Für SpaceX ist Weltraumtourismus bisher kein allzu großes Thema gewesen. Doch jetzt ging das Unternehmen von Elon Musk eine Partnerschaft mit dem Raumfahrtreisebüro Space Adventures ein. Gemeinsam wollen sie ihren Kunden weit mehr bieten als die Konkurrenz von Virigin Galactic und Blue Origin.
Von Michael Förtsch
Das Weltraumunternehmen von Elon Musk hat bislang vor allem gut dotierte Regierungs- und Industrieprojekte abgearbeitet. Es brachte Nachschublieferungen zur ISS und zahlreiche Satelliten ins All. Spektakuläre Ankündigungen wie der mehrere Milliarden US-Dollar teure Mondflug des japanischen Unternehmers Yusaku Maezawa waren eher Einzelfälle. Doch bald könnte SpaceX zum aktiven Tourismusunternehmen werden. Dafür ging der Raketenbauer nun eine Partnerschaft mit Space Adventures ein, das vor 19 Jahren bereits den Flug von Dennis Tito zur ISS organisiert hatte, dem ersten Weltraumtouristen überhaupt.
Anders als das vom britischen Milliardär Richard Branson gegründete Virgin Galactic und Amazon-Gründer Jeff Bezos’ Blue Origin will SpaceX die zahlenden Kunden nicht nur knapp an die Grenze zum Weltraum in rund 100 Kilometer Höhe befördern, wo sie mehrere Minuten schwerelos schweben und die Krümmung der Erde sehen können. Sie sollen mit einer der Dragon-2-Raumkapseln zumindest ein wenig in die Tiefe des Weltraums vorstoßen.
Angepeilt wird die doppelte Flughöhe der Internationalen Raumstation – das wären 800 Kilometer gemessen von der Erdoberfläche. Damit wären die Touristen sogar weiter im All als alle Space-Shuttle-Astronauten. Zwei- bis dreimal sollen die zahlenden Kunden die Erde umrunden und dann sicher zur Oberfläche zurückstürzen. Dieser Flug soll bis zu fünf Tage dauern und vollkommen autonom – also ohne einen Piloten an Bord – ablaufen. Für Notfälle sollen die Passagiere jedoch mit allen wichtigen Systemen vertraut gemacht werden.
Vier Touristen sollen auf jedem Flug dabei sein – und dabei ein ähnliches Erlebnis erfahren wie die Astronauten der NASA. Denn für die Touristenflüge wird die gleiche Kapsel verwendet werden, die schon bald regelmäßig mit dem Personal der US-Raumfahrtbehörde zur Raumstation starten soll. Im Mai 2020 wird womöglich die erste bemannte NASA-Mission zur ISS von SpaceX abgewickelt. Das wäre nicht nur eine Premiere für SpaceX, sondern die private Raumfahrtindustrie insgesamt. Denn bisher wurden sämtliche bemannten Raumfahrtmission von staatlichen Stellen durchgeführt.
Was kostet der SpaceX-Flug ins All?
Der erste Touristenflug von SpaceX soll zwischen Ende 2021 und Mitte 2022 stattfinden. Zu den Preisen aber auch den Voraussetzungen für einen Flug schweigen sich SpaceX und Space Adventures noch aus. Vorerst sollen diese nicht öffentlich bekannt gemacht werden. Die bisher von Space Adventures organisierten Weltraumabenteuer kosteten jedoch durchgehend mehrere Millionen US-Dollar – und richteten sich damit ausschließlich an Multimillionäre und Milliardäre. Das dürfte hier nicht anders sein.
Nach einem NASA-Bericht von 2019 kostet ein bemannter SpaceX-Flug die NASA rund 55 Millionen US-Dollar pro Sitz. 2019 hatte das Raumfahrtunternehmen Bigelow Aerospace für eigene Weltraumtourismuspläne kurzzeitig vier bemannte Missionen für je vier Passagiere bei SpaceX gebucht. Jeder Platz sollte für rund 52 Millionen US-Dollar weiterverkauft werden. Das Raumfahrt- und Raumstation-Start-up Axiom Space setzt einen vergleichbaren Preis. Es will für einen Flug auf die Raumstation 55 Millionen US-Dollar in Rechnung stellen. Zum Vergleich: Ein Flug in der russischen Sojus-Kapsel kostet rund 86 Millionen US-Dollar.
Die Konkurrenz von SpaceX wäre da unspektakulärer, aber auch deutlich günstiger. Ein Suborbital-Flug mit Virgin Galactic kostet 250.000 US-Dollar. Mitte Februar war das Raketenschiff VSS Unity samt Trägerflugzeug VMS Eve in Vorbereitung erster kommerzieller Flüge zum sogenannten Spaceport America in New Mexico transportiert worden. Blue Origin, das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos, will rund 200.000 US-Dollar pro Flug an die Grenze zum All verlangen. Ab Sommer 2020 sollen Tests der Rakete und Kapsel stattfinden und noch vor Ende des Jahres könnten erste Touristenflüge starten.