This Week in Future #148 // 05.03.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Wird Prompt Engineer zum ernstzunehmenden Beruf?

  • Mit dem Erfolg von KI-Systemen wie ChatGPT, DALL-E 2 und Stable Diffusion ist ziemlich schnell ein neuer Job entstanden: der Prompt Engineer. Damit sind Entwickler gemeint, die Texteingaben komponieren, um die KI-Modelle dazu zu bringen, möglichst gute Ergebnisse zu liefern. Denn wie und mit welchen Worten einem Sprachmodell oder Text-zu-Bild-Generator Aufträge erteilt werden, spielt eine große Rolle. Aber ist das nur ein Hype oder wirklich ein „echter Beruf“ mit Zukunft? Darüber rätselt die Washington Post – und kann keine eindeutige Antwort liefern. Denn während einige Prompt Engineering als eine neue Form des „Programmierens“ und sogar eine Wissenschaft sehen, vergleichen es andere damit, einen Bären auf unterschiedliche Art mit einem Stock zu piksen, um zu sehen, wie er reagiert.

Kann die KI Stable Diffusion etwa menschliche Gedanken lesen?

  • Es ist nicht das erste Mal, dass es einem Forschungsteam gelungen ist, Künstliche Intelligenz, genauer: Diffusionsmodelle, die zur Erstellung von Bildern genutzt werden können, erfolgreich mit Daten aus dem menschlichen Gehirn zu füttern. Konkret geht es darum, Testpersonen einige Bilder zu zeigen, auf die sie sich fokussieren sollen, während per MRT ihre Gehirnaktivität gemessen wird. Aus diesen MRT-Daten rekonstruieren die KIs dann die Bilder, die die Menschen gesehen haben – und das erstaunlich treffsicher. Was an der aktuellen Meldung neu ist: Während dies bisher nur mit speziell trainierten KIs gelang, erreichten japanische Wissenschaftler nun derartige Ergebnisse mit der populären KI Stable Diffusion ganz ohne intensives Training. Bei The Decoder erfahrt ihr mehr darüber. Oder ihr schaut gleich ins wissenschaftliche Paper selbst.

Organoide Intelligenz könnte am Ende die Künstliche Intelligenz schlagen

  • Erst kürzlich haben wir euch die Arbeit des australischen Start-ups Cortical Labs vorgestellt, das mit lebenden Gehirnzellen Synthetische Biologische Intelligenz erschaffen will. Jetzt berichtet auch CNET über den Ansatz, Biocomputer auf Basis organischen Gewebes zu entwickeln. Dabei kommt allerdings ein anderer Begriff zum Einsatz: OI, also Organoide Intelligenz. Der Tenor des Artikels, in dem vor allem die Forschung an der amerikanischen Johns Hopkins Universität – unter Beteiligung von Cortical Labs – erläutert wird, ist dennoch ähnlich: Biocomputer könnten irgendwann besser sein als Künstliche Intelligenz.

Könnte Bitcoin, genau wie Ethereum, seinen Stromverbrauch um 99 Prozent senken?

  • Die Zeiten, in denen die Ethereum-Blockchain als Klimakiller bezeichnet werden konnte, sind vorbei. Seit dem sogenannten Merge, also der Umstellung vom energieintensiven Proof-of-work-Mechanismus auf den sparsamen Proof-of-stake-Mechanismus zur Validierung von Transaktionen ist der Strombedarf von Ethereum um 99 Prozent gesunken. Wenn das mit dem zweitwichtigsten Blockchain-Ökosystem klappt, wieso nicht auch mit dem wichtigsten, also mit Bitcoin? Das fragt MIT Technology Reviewund gibt gleich die Antwort: Technisch wäre eine Umstellung kein Problem, aber politisch könnte der Versuch die Bitcoin-Community spalten. Gerade die einflussreichsten Entwickler und Mining-Unternehmen sähen den Schritt sehr kritisch. Die Frage sei allerdings, ob Regierungen noch viele Jahre dabei zusehen wollen, dass Bitcoin so viel Energie verbraucht wie ganze Staaten.

9 Milliarden Dollar von FTX-Kunden sind immer noch nicht aufgetaucht

  • Bei der Pleite-Kryptobörse FTX hatten Kunden über 11,2 Milliarden US-Dollar angelegt. Davon konnten bis jetzt nur 2,2 Milliarden US-Dollar in Form von Kryptowährungen wie Ether, Bitcoin und verschiedenen Stablecoins wieder ausfindig gemacht werden. Insgesamt 9 Milliarden US-Dollar bleiben verschwunden, wie Mashable berichtet. Schuld sind vor allem undurchsichtige Spekulationen der Schwesterfirma Alameda Research, der von FTX die Kundengelder für „Geschäfte“ zur Verfügung gestellt worden waren. Dem FTX-Gründer Sam Bankman-Fried drohen für den Betrug und die Veruntreuung bis zu 110 Jahre Haft.

