This Week in Future #138 // 18.12.2022

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Protest gegen KI-Kunst – und ein erstes „großes“ Videospiel, das sie nutzt

  • Die Debatte um sogenannte AI Art – oder: KI-Kunst – hat gerade erst begonnen, schlägt aber schon hohe Wellen. Auf der Plattform ArtStation protestieren Tausende Nutzerinnen und Nutzer gegen Werke, die etwa mit Werkzeugen wie Midjourney oder Stable Diffusion erstellt wurden. Vorher hatte sich die Plattform entschlossen, KI-generierte Bilder zuzulassen. Warum der KI-Künstler Vladimir Alexeev alias @Merzmensch aus der 1E9-Community den Protest bei ArtStation problematisch findet, könnt ihr bei Medium nachlesen.

  • Mit High On Life ist in der Zwischenzeit eines der ersten „großen“ Videospiele erschienen, das KI-Kunst nutzt. In dem Comedy-Ego-Shooter des Rick-And-Morty-Machers Justin Roiland finden sich zum Beispiel Bilder, die mit Midjourney gestaltet wurden – etwa in Form von Postern und gerahmten Malereien –, wie Roiland gegenüber Sky News sagte. Ebenso sei die KI genutzt worden, um Konzepte für einige der außerirdischen Charaktere im Spiel zu erstellen.

Skype ermöglicht Echtzeit-Übersetzung mit der eigenen Deepfake-Stimme

  • Mit TruVoice hat der Videotelefonie-Dienst von Microsoft ein neues Feature vorgestellt, das ohne die jüngsten Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz nicht möglich gewesen wäre: Damit kann Skype in Zukunft bei 1:1-Videotelefonaten nicht nur in Echtzeit übersetzen – es trägt diese Übersetzungen auch noch mit den „echten“ Stimmen der Anrufer vor. Es handelt sich also um einen erwünschten Audio-Deepfake. Die Details und ein Demovideo findet ihr bei heise.

BBC setzt auf Deepfakes, um Interviewte zu schützen

  • Ein Filmteam der BBC hat die Demokratieproteste in Hongkong begleitet. Hunderttausende gingen dort auf die Straße, weil seit der Rückgabe Hongkongs an China die eigentlich zugesicherten Rechte und Freiheiten der Bevölkerung mehr und mehr eingeschränkt wurden. Um die Protestierenden in der nun erschienenen zweiteiligen Dokumentation Hong Kong’s Fight for Freedom nicht zu gefährden, nutzte das Team der britischen Medienanstalt Deepfake-Technologie. Damit wurden die Gesichter der Interviewten durch jene von Schauspielern ersetzt. So konnte ihre Identität verschleiert werden.

Rechnen mit Licht soll unfassbar schnelle Computer ermöglichen

  • An der finnischen Aalto-Universität wurde ein Computer entwickelt, der nicht auf elektronische Schaltungen, sondern auf Licht setzt. Dadurch soll er Strom sparen und vor allem eine Million Mal schneller sein als Computer mit traditionellen Chips. Der Grund: Photonen, die im Lichtrechner zum Einsatz kommen, sind viel schneller als Elektronen in ihren Schaltkreisen. Zwar sind optische Computer bzw. Lichtrechner nicht neu, doch bisher war ihre Konstruktion komplex und ihre Einsatzmöglichkeiten sehr eingeschränkt. New Scientist erklärt die finnische Entwicklung – und was das Team dahinter als nächstes vorhat: Es will herausfinden, ob die Lichttechnik für hybride Computer auch in Verbindung mit klassischen oder Quantenrechnern zum Einsatz kommen könnte.

Ein umkämpfter Markt: Roboter, die Handschrift schreiben

  • Roboter, die „handschriftliche Briefe“ schreiben? Ja, die gibt es nicht nur, sie werden sogar in einer äußerst kompetitiven Industrie entwickelt, wie Fast Company berichtet. Vor allem in den USA streiten mehrere Firmen um diesen scheinbar nicht einmal so kleinen Markt, auf dem es darum geht, mit Tinte auf Papier persönliche Nachrichten vorzugaukeln. Eine der ältesten Firmen im Geschäft ist Handwrytten, die seit 2014 einen solchen Dienst anbietet und über 100.000 Kunden hat – darunter auch Giganten wie Netflix. Andere sind Addressable Mail, Ignite Post, Simple Noted und Handwritten (mit i statt y), die sich teils gezielt an Industriekunden oder Immobilienhändler richten.

Ist biobasiertes Plastik wirklich gut für Klima und Umwelt?

  • Obwohl das Problem des allgegenwärtigen Plastikmülls bekannt ist, gehen Prognosen von einer Vervielfachung der Plastikproduktion in den kommenden Jahrzehnten aus. Einerseits, weil die Ölindustrie Plastik als Zukunftsmarkt identifiziert hat, der die sinkende Nachfrage nach fossilen Treibstoffen ausgleichen könnte. Andererseits, weil mit sogenanntem Bio-Plastik, das nicht auf Basis von Erdöl, sondern von nachwachsenden Rohstoffen erzeugt wird, eine scheinbar umweltfreundliche Alternative vorhanden ist – die sogar CO2 speichert. Doch WIRED erklärt, warum der biobasierte Kunststoff fast genauso problematisch ist wie „normales“ Plastik. Der Anbau der dafür notwendigen Pflanzen würde riesige Flächen und Ressourcen verbrauchen und viele Sorten würden nicht zerfallen, sondern als Müll die Umwelt verschmutzen.

