This Week in Future #162 // 11.06.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Apple stellt seine XR-Brille Vision Pro vor

  • Nach jahrelanger Geheimniskrämerei stellte Apple Anfang der Woche seine XR-Brille Vision Pro vor, die physische und digitale Welt in Augmented Reality verbinden, aber auch als reines Virtual-Reality-Gerät benutzt werden kann. Oder, um es mit Apples eigenen Worten zu sagen: Die Vision Pro ist Apples erster „räumlicher Computer“. Wer die offizielle Vorstellung bei Apples Entwicklerkonferenz verpasst hat, kann sie hier nachschauen. Hier haben wir die wesentlichen Features vorgestellt. Und natürlich gibt es auch die ersten Eindrücke von Expertinnen und Testern, die das Gerät schon ausprobieren konnten. Für einen Autor von The Verge ist die Vision Pro die bisher beste XR-Brille, doch der genaue Usecase des Geräts noch unklar. Ähnliches schreibt die New York Times. Und auch das deutsche XR-Magazin Mixed.de schätzt die Vision Pro ähnlich ein – technisch durchaus beeindruckend gegenüber der Konkurrenz, mit vielen Innovationen, aber noch fehlen die Killer-Apps. Wer eine positivere Meinung hören will, kann dies ab morgen in unserem New Realities Podcast tun.

OpenAI-Chef rechnet mit „seltsamen“ Entscheidungen zur Zukunft von KI

  • OpenAI-Chef Sam Altman sorgt sich um Entscheidungen, die in Zukunft zur Entwicklung von Künstlicher Intelligenz getroffen werden müssen. Und er traut offenbar nur sich selbst und seiner Firma zu, diese zu treffen. Daher wolle er OpenAI auch in den kommenden Jahren als reines Privatunternehmen führen und nicht als Aktiengesellschaft. „Wenn wir eine Superintelligenz entwickeln, werden wir wahrscheinlich einige Entscheidungen treffen, die Investoren auf dem öffentlichen Markt sehr seltsam finden würden“, so Altman laut Bloomberg. Welche „seltsamen Entscheidungen“ er meint, darauf ging Altman nicht näher ein. KI-Experten prophezeien jedoch, dass im Falle der Entwicklung einer wirklich lernfähigen Künstlichen Intelligenz sehr schwierige ethische und moralische Fragen aufkommen könnten. Etwa dahingehend, einer solchen KI den Zugang zum Internet zu verweigern, ihr „Wachstum“ künstlich zu begrenzen oder sie sogar zu zerstören.

Künstliche Intelligenz verbraucht viel Energie und Wasser. Aber wieviel genau?

  • Wieviel Energie und Wasser verbraucht eigentlich das Training und die Nutzung von leistungsfähigen KIs wie ChatGPT von OpenAI oder Bard von Google? Viel. Aber wieviel genau? Das weiß keiner. Denn die Unternehmen veröffentlichen keine genauen Daten zum Stromverbrauch ihrer KIs oder zum Wasser, das gebraucht wird, um Rechenzentren zu kühlen. Der Guardian greift dieses Problem auf und trägt zusammen, was über den ökologischen Fußabdruck von KI bekannt ist – zum Beispiel, dass 700.000 Liter Frischwasser gebraucht und 500 Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert wurden, um GPT-3 zu trainieren. Da auch die Nutzung von KI-Chatbots im Vergleich zur klassischen Onlinesuche viel energieintensiver ist, dürfte die Debatte über die Nachhaltigkeit der Technologie eher noch an Fahrt aufnehmen.

KI-generierte Fakes erreichen den US-Wahlkampf

  • Auf Social Media postete das Team des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Ron DeSantis ein Video, das Bilder enthielt, die von einer Künstlichen Intelligenz generiert wurden – und Fakes waren. Sie zeigten den Ex-Präsidenten Donald Trump, wie er den Immunologen und Präsidentenberater Anthony Fauci umarmte, was so nicht stattgefunden hatte. Wie NPR berichtet, beschwerten sich Trump-Anhänger über die KI-Fakes. Dabei hatte auch dessen Kampagne bereits synthetische Fakes verbreitet.

Binance bekommt (noch mehr) Ärger mit der US-Börsenaufsicht

  • Die amerikanische Börsenaufsicht SEC erhebt in einer Anklage schwere Vorwürfe gegen die Kryptobörse Binance. Diese soll Behörden und Investoren belogen und Kundengelder veruntreut haben. So sollen Milliardensummen der Anleger mit eigenem Geld vermischt und an ein getrenntes Unternehmen überwiesen worden sein, das vom Binance-Chef Changpeng Zhao persönlich kontrolliert wird. Die New York Times berichtet ausführlich über den Fall. Es ist nicht das erste Mal, dass amerikanische Behörden gegen Binance vorgehen.