Neuralink bekommt keine Erlaubnis, seine Gehirn-Computer-Schnittstellen an Menschen zu testen

  • Das Elon-Musk-Start-up Neuralink arbeitet seit mehreren Jahren an Gehirnimplantaten, die in naher Zukunft sowohl neurologische Erkrankungen therapieren als auch paralysierte Menschen kommunizieren und, ja, irgendwann Mensch und Maschine verschmelzen lassen sollen. Nun wollte Neuralink eigentlich mit ersten Tests an Menschen beginnen. Doch die zuständige Behörde, die amerikanische Food and Drug Administration, lehnte das ab, wie Reuters berichtet. Für eine Zulassung der Geräte für Humanstudien gebe es zu viele Sicherheitsbedenken, die erst ausgeräumt werden müssten. Es seien „dutzende Probleme“ identifiziert worden. Darunter seien die Lithiumbatterie, die die Stromversorgung des Implantates sicherstellt, sowie die haarfeinen Drähte, die in das Gehirn genäht werden müssen. Erstere könnte bei einem Defekt irreparable Schäden anrichten. Letztere könnten ungewollt in andere Bereiche des Hirns „wandern“ und nur schwer ohne Beschädigungen wieder entfernt werden.

Nokia präsentiert reparierbares Smartphone

  • Der finnische Smartphonehersteller HMD Global, der Handys der Marke Nokia produziert, wandelt auf den Spuren von Fairphone. Beim MWC in Barcelona, dem jährlich wichtigsten Event zur Vorstellung neuer Smartphones, präsentierte die Firma ein Modell, das besonders leicht von den Nutzerinnen und Nutzern repariert werden kann. Beim G22 handelt es sich um ein günstiges Android-Modell, zu dem es Ersatzteile und Reparaturanleitungen bei iFixIt geben soll. Mehr dazu könnt ihr bei Heise nachlesen.

Ford überlegt offenbar, säumige Ratenkäufer aus ihren Autos auszusperren

  • Ford hat in den USA ein Patent zu vernetzten und autonomen Autos angemeldet, das es in sich hat. Der Autobauer erläutert darin verschiedene Möglichkeiten, um Käufer, die mit ihren Ratenzahlungen in Verzug kommen, zu maßregeln. So könnten diese aus ihren Autos ausgesperrt werden oder ihnen die Klimaanlage abgeschaltet werden – oder das autonome Auto fährt gleich selbst zurück zu Ford, bis die ausstehenden Zahlungen getätigt wurden. Das übers Internet permanent mit dem Hersteller verbundene Fahrzeug macht’s möglich. Das Medienecho auf die Patentanmeldung fiel verheerend aus und Ford teilte mit, dass man nicht vorhabe solche Systeme tatsächlich einzusetzen. Wir werden sehen. Bei The Verge gibt’s die ganze Geschichte.

Start-ups, die Fleisch im Labor züchten wollen, haben es woanders einfacher

  • Verschläft Deutschland die nächste Food-Revolution? Das befürchtet zumindest das ARD-Magazin Report München, das sich mit Start-ups beschäftigt hat, die Fleisch herstellen wollen, für das keine Tiere sterben müssen – nämlich im Labor. Der Tenor des Beitrags, den ihr hier nachschauen könnt: Woanders ist es für junge Firmen viel leichter, ihre Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.

Ist die 15-Minuten-Stadt etwa eine Verschwörung? Manche glauben das.

  • Ein derzeit in der Stadtplanung populäres Konzept besagt: In einer gut durchdachten Stadt sollte alles, was man braucht, maximal 15 Minuten entfernt sein. Vom nächsten Supermarkt über die Arztpraxis bis zur Kindertagesstädte. Ein Auto soll überflüssig sein, weil alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Fahrrädern oder den eigenen Füßen erreicht werden kann. Paris soll zu so einer Stadt werden – ebenso wie das futuristische Stadtprojekt The Line. Getestet wird die „15-Minuten-Stadt“ auch in einzelnen Nachbarschaften von Oxford, wo daher neue Regeln für Autos etabliert werden. Das hat nun zu Verschwörungstheorien geführt, die sich im Internet verbreiten. Mit der 15-Minuten-Stadt solle ein virtuelles Gefängnis geschaffen und die Bewegungsfreiheit der Menschen eingeschränkt werden. Wieso das alles Unsinn ist, das erklärt Florian Aigner bei Futurezone.

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Irgendwie macht es mich nicht nur ein wenig nachdenklich, wenn es eine Meldung wert ist, dass ein Produkt, dass auf den Markt kommt, repariert werden kann.

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