Ein amerikanisches Start-up plant Fabriken und Recyclinganlagen im Orbit

  • Das US-Start-up ThinkOrbital sieht den Erdorbit als perfekte Produktionsstädte für die Computer-, Kommunikations- und Medizintechnologie der Zukunft. Die Firma will Plattformen in die Höhe bringen, auf denen in Zukunft Halbleiter, Glasfasern und Medikamente hergestellt werden. Außerdem plant sie Anlagen, in denen Weltraumschrott und sich ihrem Lebensende nähernde Satelliten zerlegt und recycelt werden können. Die extraterrestrischen Fabriken sollen wie riesige Kugeln geformt sein und sowohl freischwebend als auch angedockt an zukünftige Raumstationen arbeiten. Mehr darüber findet ihr bei Gizmodo.

So könnte LIGO gigantische Alien-Raumschiffe identifizieren

  • Seit Jahrzehnten hält die Menschheit Ausschau nach außerirdischem Leben im Weltraum. Doch bisher: Stille. Eine Forschungsgruppe aus den USA, Israel und Schweden schlägt daher in einem als Preprint veröffentlichten Paper eine neue Methode vor, um Spuren von Alien-Technologie zu finden. Das auf der Erde befindliche LIGO-Observatorium – das steht für Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium – könnte genutzt werden, um Gravitationswellen aufzuschnappen, die von Raumschiffen stammen. Um messbare Wellen zu erzeugen, müssten die Schiffe allerdings in etwa die Masse des Jupiters haben und auf ein Zehntel der Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Oder über einen Warp-Antrieb verfügen. Wer eine unkompliziertere Zusammenfassung der Idee lesen will, kann das bei Phys.org machen.

Sind Magic Mushrooms & Co. „overhyped”?

  • In Forschung und Start-ups, die sich mit psychedelischen Drogen zum Einsatz für eine bessere mentale Gesundheit beschäftigen, sind in den letzten paar Jahren Millionensummen geflossen. Auch wir haben über die möglichen heilsamen Wirkungen von Psilocybin und anderen Stoffen bei Krankheiten wie Depressionen geschrieben. MIT Technology Review mahnt jetzt allerdings vor zu großen Hoffnungen. Denn die Studienlage sei bisher recht dünn und aus Sicht kritischer Experten nicht ausreichend, um den aktuellen Hype zu rechtfertigen.

Partnerschaft zwischen Mercedes und Rivian liegt schon wieder auf Eis

  • Erst im September hatten Mercedes-Benz und das E-Auto-Start-up Rivian eine Partnerschaft angekündigt. Sie wollten zusammen Plattformen für elektrische Lieferfahrzeuge entwickeln und gemeinsame Fabriken für deren Produktion betreiben. Doch nun hat sich Rivian abrupt aus der Partnerschaft zurückgezogen – oder offiziell: deren Voranschreiten pausiert. Das Unternehmen fürchte, zu viel Geld während einer schlechten ökonomischen Gesamtlage zu investieren, berichtet The Verge. Die Firma wolle sich derzeit lieber auf die bereits bestehenden Geschäfte konzentrieren.

Vernachlässigt Elon Musk Tesla?

  • Elon Musk sorgt bei Twitter weiterhin für Chaos und mit seinen Tweets für Entrüstung und Sorge – mehr dazu findet ihr… eigentlich überall. Hier nur ein Randaspekt, der seine übrigen Firmen betrifft. Der drittgrößte Tesla-Anteilseigner und langjährige Elon-Musk-Fan KoGuan Leo hat gefordert, dass der Multimilliardär als Chef des E-Autobauers abtreten sollte. Wie KoGuan Leo schreibt, habe Tesla derzeit faktisch keinen CEO, da Musk alle Zeit für Twitter verwende. Hinzu komme, dass Musk mit seinen Ausfällen dem Ansehen von Tesla schade. Das Unternehmen brauche einen fähigen Verwalter im Stile eines Tim Cook.

Donald Trump verkauft jetzt auch NFTs

  • Schön sind sie nach ziemlich einhelliger Meinung der Kritiken nicht – sie sehen eher nach mittelmäßigen Photoshop-Kenntnissen aus –, aber wir wollten sie auch euch auch nicht vorenthalten: Der Ex-US-Präsident Donald Trump, der wieder antreten will, verkauft zum Fundraising jetzt auch NFTs. Denn – Zitat: „Amerika braucht einen Superhelden.“ Falls ihr darüber mehr erfahren wollt, werdet ihr bei t3n fündig.

Filmtipp: Alles ist Eins. Außer der 0.

  • In der ARD-Mediathek gibt’s derzeit eine schöne Doku über die Geschichte des legendären Chaos Computer Club, kurz: CCC. Im Mittelpunkt: sein Gründer Wau Holland alias Dr. Wau. Sehr schön gemacht und hier zu finden.

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