Hurtigruten setzt auf ein Kreuzfahrtschiff mit Segeln und Elektromotoren

In Spanien entsteht die größte Laborfleisch-Fabrik der Welt

  • Der brasilianische Fleischkonzern JBS beginnt in Spanien mit dem Bau einer Fabrik, die Laborfleisch herstellen soll, für das keine Tiere geschlachtet werden müssen. Reuters schreibt darüber. Die Fabrik soll die bisher größte Anlage ihrer Art werden, 1.000 bis 4.000 Tonnen Fleisch pro Jahr produzieren können und Mitte 2024 fertig sein. Zuständig ist die JBS-Tochterfirma BioTech Foods, die die Fabrik als Beitrag zur gesicherten Lebensmittel- und Proteinversorgung in Zeiten fragiler Lieferketten sieht.

Erstmals schickt ein Solarkraftwerk im Weltraum Energie zur Erde

  • Ein Konzept, das in Zukunft zur nachhaltigen Energieversorgung auf der Erde beitragen könnte, sind Solarkraftwerke im Orbit. Dort sollen sie Sonnenlicht einsammeln, in Mikrowellen umwandeln und die Energie so zur Erde schicken. Bisher funktionierte das nur in der Theorie und bei Experimenten auf der Erde. Nun ist es erstmals gelungen, tatsächlich Strom im Weltraum zu erzeugen und ganz gezielt zu einem Empfänger auf der Erdoberfläche zu übertragen – und zwar im Rahmen des Space Solar Power Projekts der Caltech, die über den Erfolg auch selbst ausführlich schreibt. Das Equipment, das zum Einsatz kam, war bewusst platz- und kostensparend entwickelt worden.

Taurin verlängert offenbar das Leben – bei Mäusen

  • Leben Gamer und Sportler, die ihrer Leistungsfähigkeit ein bisschen nachhelfen, länger? Vielleicht. Eine neue Studie von 34 Universitäten, Instituten und anderen Forschungseinrichtungen hat die Wirkung von Taurin untersucht. Die Aminosäure wird von vielen Leistungssportlern als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, das die Muskelkontraktion steigern und oxidativen Stress reduzieren soll. Außerdem ist Taurin ein Inhaltsstoff vieler Energy Drinks wie Red Bull, die in der Gaming-Szene sehr beliebt sind. Im Rahmen der Studie haben Forscher nun Mäusen gezielt Taurin verabreicht. Die Ergebnisse waren beeindruckend. Die Nager lebten zehn bis zwölf Prozent länger als ihre Artgenossen, verfügten über eine höhere Knochendichte, kräftigere Muskeln und ein stärkeres Immunsystem. Bei Affen soll sich eine ähnliche Wirkung gezeigt haben. Dass diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, steht nicht fest, ist aber auch nicht ausgeschlossen, wie Die Zeit berichtet.

Alles, was ihr schon immer über Elon Musk wissen wolltet, in einem Podcast

  • Unser Redakteur @Michael ist für ein Projekt fremdgegangen – und hat an einem Podcast für 1Live vom WDR mitgewirkt: Die Elon Musk Story. In fünf Folgen wird darin Elons – durchaus nicht immer unproblematischer – Aufstieg zum reichsten Mann der Welt nachgezeichnet und mit Insidern und Weggefährten hinter die Träume vom Mars, die Trollposts auf Twitter und den Erfolg von Tesla geschaut. Hier könnt ihr den Podcast hören.

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Das ist zugleich erwartbar und von einer gewissen Brisanz. Die Frage, ob und wie wir Fakes zukünftig werden aufdecken können, ist eine rein technische. Die Frage, ob Fakes zukünftig (und schon heute) auf Adressaten treffen, die ohnehin nur auf eine Bestätigung ihrer (gemeinsamen) Ideologie suchen, ist eine gesellschaftliche. Der zwergenhafte dystopische Teil meiner Visionen lässt deswegen die Welt im Chaos versinken. Der überwiegend utopische schreibt den lokalen Interpretationen und Aushandlungen des überregionalen (und globalen) Geschehens weit mehr Resonanz und damit Bedeutung zu. Vielleicht reden wir einfach mal wieder mehr miteinander statt übereinander. Ich finde das ebenso naheliegend wie ermutigend.

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Ich glaube auch, dass es eine rein technische Lösung nicht geben wird. Wer an Fakes glauben will, wird das tun. Also müssen wir uns die Frage stellen: Warum glauben so viele Menschen daran? Darauf müssen wir Antworten finden.