mit dem Facebook-Gründer bereit wäre. Der wiederum antwortete via Facebook mit „Sende mir den Standort“. Musk schrieb daraufhin: „Vegas Octagon“. Gemeint ist damit die Arena der Ultimate Fighting Championship in Las Vegas. Der Präsident des Kampfsportverbands UFC bestätigte in einem Interview mit TMZ, dass Elon Musk und Mark Zuckerberg es „absolut todernst“ meinen. Wir werden sehen…

Nicht vergessen: Unser Festival der Zukunft startet am 6. Juli!

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