This Week in Future #145 // 12.02.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Wird das globale KI-Wettrüsten gefährlich?

  • KI-Programme wie ChatGPT, DALL-E 2, Stable Diffusion und Co. haben ein neues Wettrennen um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz entfacht – oder dieses zumindest sichtbar gemacht. Einige Forscher sind darüber äußerst besorgt. Will Henshall, ein Wissenschaftler an der Kennedy School of Government der Harvard Universität, sagte dem Boston Globe, dass insbesondere das digitale Wettrüsten zwischen den USA und China katastrophale Folgen haben könnte. Denn eher früher als später könnten sich Regierungen, Firmen und auch das Militär gezwungen sehen, nicht sichere KI-Technologie in neuralgische Schnittstellen von Gesellschaft, Kultur und Verteidigung zu integrieren. Das könnte zu Unfällen führen, die gigantische Ausmaße annehmen könnten. Dass das KI-Wettrüsten problematisch sein könnte, aber angesichts der gigantischen Umsätze, die mit KI gemacht werden könnten, kaum zu stoppen ist, hat sich auch @Fritz.Espenlaub gerade für diesen 1E9-Artikel angeschaut.

Der Start von Googles KI-Chatbot Bard lief nicht ganz nach Plan

  • Eigentlich wollte Google mit seinem eigenen KI-Chatbot Bard beweisen, dass es mit ChatGPT von OpenAI mithalten kann. Doch der Start lief etwas holprig. Ausgerechnet in einem Promotionvideo gab Bard eine völlig falsche Antwort auf eine Frage – was den Aktienkurs von Googles-Mutterkonzern Alphabet sofort zum Absturz brachte. Beim Guardian gibt’s mehr Details dazu.

Google investiert in KI-Start-up Anthropic

  • Gerade erst hatte Google mit Bard seinen Herausforderer für ChatGPT vorgestellt, da kündigte der Suchmaschinenbetreiber an, 300 Millionen US-Dollar in das bisher noch nicht ganz so bekannte Start-up Anthropic zu investieren. Hinter der Firma verbirgt sich, wie die Financial Times in ihrem Bericht über die Beteiligung schreibt, ein Team aus ehemaligen Entwicklern des ChatGPT-Entwicklers OpenAI. Diese arbeiten mit Claude an einem eigenen Sprachmodell samt Chatbot. Letzterer hat in einem Test bereits Prüfungen für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der George Mason University „bestanden“. Laut Anthropic soll Claude vor allem „sicherer“ werden als ChatGPT und möglichst wenig falsche oder gar gefährliche Informationen liefern.

Microsoft startet mit Integration von ChatGPT in Bing und Edge

  • Nur einen Tag nachdem Google seinen ChatGPT-Konkurrenten Bard ankündigte, machte Microsoft seine Pläne für die Integration von ChatGPT in die eigenen Produkte offiziell. Bei einem spontanen Event in Redmond kündigte Microsoft-Chef Satya Nadella an, dass eine angepasste und für die Websuche optimierte Version von ChatGPT in die Bing-Suchmaschine eingewoben wird. Außerdem bekommt der Browser Edge einen „KI-betriebenen Co-Piloten“, der beispielsweise geöffnete PDF-Dokumente zusammenfassen oder sogar Texte für Social-Media-Beiträge generieren können soll. Komplett freigeschaltet sind die KI-Features noch nicht, doch etliche Userinnen und User konnten sie schon ausprobieren. The Verge, zum Beispiel, sieht in Microsofts KI-Chatbot ein echtes Upgrade gegenüber dem Original-ChatGPT.

ChatGPT sollte das bayerische Abitur absolvieren

  • Einer der Schwachpunkte von ChatGPT ist, dass das dahinterstehende Modell mehrheitlich mit englischsprachigen Texten trainiert wurde. Zwar besitzt ChatGPT auch die Fähigkeit zahlreiche andere Sprachen zu „verstehen“ und darin zu antworten. Doch das geschieht deutlich weniger elaboriert und informiert. Das hat nun auch ein Test des Bayerischen Rundfunks gezeigt. Der ließ den Chatbot die bayerische Abiturprüfung absolvieren. Das Fazit? Bemühte Sprache, viel „Geplapper“ und große Ahnungslosigkeit. In den meisten Fächern wäre ChatGPT durchgefallen.

