This Week in Future #153 // 09.04.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Wird ChatGPT in Deutschland verboten? Eher nicht.

  • In Italien wurde ChatGPT verboten, weil es Jugend- und Datenschutzauflagen nicht erfüllt haben soll. Könnte das bald auch in Deutschland passieren? Durchaus. Wie der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber dem Handelsblatt sagte, habe er sich mit seinen italienischen Kollegen ausgetauscht. Ein „entsprechendes Vorgehen“ sei „auch in Deutschland möglich“, fiele jedoch in die Zuständigkeit der Landesdatenschutzbehörden. Das Bundesdigitalministerium lehnt eine Blockade von ChatGPT jedoch ab. „Wir brauchen kein Verbot von KI-Anwendungen, sondern Wege, Werte wie Demokratie und Transparenz zu gewährleisten“, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Sprecher des Ministeriums von Volker Wissing. Und Rafael Laguna de la Vera, Chef der Bundesagentur für Sprunginnovationen, sagte: „Man kann solche digitalen Technologie-Entwicklungen nicht mit Verboten aufhalten, dann finden sie nur woanders statt.“

Indien stellt sich klar gegen strenge KI-Regulierung

Ein KI-Innovationspark in Heilbronn, der aus dem All sichtbar sein soll

  • In Heilbronn soll eine Innovationspark rund um die Erforschung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz entstehen. Auf den 265.000 Quadratmetern sollen unterschiedliche Firmen, Initiativen, Stiftungen und Forschungslabors ein Zuhause finden. Insbesondere solle dort sichergestellt werden, dass die Technologie „ethisch verantwortungsvoll“ umgesetzt und eingesetzt wird. Geplant wird der Park vom niederländischen Architekturbüro MVRDV, das den Campus in Form eines Kreises aufbauen will, wodurch das Gelände sogar vom All aus sichtbar sein soll.

Stanford-Bericht zur globalen Nutzung von KI

  • Das Stanford Institute for Human-Centered Artificial Intelligence, ein Institut der Stanford-Universität, hat seinen neuen AI Index inklusive eines Reports herausgebracht. Dieser gibt Einblicke, wo und wie weltweit an Künstlicher Intelligenz geforscht wird, aber auch wo und wie sie eingesetzt wird. Zu den wichtigsten Erkenntnissen, die t3n zusammengefasst hat, gehört, dass die Wirtschaft inzwischen die Wissenschaft bei der Entwicklung von KI-Modellen überholt hat.

Sollten die Batterie-Rohstoffe auf dem Grund der Ozeane abgebaut werden?

  • Mit dieser Frage muss sich die International Seabed Authority der Vereinten Nationen in diesem Jahr beschäftigen, denn ein Mitgliedsland hat bereits die Genehmigung für den Rohstoffaufbau am Meeresgrund beantragt. Angesichts des enormen Ressourcenbedarfs für die Elektrifizierung der Welt – vor allem für Batterien – bei gleichzeitigen geopolitischen Spannungen, werden insbesondere kartoffelgroße Metallklumpen attraktiv, die in manchen Gegenden die Ozeanböden bedecken. Sie enthalten Lithium, Kupfer und seltene Erden. Doch welchen Einfluss hätte der Abbau auf das marine Ökosystem? Eine schwierige Debatte, über die MIT Technology Review berichtet.

Bei Lilium scheint weiterhin kein Marktstart in Sicht

  • Das Münchner Lufttaxi-Start-up Lilium will revolutionieren, wie wir von A nach B kommen. Und das mit einem Flieger, der durch schwenkbare Mini-Rotoren vertikal starten und landen kann. Allerdings muss sich das 2015 gegründete Unternehmen zunehmend kritischen Fragen stellen – auch wegen seiner Geschäftszahlen. 2022 machte die Firma 253 Millionen Euro Verlust, berichtet Gründerszene. In den vergangenen drei Jahren seien 820 Millionen Euro verbrannt worden. Außerdem zog Lilium seine Aussage zurück, dass der „kommerzielle Betrieb“ 2025 aufgenommen werden könnte. In einem neuen Prospekt wird kein Termin mehr für den Passagiertransport genannt. Dort heißt es lediglich, dass Ende 2025 die Erstzulassung für den futuristischen Luftflitzer stattfinden könnte.

