This Week in Future #157 // 07.05.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Ein KI-Pionier verlässt Google – und warnt vor der Technologie, die er mitentwickelt hat

  • Nur wenige Tage bevor Geoffrey Hinton, ein Pionier bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, seinen Posten bei Google aufgab, führte MIT Technology Review mit ihm ein Interview, das es in sich hat: Angesichts der Fähigkeiten großer KI-Modelle wie GPT-4 mache er sich inzwischen Sorgen darüber, was die Folgen von Maschinen, die schlauer als Menschen sind, sein könnten. Vor allem, da sie völlig anders seien als wir. „Manchmal denke ich, dass es ist, als ob Aliens gelandet sind, aber die Menschen das nicht merken, weil sie sehr gut Englisch sprechen.“ Hinton fürchtet einerseits, dass KI die Fähigkeiten entwickeln könnte, Menschen zu manipulieren oder gar zu töten. Andererseits fürchtet er, dass „bad actors“ wie Putin oder Ron DeSantis die neuen Werkzeuge nutzen könnten, um Wählerinnen und Wähler zu manipulieren.

Wegen Datenschutzbedenken: Samsung verbietet Angestellten das Nutzen von KI-Chatbots

  • Was passiert eigentlich mit den Fragen, die Chat-KIs wie ChatGPT, Bard und anderen generativen Werkzeugen gestellt werden? Wie werden die Dialoge mit den digitalen Maschinen weiterverarbeitet? Wenn es um solche Fragen geht, sind Unternehmen wie OpenAI, Microsoft und Google ziemlich schmallippig. Sie behalten sich eine Weiterverarbeitung vor – aber wie genau diese aussehen könnte? Das bleibt eher unklar. Daher hat Samsung jetzt Mitarbeitern untersagt, diese Werkzeuge im Arbeitsalltag zu nutzen, wie etwa Bloomberg berichtet. Denn es sei unsicher, wie und wo Informationen abgelegt und ob sie womöglich an Dritte weitergegeben werden könnten.

Ein semantischer Decoder zum „Gedankenlesen“

  • An der University of Texas in Austin ist es gelungen, gemessene Gehirnaktivitäten in Text umzuwandeln – und zwar nicht nur in einzelne Wörter, sondern in kontinuierliche Sprache. Der semantische Decoder basiert auf KI-Sprachmodellen und den Messergebnissen von Kernspintomografen oder mobilen Scannern zur Nahinfrarotspektroskopie als Trainingsdaten. Für alle, die jetzt fürchten, dass Maschinen bald ungehemmt Gedanken lesen können, gibt es Entwarnung: Bei untrainierten Personen oder Menschen, die gedanklich Widerstand leisten, liefert das System unbrauchbare Ergebnisse. Helfen könnte die Technologie dagegen Menschen, die zum Beispiel durch einen Schlaganfall die Fähigkeit zu Sprechen eingebüßt haben. Mehr zu der Entwicklung könnt ihr auf Deutsch auch bei t3n nachlesen.

Diese Therapie kann offenbar die Sehkraft von Primaten wiederherstellen

  • In einer Kollaboration der Harvard Medical School und des Start-ups Life Biosciences wurde eine Therapie entwickelt, die das Augenlicht bei Primaten wiederherstellen kann. Das teilt jedenfalls das Unternehmen in einer Presseerklärung mit. Den Wissenschaftlern sei es mit einer Injektion gelungen, genetische Marker umzuprogrammieren, um die Reparatur von Augen anzuregen, die mit Lasern beschädigt worden waren. Binnen fünf Woche habe sich die Sehfähigkeit der therapierten Primaten markant verbessert. Die Forscher hoffen, dass diese Methode weiterentwickelt und irgendwann für menschliche Patienten adaptiert werden kann.

Mozilla startet eigene Mastodon-Instanz – mit klaren Regeln

  • Auch Mozilla macht jetzt in Social Media. Allerdings entwickelt der Firefox-Macher kein eigenes soziales Netzwerk, sondern hat eine Instanz für Mastodon gestartet – das Twitter des Fediverse. Doch die Instanz – ein eigener Server, der wie eine kleine Community funktioniert – ist dennoch etwas anders. Denn Mozilla hat strenge Richtlinien, wie und was gesagt werden darf: Beleidigungen, Abwertungen und Fehlinformationen jeglicher Art sind untersagt. Wenn ein Inhalt zu Zwist führt, wird er getilgt. „Wir werden nicht damit werben, dass wir eine Art neutrale Plattform sind“, sagt Steve Teixeira von Mozilla gegenüber The Verge. Das Team hinter dem Projekt wolle keine Balance finden, was geht und was nicht, sondern klar vorgeben, was nicht geduldet wird.