Italien geht gegen KI-Partner von Replika vor

  • Die italienischen Regulierungsbehörden gehen scharf gegen KI-gesteuerte Freundinnen und Freunde vor. Zumindest wies die italienische Datenschutzaufsicht Garante per la protezione dei dati personali nun das Unternehmen Luka an, die Verarbeitung von Daten sämtlicher Kunden aus Italien einzustellen. Die Firma ist der Entwickler des Chatbots Replika, der die Simulation einer virtuellen Beziehung erlaubt – emotionale und sexuell aufgeladene Gespräche inklusive. Der Grund für das Verbot, so Futurism: Der Dienst der Firma stelle ein „Risiko für Kinder und emotional verletzliche Personen“ dar. Insbesondere generiere die KI in Gesprächen auch Antworten, „die für den Entwicklungsstand [von Minderjährigen] absolut ungeeignet sind“.

Blue Origin soll Schwerlastrakete für NASA-Marsmission bauen

  • Bisher hatte Jeff Bezos’ Raumfahrtunternehmen Blue Origin nicht allzu viel Glück, wenn es um die Vergabe der großen Aufträge der US-Regierung ging. Das hat sich nun geändert. Wie die NASA bekanntgab, soll die derzeit noch in Entwicklung befindliche Schwerlastrakete New Glenn von Blue Origin zukünftig für eine Marsmission eingesetzt werden. Bei der „Escape and Plasma Acceleration and Dynamics Explorers“ – kurz Escapade – getauften Mission sollen unter anderem zwei Sonden transportiert werden, die das Magnetfeld des roten Planeten studieren. Für Blue Origin bedeutet das immensen Druck. Denn die Mission soll bereits 2024 stattfinden. Jedoch hat New Glenn bisher noch keinen einzigen Start absolviert. Der erste Testflug der 95 Meter hohen Rakete wird wohl in diesem Jahr stattfinden – und Raumfahrtexperten zweifeln, dass der ohne Probleme ablaufen wird.

Rolls-Royce stellt Kernreaktor für Weltraum-Habitate vor

  • Zukünftig sollen auf dem Mond und irgendwann auch auf dem Mars dauerhafte Habitate entstehen. Menschen sollen weiter in den Weltraum vorstoßen als je zuvor. Doch dafür braucht es jede Menge Energie. Und diese sollen, wenn es nach Forschern der NASA und anderer Raumfahrtorganisationen geht, kleine Kernreaktoren liefern. Rolls-Royce – der Hersteller von Triebwerken, Wehr- und Energietechnologie, nicht der Autobauer – hat nun den Prototyp eines solchen Reaktors vorgestellt. Dieser soll besonders sicher sein, da jedes Uranpartikel in mehrere Schichten eines Abschirmsystems eingebettet sei.

Rivian will offenbar ins E-Bike-Geschäft einsteigen

  • Das US-E-Auto-Start-up Rivian ist einer der größten Konkurrenten von Tesla – und zählt mit Amazon eines der weltgrößten Unternehmen zu seinen Unterstützern. Es hat bereits Pick-ups und Lieferfahrzeuge auf den Straßen. Bald sollen auch Fahrräder dazu kommen, wie Bloomberg berichtet. Das Unternehmen habe bereits Experten für Fahrrad- und insbesondere E-Bike-Bau von anderen Firmen abgeworben. Damit zieht Rivian mit anderen Autobauern gleich. Denn auch Porsche, BMW und die Volvo-Untermarke Polestar bauen bereits E-Bikes – wenn auch in Kooperation mit etablierten Fahrradschmieden.

Im Sommer beginnt in Schleswig-Holstein die Ära der Akkuzüge

  • Vor ihrem Start, der für diesen Sommer im Regionalverkehr von Schleswig-Holstein geplant ist, schaut sich Der Spiegel die Akkuzüge der Firma Stadler noch einmal genauer an. 55 von ihnen sollen im Norden bald auf nicht-elektrifizierten Strecken unterwegs sein, die bisher von Dieselloks bedient werden. Eine Weltneuheit. Pro Jahr sollen so 26.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Dank Lithium-Ionen-Akkus können die Stadler-Züge über lange Strecken auch ohne Oberleitung elektrisch fahren. Die garantierte Reichweite liegt bei 150 Kilometern.

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