Im Überschallflieger mit Mach 9 an jeden Ort der Erde

  • Ein weiteres Start-up will ins Rennen um neue Überschallflieger einsteigen. Das US-Unternehmen Venus Aerospace plant einen Passagierflieger, der mit Mach 9 – also mit über 11.000 Kilometern pro Stunde – unterwegs sein soll, berichtet ArsTechnica. In maximal einer Stunde soll damit für die 12 Passagiere plus Crew jeder Ort der Erde erreichbar sein. Das derzeit Stargazer getaufte Flugzeug soll dafür nicht auf klassische Flugzeugtriebwerke, sondern auf Raketen setzen, die das Gefährt in über 48 Kilometer Höhe transportieren, wo die Luft dünn und der Widerstand gering ist.

Deutsches Bußgeldverfahren gegen Twitter

  • Twitter bekommt Ärger in Deutschland. Das Bundesamt für Justiz hat ein Bußgeldverfahren gegen das Unternehmen eingeleitet. Offenbar geht das Social Network unter Elon Musk nicht mehr angemessen mit Beschwerden der Nutzer um. Es lägen „hinreichende Anhaltspunkte für Versäumnisse im Beschwerdemanagement“ und damit Verstöße gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz vor, die ein Eingreifen rechtfertigten. Twitter ist verpflichtet, von Nutzern gemeldete Inhalte auf etwaige Rechtsverstöße zu prüfen und gegebenenfalls zu löschen. Das scheint aber – wohl auch aufgrund der ziemlich stark reduzierten Belegschaft – nur noch mangelhaft zu geschehen.

Tesla-Mitarbeiter tauschten offenbar sensible Videos und Bilder von Kunden aus

  • In den Autos von Tesla sind gleich mehrere Kameras eingebaut, Diese senden Aufnahmen an das Unternehmen, damit dort KI-Assistenzsysteme weiterentwickelt werden können. Teils passierte das sogar, wenn die Autos parkten. Das ist lange bekannt und wurde von Datenschützern häufig kritisiert. Reuters berichtet nun, wie innerhalb des Unternehmens mit den Aufnahmen, die oft Einblicke in das Privatleben von Autobesitzern geben, umgegangen worden sein soll. Offenbar wurden viele Aufnahmen in internen Chats geteilt, darunter Bilder und Videos von schweren Unfällen, Einblicke in private Garagen oder in eher intime Situationen. Angeblich soll sogar eine Aufnahme von Elon Musks Garage die Runde gemacht haben.

Bezahltes Nichtstun in der Tech-Industrie war wohl keine Seltenheit

  • Seit dem vergangenen Jahr haben zahlreiche große Technologieunternehmen Hunderte, teils Tausende von Angestellten entlassen. Zuvor stellten eben diese Firmen jedoch unzählige Entwicklerinnen, Designer und Managerinnen ein – und das in etlichen Fällen offenbar, ohne genau zu wissen, wofür. Wie Futurism berichtet, machen immer mehr ehemalige Angestellte von Meta, Google und Co. nun öffentlich, dass sie riesige Gehälter bekamen, um „praktisch nichts zu tun“. Wie das Wall Street Journal schreibt, hätten die großen Tech-Unternehmen das Personal wegen der Aussicht auf weiteres Wachstum eingestellt – und, um anderen Unternehmen die Fachkräfte wegzuschnappen. „Sie sammelten uns wie Pokémon-Karten“, sagt die ehemalige Meta-Mitarbeiterin Britney Levy.

Diese Uhr sagt euch die Zeit mit Gedichten von ChatGPT an

  • KI kann auch einfach nur nett sein, was dieses DIY-Projekt zeigt: Mit einem Rasperry Pi, einem E-Ink-Bildschirm und ChatGPT hat der Designer und Blogger Matt Webb eine Uhr gebastelt, die dichten kann. Jede Minute zeigt sie einen neuen kurzen Vers an, der die aktuelle Uhrzeit enthält. Die Begeisterung für die Uhr über Social Media war so groß, dass Matt Webb jetzt darüber nachdenkt, aus ihr tatsächlich ein Produkt zu machen. Bei The Verge erfahrt ihr mehr darüber.

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