Apple-Mitgründer Steve Wozniak hält nichts von selbstfahrenden Teslas

  • Der legendäre Apple-Entwickler Steve Wozniak ist ein Fan des elektrifizierten Verkehrs – und war stolzer Besitzer eines Chevy Bolt. Von Elon Musk und Tesla ist er weniger begeistert. Vor allem den sogenannten „Autopilot“ des E-Autobauers sieht er sehr kritisch, also den Selbstfahrmodus, der bereits mehrere Unfälle verursacht hat. „Junge, wenn Sie eine Studie über schiefgelaufene KI wollen, die eine Menge Ansprüche erhebt und versucht, dich bei jeder Gelegenheit zu töten, dann kauf dir einen Tesla", sagte Wozniak jetzt in einem Interview mit CNN. Nur kurze Zeit vor dieser Kritik hatte Elon Musk auf Twitter behauptet, dass die „selbstfahrenden Fahrzeuge von Tesla die bei weitem fortschrittlichste KI in der realen Welt“ wären.

Ein Fischfilet aus dem 3D-Drucker

  • Die israelische Firma Steakholder Foods und Umami Meats aus Singapur haben sich zusammengetan, um das erste Fischfilet herzustellen, das aus im Labor kultivierten Muskel- und Fettzellen sowie pflanzenbasierten Zutaten besteht und per 3D-Drucker zusammengesetzt wurde. Reuters schreibt darüber. Der Produktionsprozess soll einfacher sein als bei Rindfleisch aus dem Labor, allerdings sei Fisch weit weniger erforscht, weshalb es noch Schwierigkeiten gebe, die Zellen zu kultivieren. Im kommenden Jahr soll das Filet in Singapur auf den Markt kommen.

In München läuft jetzt ein Mikro-Wasserkraftwerk

  • Das Start-up Energyminer hat im Auer Mühlbach in München die Pilotanlage seines Mikro-Wasserkraftwerks Energyfish in Betrieb genommen, worüber Munich Startup berichtet. Die Anlage erzeugt aus der Fließgeschwindigkeit des Wassers Strom, soll – im Gegensatz zu Wind- und Solarkraft – grundlastfähig sein und soll laut Energyminer weder das Fluss-Biotop noch das Landschaftsbild beeinträchtigen. Auch müsse das Wasser nicht aufgestaut werden. Später sollen bis zu 100 Energyfish-Anlagen im Schwärmen, die bis zu 470 Haushalte versorgen könnten.

Bleibt für E-Fuels mehr als eine Nische? Vielleicht in der Luftfahrt.

  • In Deutschland ist die Debatte, ob Autos mit Verbrennungsmotor mit synthetischen, klimaneutralen Kraftstoffen eine Zukunft haben, politisch mit aller Härte geführt worden. Dabei gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass E-Fuels für Autos ein Nischenprodukt sein könnten – allein schon wegen fehlender Produktionskapazitäten und des enormen Energieverlusts bei der Herstellung. Der eigentliche Markt für synthetische Kraftstoffe könnte daher in der Luftfahrt liegen, wie der Guardian berichtet.

Promis auf dem Weg zum Mars

  • Eine schräge Idee, die dennoch einfach in die Zeit passt. Der US-Sender FOX will in einer Reality-Show zwölf mehr oder weniger prominente Menschen zum Mars schicken. Nicht zum richtigen Mars natürlich, sondern zu einem fiktiven Mars. Die Gruppe aus Comedians, Schauspielerinnen, Sportlern und TV-B-Promis sollen den Flug zum roten Planeten und dessen „Besiedelung“ simulieren – samt einem engen Raumschiff, Habitaten, Ressourcenknappheit und was sonst noch dazu gehört, berichtet The Verge. Der Captain-Kirk-Darsteller William Shatner soll dabei den Missionskommandeur geben, der immer wieder neue Herausforderungen stellt.

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