SpaceX hat den ersten Touristenflug um die Erde auf den Weg geschickt

Am heutigen Donnerstagmorgen hat SpaceX vier Touristen auf einen mehrtägigen Flug in die Erdumlaufbahn geschickt. Die Mission Inspiration4 ist der erste private Weltraumflug dieser Art.

Von Michael Förtsch

Um 2:00 Uhr deutscher Zeit – 20:00 Uhr Ortszeit – erreichte der Countdown die Null. Dann startete eine Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral, Florida. An der Spitze trug sie eine Crew-Dragon-Kapsel namens Resilience, die zwölf Minuten nach dem Erreichen der Erdumlaufbahn abgekoppelt und auf ihre Reise geschickt wurde. Bei der Besatzung handelte es sich dabei nicht um Astronauten der NASA oder einer anderen Weltraumbehörde, sondern um Zivilisten. Der Milliardär Jared Isaacman, Gründer des Industrie- und Branchenbezahldienstes Shift4, hatte den Flug bei SpaceX geordert und einen Platz bei einer Spendenaktion verlost. 200 Millionen US-Dollar will er dadurch für das St. Jude Children‘s Research Hospital in Memphis und die Krebsforschung sammeln.

Gewonnen hat den Mitflug der frühere Luftwaffensoldat und Ingenieur Chris Sembroski. Und zwar, weil, wie Isaac sagt, er ihn „besonders inspiriert“ habe. Auch seine weiteren Begleiter seien Menschen, die für ihn für inspirierende Eigenschaften stehen – daher auch der Name der Mission: Inspiration4. Das sind neben Sembroski die Arzthelferin Hayley Arceneaux, die im St.-Jude-Krankenhaus für krebskranke Kinder arbeitet und selbst an Krebs erkrankt war. Und Sian Proctor, eine ehemalige Fernsehmoderatorin und Professorin für Geologie, die sich einst bei der NASA als Astronautin beworben hatte. Sie ist auch die offizielle Pilotin des Flugs, selbst wenn die Mission komplett von einem Computersystem gesteuert wird.

Die Mission soll insgesamt drei Tage dauern. In dieser Zeit wird die Dragon-Kapsel mehrfach die Erde in 500 bis 575 Kilometern Höhe umrunden. Es ist der erste zivile Weltraumflug dieser Art. Den Astronauten soll sich in dieser Zeit neben der Erfahrung der Schwerelosigkeit vor allem ein grandioser Ausblick bieten. Denn für die Mission rüstete SpaceX die Dragon-Kapsel mit einem riesigen Panoramafenster aus, das sich an der Spitze befindet, wo normalerweise die Andockmechanik sitzt, mit der eine solche Kapsel an die Internationale Raumstation ankoppelt.

Viel Werbung

Während des Flugs sollen ein Videocall in das Kinderkrankenhaus und wissenschaftliche Experimente stattfinden. Aber die vier Astronauten machen auch Werbung. Unter anderem soll auf einer 2.000 US Dollar teuren Ukulele gespielt werden, die Sembroski mit an Bord gebracht hat. Der Uhrenfabrikant IWC hat die Astronauten mit speziell für den Flug gestalteten Uhren ausgestattet, die farblich zu den Raumanzügen passen. Der Streaming-Dienst Netflix, der eine mehrteilige Dokumentation zur Mission produziert, hat den Astronauten eine Plüschrakete aus der Serie Space Racers mitgegeben. Zudem sind ein iPhone mit mehreren NFTs – darunter ein Song der Band Kings of Leon – und eine Packung Hopfen an Bord, aus dem nach der Rückkehr Weltraumbier gebraut werden soll.

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Die Mission ist nicht zuletzt aber auch Werbung für SpaceX, das mit dem Rundflug der Konkurrenz Blue Origin und Virigin Galactic weit voraus ist. Denn die können ihren Kunden bislang nur einen Flug an den Rand des Weltraums und wenige Minuten an Schwerelosigkeit bieten.

Die nächsten Touristenmissionen stehen schon. Unter anderem soll SpaceX gemeinsam mit dem Start-up Axiom Space gegen Anfang 2022 die Investoren Larry Connor, Mark Pathy und Eytan Stibbe zur Internationalen Raumstation fliegen. Bei einer späteren Mission sollen Tom Cruise und der Regisseur Doug Liman dabei sein, um an Bord der ISS einen Film zu drehen. Derzeit für das Jahr 2023 ist ein Touristenflug rund um den Mond mit dem Starship geplant. Die Mission #dearMoon hat der japanische Milliardär Yusaku Maezawa geordert. Er will mit mehreren Künstlern auf diese Reise gehen – eingeladen wurde schon der Regisseur Damien Chazelle.

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